Velbert: Amokfahrt durch Langenhorst: Fahrer muss zwei Jahre in Haft

Der Mann aus Essen (48) wollte „nur“ einen Bagger stehlen.

Velbert/Wuppertal. 17 demolierte Autos und ein Sachschaden von rund 90 000 Euro - so fiel die Bilanz einer Amokfahrt aus, die einen 48-jährigen Mann aus Essen Anfang Juli quer durch Langenhorst führte. Seit am Montag addieren sich noch ein paar Details dazu: Das Amtsgericht Wuppertal verurteilte den Mann wegen gemeinschaftlichen Diebstahls, Fahrens ohne Fahrerlaubnis sowie wegen Unfallflucht zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von zwei Jahren - ohne Bewährung.

Eine richtige Erklärung fand der Essener, der zuletzt von Hartz IV lebte, am Montag dabei nicht für seine 20-minütige Fahrt. Er habe eigentlich für zwei Bekannte einen Anhänger mit einem Kleinbagger stehlen wollen, wofür man ihm 2000 Euro geboten habe. Doch ein Anwohner, der an jenem Freitagabend, dem 3. Juli, mit seinem Hund auf der Bismarckstraße unterwegs war, beobachtete, wie der Anhänger zu später Stunde umgekuppelt wurde und alarmierte die Polizei. Es begann eine abenteuerliche Verfolgungsjagd durch den Ortsteil Langenhorst, von der man dort noch heute spricht.

"Ich habe einfach Panik bekommen, als die Polizei kam", versuchte der Angeklagte am Montag vor Gericht seine Flucht zu erklären. Der Verstand habe ausgesetzt und er sei einfach drauf losgefahren. Und weil der Essener sich in Velbert nicht auskannte, fuhr er bei seiner Flucht immer wieder im Kreis. Dies tat er nach Aussage der Polizeibeamtin, die ihn damals verfolgte, zwar "rasant", doch attestierte sie ihm am Montag anerkennend: "Er ist verdammt gut gefahren."

Davon konnten sich die Prozessbeteiligten am Montag selbst ein Bild machen, als ein Polizeivideo Eindrücke der Verfolgungsjagd durch das Wohnviertel gab. Während der Streifenwagen mitunter Mühe hatte, den Anschluss zu halten, manövrierte der 48-Jährige, der seit Jahren nicht im Besitz eines Führerscheins ist, seinen Lkw samt Anhänger und Bagger eine Weile gekonnt vorbei an den geparkten Autos - und das zum Teil bei Tempo 80. Dabei habe der drogensüchtige Mann eigentlich nur ein Ziel gehabt: den Anhänger loszuwerden. Darum, so der vorbestrafte Mann, habe er solche Schlenker gefahren.

Wie durch ein Wunder wurde bei dieser Fahrt niemand ernsthaft verletzt - eine Fußgängerin konnte in letzter Sekunde zur Seite springen. Doch der 48-Jährige rammt immer wieder parkende Fahrzeuge, am Nordhang verliert er den Bagger, dann bricht die Anhängerkupplung ab - die Polizistin kann nur mit einer Vollbremsung einen Unfall verhindern.

Als er schließlich in einer Sackgasse landet, flüchtet er zu Fuß - und wird geschnappt. "So spektakulär habe ich mir das nicht vorgestellt", sagte der Angeklagte am Montag. Dafür bekam er nun die Quittung.

Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.