Wald Stadt hat mehr als 2000 Nadelbäume gefällt

Stürme und Trockenheit: Der Borkenkäfer hatte in Wuppertal ideale Lebensbedingungen.

Förster Christian Buschmann zeigt einen Streifen vollständig abgestorbenen Waldes.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Wuppertals Wald geht es schlecht: Mehr als 2000 Nadelbäume sind in diesem Sommer von der Stadt gefällt worden, um die Ausbreitung des Borkenkäfers einzudämmen. Zudem sind von mehr als 20 000 Neuanpflanzungen nach den Stürmen im ersten Quartal des Jahres rund 80 Prozent in der Dürreperiode, die sich bis in den Oktober gezogen hat, abgestorben. Förster Christian Buschmann zeigt sich erschüttert: „Ich bin seit mehr als 20 Jahren dabei. Aber so etwas hatten wir noch nie.“

Der extrem trockene Sommer und die vorangegangenen Stürme, die auf dem Waldboden für viel totes Holz gesorgt haben, hätten die idealen Bedingungen für den Borkenkäfer geschaffen. Der Feind der Fichten kann sich extrem schnell vermehren: „Ein Käfer kann bis zu 1000 Nachkommen haben“, sagt Buschmann. Gegensteuern könne man da nur mit der Fällung der betroffenen Bäume. Für Buschmanns Kollegen, die im heißen Sommer mit dicker Schutzkleidung tagelang im Wald arbeiten mussten, war das eine besonders harte Saison. „Normalerweise fällen wir gar nicht im Sommer“, so der Förster. Die Auswirkungen der Fäll-Aktion lassen sich in verschiedenen Stellen im Stadtgebiet sehen, unter anderem in Cronenberg, wo der Wald richtige Kahlflächen aufweist.

Mit dem Winter erledigt sich das Borkenkäfer-Problem nicht. „Der überwintert“, sagt Buschmann. So könnte ein erneut trockener Frühling direkt wieder zu einem starken Käfer-Befall führen. Nur ein knackig kalter Winter könne es dem Käfer, der sich im Boden und in der Baumrinde vor Wind und Wetter schützt, ungemütlich machen. „Wir bräuchten dann aber mindestens drei Wochen richtig kaltes Wetter und Schnee. Nicht wärmer als -10 Grad.“

Von dem Holz aus dem Kahlschlag hat die Stadt noch nicht einmal profitieren können. Normalerweise bringe ein Kubikmeter Holz rund 100 Euro ein. Doch durch die Hitzewelle, die nicht nur Deutschland getroffen hat, sei der europäische Markt extrem gesättigt gewesen. „Da war man froh, wenn man das Holz überhaupt noch abgefahren bekommt“, berichtet Buschmann. „Ist schon traurig, wenn so ein 100 Jahre alter Baum einfach in die Tonne gekloppt wird.“

Jetzt braucht Wuppertal viel Niederschlag. Der Waldboden hat sich noch immer nicht erholt. „Der Bodenspeicher ist leer. Die Erde ist nur noch bis drei Zentimeter in die Tiefe befeuchtet“, sagt Buschmann. Ein erneuter trockener Sommer wäre jetzt „fatal“. Dann sieht Buschmann auch reihenweise Laubbäume umkippen, die von der Dauertrockenheit Wurzelschäden nehmen können. Zudem besteht die Gefahr, dass sich auch andere Insekten ungehindert ausbreiten. Etwa der Frostspinner, der bei Eiche und Buche fatalen Schaden anrichten kann.

Der Wupperverband hat das extreme Wetter des Jahres 2018 dokumentiert. Zum Jahresbeginn gab es mehrere Stürme, im Mai und Juni prasselte dreimal Starkregen auf Wuppertal ein - einmal mit extrem hohen Sachschäden in Elberfeld und Barmen. Darauf folgte eine lange Trockenphase im Sommer und Herbst. Ein Beispiel, wie trocken das Jahr war: An der Messstelle Bever-Talsperre in Hückeswagen fielen 1120 Liter Niederschlag im gesamten Wasserwirtschaftsjahr. Das sind 177 Liter weniger als im Jahresdurchschnitt für diese Messstation.