Velbert bleibt den Stadtwerken treu
Aufatmen bei 160 Angestellten: Die Stadt vergibt die Strom- und Gaskonzession für die nächsten 20 Jahre erneut an die eigene Tochter.
Velbert. Seit 124 Jahren sind die Stadtwerke Velbert in unterschiedlichen Rechtsformen für Velberts Strom-, Gas- und Wasserversorgungsnetz zuständig. Das hätte sich in diesem Jahr ändern können. Zumindest theoretisch. Doch jetzt hat sich die Stadt nach einem einjährigen Vergabeverfahren — zunächst allerdings nur bei Strom und Gas — wieder für die eigene Stadttochter entscheiden.
Stadtwerke-Geschäftsführer und Altbürgermeister Stefan Freitag sagte gestern: „Das war für uns eine ganz wichtige Entscheidung.“ Er erinnerte daran, dass sich von den 250 Mitarbeitern der Stadtwerke 160 ausschließlich um den Netzbetrieb kümmern. „Die Anspannung bei den Mitarbeitern war gerade in den letzten Tagen groß“, berichtete Freitag.
Warum überhaupt ein Vergabeverfahren? Schließlich lief der Konzessionsvertrag mit den Stadtwerken eigentlich noch bis zum 31. Dezember 2022. Allerdings meldete sich das Landeskartellamt bei der Stadt und wies darauf hin, dass der Vertrag zwischen Velbert und den Stadtwerken nach aktueller Rechtslage so nicht mehr möglich ist. Bürgermeister Dirk Lukrafka erklärte: „Im alten Vertrag waren alle drei Medien Strom, Gas und Wasser zusammengefasst. Da mussten wir jetzt für eine klare Trennung sorgen.“ Einvernehmlich habe man den Vertrag aufgelöst.
In den Verhandlungen zwischen Stadt und dem einzigen Bieter des Verfahrens wurde der Konzessionsvertrag jedoch nicht einfach in zwei Bereiche aufgeteilt und erneuert, sondern auch inhaltlich in die neue Zeit geholt Lukrafka: „Der alte Vertrag hatte noch vier Seiten, jetzt sind es 35.“ So seien in dem Papier jetzt viele Dinge geregelt, die in der Vergangenheit zu mühseligen Absprachen und Verhandlungen geführt haben, weil sie nicht vertraglich fixiert waren.
Beispielsweise sind Punkte zum Thema Umweltschutz aufgenommen worden und Abstimmungsverfahren geregelt, etwa im Straßenbau. Hintergrund: Wenn die Stadtwerke an den Leitungen arbeiten und dafür die Straßen aufreißen, sollte das möglichst mit Stadt und Technischen Betrieben abgestimmt sein, so dass doppelte Arbeiten verhindert werden können.
Gegen den möglichen Eindruck, die Vergabe von Stadt an die eigene Tochter sei eine reine Formsache, wollte Stadtwerke-Geschäftsführer Freitag vorbeugen: „Wir haben bei den Verhandlungen bei Null angefangen, so wie andere Wettbewerber. Da zählten auch die letzten 124 Jahre nicht mehr.“ Auch sei die Verhandlungsposition keine privilegierte gewesen. „Ich habe jetzt erst erfahren, dass wir der einzige Bieter waren.“
Was ändert sich für den Endverbraucher? Im Endeffekt nichts. „Der Kunde soll auch gerade nichts von der Umstellung merken“, betonte Lufkrafka. Genau die gleiche gewohnte Sicherheit im Netzbetrieb der vergangenen Jahre, wolle man jetzt weiterhin bieten.
Auch finanziell bleibt für die Stadt alles beim Alten. Die Konzessionsabgabe liegt weiterhin bei 4,3 Millionen Euro pro Jahr. Der Betrag beinhaltet jedoch Strom, Gas und Wasser.
Genau bei letzterer Konzession sind die Würfel aber noch nicht abschließend gefallen. Lukrafka schätzt, dass es im ersten Quartal 2016 zu einem Ergebnis kommen wird.