Velbert: Stadtwerke-Verbund ist endgültig vom Tisch

Der Rat beschließt den Ausstieg aus der geplanten Kooperation mit Remscheid und Solingen. Stattdessen wird RWE noch stärker beteiligt.

Velbert. Jetzt ist es offiziell: Die Fusion mit den Stadtwerken Remscheid und Solingen ist vom Tisch, Velbert steigt aus dem Kooperationsvorhaben Rheinisch-Bergischer Stadtwerke-Verbund (RBSV) endgültig aus. Das hat der Stadtrat in nichtöffentlicher Sitzung beschlossen.

Im Gegenzug wird die RWE Rhein-Ruhr AG ihren Anteil an den Stadtwerken Velbert (SWV) weiter auf künftig 49,9 Prozent erhöhen. 2008 hatten die Essener bereits 19,5 Prozent von den Wuppertaler Stadtwerken für einen zweistelligen Millionenbetrag übernommen. Nun sollen weitere 10,4Prozent der von der städtischen Tochter Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft (VVH), der Muttergesellschaft der Velberter Stadtwerke, gehaltenen Geschäftsanteile an RWE gehen. Auch dafür gab der Stadtrat grünes Licht.

Nachdem Velbert 2006 die Kooperation mit den Wuppertaler Stadtwerken aufgekündigt hatte, waren zunächst Sondierungsgespräche und dann immer konkretere Verhandlungen mit Remscheid und Solingen aufgenommen worden. Zwei Beratungsunternehmen begleiteten den komplizierten Prozess einer Unternehmenszusammenführung. Von einer Fusion erwarteten sich die drei Partner ein gemeinsames jährliches Einsparpotenzial in Höhe von 19 Millionen Euro und eine stärke Position am Markt.

Kurz bevor allerdings im vergangenen Dezember die entscheidenden Verträge unterzeichnet werden sollten, kamen in Velbert Zweifel an der Wirtschaftlichkeit des Verbundes auf. Die Anlaufkosten für das gemeinsame Unternehmen von 24,5 Millionen Euro schienen den Aufsichtsräten zu hoch, zugleich die vorhergesagten Einsparungen nicht mehr plausibel. Konsequenz: Velbert zog die Bremse, die Gründung des RBSV wurde nach offizieller Sprachregelung zunächst vertagt.

Gestern Mittag nun kam die Mitteilung der Stadt, dass die Fusionspläne endgültig vom Tisch seien. Weder Stadtwerke-Chef Heinz-Werner Thissen noch der Verwaltungsvorstand oder die Aufsichtsratsspitze waren für eine Stellungnahme zu erreichen. Betriebsrat Andreas Hofestädt sagte im Gespräch mit der WZ: "Der Ausstieg ist aus betriebswirtschaftlicher Sicht die einzig richtige Entscheidung für Velbert." Dennoch sei der Versuch eines Verbundes nicht überflüssig gewesen: "Es hat auf jeden Fall eine Menge an Erkenntnissen gebracht." Die Velberter Arbeitnehmervertretung hatte die angestrebte Kooperation grundsätzlich positiv gesehen und konstruktiv begleitet. "Natürlich gibt es aber bei manchen Mitarbeitern Erleichterung, weil Änderungen, die im Raum standen, nun doch nicht kommen", so Hofestädt. Jetzt werde man sich ganz auf sich selbst und die Arbeit für die Velberter Kunden konzentrieren.

Die bereits erfolgten Umsetzungsschritte zur Gründung des RBSV - die Dachgesellschaft etwa war schon aus der Taufe gehoben worden - würden jetzt rückabgewickelt, heißt es in der gestrigen Mitteilung. Wie viel dies kostet und mit wie viel der ganze Beratungsprozess zu Buche schlägt, darüber gibt es keine Angaben. Der Betrag dürfte allerdings hoch sein - in Solingen ist von zwei Millionen Euro die Rede.

Das Geld, das RWE für die weiteren Geschäftsanteile zahlt, soll laut Hofestädt im Unternehmen bleiben und nicht etwa an die Stadtkasse weitergeleitet werden. Die Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft VVH bleibt mit 50,1Prozent der Unternehmensanteile tonangebend. "Mit der Anteilsaufstockung ist keine weitere Einflussnahme auf das Unternehmen und keine stärkere Präsenz in den Gremien verbunden. Die Umsetzungsbeschlüsse fassen die Gesellschafterversammlungen der Stadtwerke und der VVH", so die Mitteilung.