Neviges Der Borkenkäfer setzt dem Wald gewaltig zu
Neviges · Für das Holz der befallenen Bäume finden sich keine Abnehmer. Der Klimawandel hinterlässt in den Wäldern immer deutlichere Spuren.
. Der Mai ist gekommen, die Bäume schlagen aus – aber den Forstleuten stehen die Sorgenfalten tief im Gesicht. „Die Laubbäume sind zwar ausgeschlagen und grün, aber der Totholzanteil ist hoch, und es sind viele Folgeschäden zu sehen. Besonders der Ahorn ist betroffen, was sich in der Abspaltung von Rinde zeigt“, hat Peter Tunecke festgestellt. Der sich abzeichnende Klimawandel hinterlässt Spuren in den heimischen Wäldern. „In einem Meter Tiefe ist die Erde staubtrocken, die Kapillarwirkung nach unten ist für die Bäume nicht mehr gegeben, die Bäche führen kaum Wasser“, beschreibt der städtische Förster den derzeitigen Zustand.
„In den vergangenen 13 Monaten war die Temperatur zu hoch, selbst im November gab es Spitzentemperaturen von 20 Grad. Bereits im Juli hatten die Laubbäume einen Teil ihrer Blätter abgeworfen, um die Verdunstung zu verringern, die Regenschauer im September kamen zu spät.“
Durch den milden Winter wurden die Probleme im Wald verschärft, besonders bei den Fichten: „Die Borkenkäfer gingen nicht kaputt, wir haben einen massiven Käferdruck auf die Bäume. Aus einem Borkenkäfer können sich im Laufe eines Jahres durch nachfolgende Generationen und Geschwisterpaarungen bis zu 130 000 Exemplare entwickeln. Wir haben eine Käferplage wie seit 70 Jahren nicht mehr“, klagt der Förster, der sein Holz nicht mehr los wird. „Allein der Sturm ,Friederike’ im Januar 2018 hat die Menge von einem Jahreseinschlag gebracht, jetzt kommen die Käferschäden dazu. Es fehlt an Abfuhrkapazitäten, die Sägewerke können das Aufkommen nicht bewältigen, die Preise sind im Keller, der gesamte Holzmarkt ist gestört. Die Folgen sind schlimmer als seinerzeit beim Sturm ,Kyrill’, weil noch weitere Bäume absterben werden. Wir haben die Käferbäume aufgearbeitet, indem deren Stämme zu Hackschnitzeln verarbeitet wurden, und damit die Schädlinge abgetötet. Mit Chemie arbeiten wir nicht“, versichert Tunecke, der auch in vielen Privatgärten abgestorbene Nadelbäume entdeckt hat. „Jetzt müssen wir schauen, was sonst noch für Schädlinge auftreten, wie Eichenprozessionsspinner und Pilzarten, die sich durch Hitze und extremen Wassermangel entwickeln konnten.“
Gefahrenbäume darf die Stadt Velbert nicht stehen lassen
In den kommenden Sommermonaten werden die Forstarbeiter zur Kettensäge greifen müssen. „Gefahrenbäume an Straßen, Wegen oder Leitungen können wir nicht stehen lassen, wir müssen der Verkehrssicherungspflicht nachkommen.“ Daneben richtet sich die Aufmerksamkeit der Forstwirtschaft auf die Schaffung eines gesunden Bestandes, wobei Nachpflanzungen nicht so ohne weiteres möglich sein werden. „Es sind jetzt viele Flächen frei geworden, die Nachfrage nach Pflanzen ist entsprechend hoch und kann nicht so ohne weiteres erfüllt werden. Die neuen Kulturen aus dem Jahr 2018 sind wegen der Trockenheit ausgefallen. Die drei- bis vierjährigen Bestände konnten dank des Einsatzes der Feuerwehr mit Wasser versorgt werden.“
Der Klimawandel und die damit verbundenen Auswirkungen auf den Wald beschäftigt den Stadtförster weiter. Gestern nahm er an einer Fachtagung teil, die sich genau mit diesem Thema beschäftigt.