Velbert rüstet sich für 2200 Flüchtlinge
Klinik, Verwaltungsgebäude, Reihenhäuser: Die Stadt schilderte den Bürgern im Forum Niederberg die Planungen.
Velbert. Im Januar dieses Jahres hatte Velbert 452 zugewiesene Flüchtlinge, heute sind es 1030 und Ende 2016 könnten es nach einer Hochrechnung der Stadt 2200 sein. Um darauf vorbereitet zu sein, stellte der Rat jetzt die Weichen. Was das im einzelnen bedeutet, erklärte die Verwaltung jetzt gebündelt im Forum Niederberg. „Wir wollen sie mitnehmen“, sagte Bürgermeister Dirk Lukrafka den rund 200 Besuchern, die der Einladung in den Theatersaal gefolgt waren.
Den Stein ins Rollen gebracht hatte der Rat bereits am Dienstag (die WZ berichtete). Für die Herrichtung des ehemaligen Nevigeser Krankenhauses zu einer Flüchtlingsunterkunft für zunächst 200 und später 400 Menschen, nimmt die Stadt kurzfristig 425 000 Euro in die Hand. Ebenfalls auf die Schnelle zu realisieren ist der Umbau des ehemaligen Verwaltungsgebäudes Am Lindenkamp in eine Landesunterkunft für 250 Personen.
Andreas Sauerwein vom Immobilienservice der Stadt machte deutlich, warum viele der von der Stadt geprüften Standorte — etwa auch der Domparkplatz in Neviges — nicht für Flüchtlinge geeignet sind: „Es bleibt immer die entscheidende Frage: Wo sind die sanitären Anlagen?“ Das Krankenhaus bot zumindest was die WC-Räume angeht, besonders gute Voraussetzungen, während das Verwaltungsgebäude normalerweise weniger geeignet gewesen wäre. „Wir haben aber mit viel Glück Duschcontainer auf dem Markt ergattert“, sagte Sauerwein.
Ebenfalls grünes Licht gab der Rat für die Sanierung des städtischen Gebäudes am Hixholzer Weg für 50 Menschen und die Errichtung von Reihenhäusern an den Standorten Siebeneicker Straße, Elberfelder Straße, Gewerbestraße und vom Bruck Straße. Sauerwein zu der Auswahl: „Das sind die Grundstücke, die am schnellsten bebaubar sind.“ Parallel werden Wohnungen angemietet.
Michael Bösebeck, Abteilungsleiter Sport, zeichnete den schweren Weg nach, den der Schul- und Vereinssport in den vergangenen Monaten gehen musste. Erst traf es das Haus des Sports, dann die Sporthalle Grünstraße, dann die Halle am Waldschlößchen und zuletzt die Sporthalle Nizzatal. „Wir sehen uns jetzt am Limit“, sagte er. Der Schulsport wird neu verteilt und viele Vereine fanden Lösungen, es gibt aber auch Gruppen ohne Halle. Etwa SC Velbert oder FC Offers. Der NTV verlor erst die Halle am Waldschlößchen und dann den Standort Nizzatal.
Die Stimmung im Saal war geordnet und sachlich. Viele Velberter stellten Detailfragen oder baten ihre Hilfe an. Erst als ein Bürger die Flüchtlingssituation als „Wasserrohrbruch“ und „Minusgeschäft für Velbert“ bezeichnete, kam Unruhe auf. Im Verlauf adressierte Bürgermeister Dirk Lukrafka klare Worte an den Redner: „Es ist unsere verdammte Pflicht, diesen Leuten Obdach zu geben.“