Wülfrath Einbrecher kommen mit Bewährung davon

Wülfrath · Vor dem Amtsgericht Wuppertal legten die Angeklagten ein Geständnis ab. Sie sind nicht vorbestraft, die Sozialprognose gut.

 Der Prozess gegen die beiden Angeklagten fand vor dem Amtsgericht in Wuppertal statt.

Der Prozess gegen die beiden Angeklagten fand vor dem Amtsgericht in Wuppertal statt.

Foto: dpa/Bernd Thissen

. Es war eine spektakuläre Jagd auf Einbrecher nach einer Tat am Lärchenweg. Die Polizei setzte einen Hubschrauber und Hunde ein und fasste zwei Männer. Sie hatten bei ihrer waghalsigen Flucht quer durch die Wülfrather City mit ihrem schwarzen BMW einen schweren Verkehrsunfall verursacht. Der Fluchtfahrer hat nach eigenen Angaben nie eine Fahrstunde besucht. Er hatte einen gefälschten, albanischen Führerschein bei sich, der bei einer oberflächlichen Verkehrskontrolle wohl für echt gehalten worden wäre. Ein mutmaßlicher dritter Täter entkam.

Laut Urteil ging bei dem Einbruch Schmuck für 4000 Euro verloren. Tatort war eine Doppelhaushälfte, deren Bewohner auf Urlaubsreise waren. Für das Geschehen vom 22. November 2018 verurteilte das Amtsgericht Wuppertal zwei 23 und 26 Jahre alte Angeklagte zu Bewährungsstrafen. Die noch nicht rechtskräftig Verurteilten brauchen Gefängnis von 22 beziehungsweise 16 Monaten nicht zu verbüßen, wenn sie straffrei bleiben und Sozialstunden leisten. Grund für das milde Urteil ist, dass keine Vorstrafen vorliegen und die Ermittlungen ihnen keine weiteren Taten zuordnen konnten. Die vorsitzende Richterin Barbara Bittner stellte klar: „Wir haben ein ungutes Gefühl, aber das ist kein Beweis.“

Beide Angeklagte hatten gestanden. Sie hätten sich am Tattag in einem Lokal in Düsseldorf entschlossen „etwas zu machen“. Sie seien ziellos umher gefahren und hätten sich das Haus in Wülfrath willkürlich ausgesucht. Der Jüngere habe ein Fenster aufgehebelt. Danach hätte einer die Haustür von innen mit einem Stuhl verbarrikadiert, damit sie nicht überrascht würden.

Die Alarmanlage blinkte,
ein Zeuge rief die Polizei

Der Einbruch flog auf, weil an der Fassade ein Alarmlicht blinkte. Ein Augenzeuge rief die Polizei. Laut Zeugen fand die den Flucht-BMW mit eingeschaltetem Warnlicht. Dunkel gekleidete Männer seien vom Haus zum Auto gelaufen und hinein gesprungen. Es folgte eine Verfolgungsjagd. Richtern Bittner kommentierte: „Diese Fahrt darf man getrost als rücksichtslos bezeichnen.“

An der Kreuzung Velberter Straße/Mettmanner Straße stieß der Flucht-BMW mit dem Auto eines 69 Jahre alten Fahrers zusammen. Der sagte unter Tränen im Gericht aus: Er sei froh, dass er noch da sei. Die Angeklagten sollen weggerannt sein, ohne auch nur einmal nach ihm zu sehen.

Die Version der Angeklagten wirft Fragen auf, verdeutlichte die vorsitzende Richterin: „Das ist schon ein Zufall, dass sie von Düsseldorf ein ganzes Stück bis nach Wülfrath gefahren sind. Am Ziel angekommen, parkt einer den Wagen und die anderen gehen noch 100 Meter weiter, um da einzubrechen. In Düsseldorf wird es doch wohl auch schöne Häuser geben.“

Unklar bleibe außerdem, wie die Männer an den BMW kamen. An dem Auto aus Recklinghausen waren gestohlene Kennzeichen montiert. Der ältere Angeklagte sagte, eine Bekannte habe das Auto zur Verfügung gestellt. Der 43 Jahre alte Eigentümer des Wagens wiederum erklärte, er habe das Fahrzeug einem Pärchen zur Probefahrt überlassen gehabt. Und er kenne die Angeklagten „eigentlich nicht“. Zur Bewährung stellte die Richterin fest: „Es bestehen keine Anhaltspunkte, dass es keine positive Sozialprognose gibt.“ Der ältere Angeklagte will zu einem Verwandten nach Karlsruhe gehen. Der Jüngere will zur Familie nach Albanien zurückkehren und dort arbeiten. Beide baten das Unfallopfer um Entschuldigung. Das Urteil können beide noch angreifen.