Velbert Unterrichten unter Palmen

Velbert · „Das ist das perfekte Studium“, sagt Hilde Schmalzhaf (18) die seit Sommer 2020 am Berufskolleg Bleibergquelle den deutschlandweit einzigartigen Studiengang „International Teacher Education for Primary School“ (ITEPS) belegt.

Schulleiter Ludwig Wenzel und die Studentin Hilde Schmalzhaf.

Foto: Berufskolleg Bleibergquelle/Bildrechte Berufskolleg Bleibergquelle

Das Studium befähigt zum Unterrichten der Klassen eins bis vier an internationalen Schulen in Deutschland und weltweit. Schmalzhaf hat klare Vorstellungen von ihrem Traumarbeitsplatz: „Da, wo es warm ist, vielleicht auf einer Insel, am liebsten am Meer in der Nähe des Äquators“.

Ganz unrealistisch ist das nicht, Grundschullehrer an internationalen Schulen werden gesucht. Und das Studium bereitet darauf vor: erst zwei Jahre in Deutschland, dann zwei Jahre an der NHL-Stenden University in Meppel in den Niederlanden. 

Alle Sinne der Schüler sollen angesprochen werden

Neben dem Berufswunsch „Unterrichten unter Palmen“ hat ihre Begeisterung für den Studiengang viele Ursachen. Hilde Schmalzhaf listet auf: „Am Kolleg herrscht eine sehr familiäre Atmosphäre. Bei nur 16 Studierenden im Jahrgang haben wir ein gutes Miteinander. Die Dozenten kennen jeden von uns – trotz Corona und Distanzunterricht. Und die technische Ausstattung des kleinen Kollegs ist klasse.“

Dann sei da noch das günstige Wohnen auf dem Campusgelände und viele kreative Unterrichtsinhalte in den ersten Monaten des Studiums. Hilde Schmalzhaf: „Wir haben in kleinen Gruppen ein eigenes Kinderbuch geschrieben. Ziel war es, ein kompliziertes Thema für Kinder greifbar zu machen. Das hat Riesenspaß gemacht und die Ergebnisse waren einfach toll.“ 

Das Buchprojekt passt zur grundsätzlichen Ausrichtung des Studiengangs: In dessen Mittelpunkt stehen die Art und Weise, wie sich Lerninhalte erfolgreich vermitteln lassen. „In der Grundschule sollten Lehrer alle Sinne der Kinder ansprechen und ihre Freude am Lernen wecken“, sagt Ludwig Wenzel, Leiter des Berufskollegs. Auch die Entwicklung des jungen Menschen, der Umgang mit herausfordernden Kindern oder die Arbeit mit Eltern und Kollegen nimmt bei dem Studiengang viel Raum ein. „Die Studierenden sammeln bei Praktika Berufserfahrung, probieren Gelerntes aus und stellen frühzeitig fest, ob der Beruf tatsächlich zu ihnen passt“, erklärt der Pädagoge.

Studierende können finanzielle Hilfen bekommen

Fachinhalte hingegen – insbesondere die Pflichtfächer Deutsch und Mathematik – lernen die Studierenden mit deutlich geringerer Stundenzahl als im klassischen Lehramtsstudium an der Universität. Hilde Schmalzhaf kommt das entgegen: „Theorie liegt mir nicht so. Zum Lernen muss ich mich aufraffen. Aber die Lehrenden unterstützen uns zum Glück gut.“ 

Unterstützung gibt es auch finanziell: Im Gegensatz zum Grundschulstudium an der Universität erhalten Studierende im ITEPS-Studiengang auf Antrag ein alters- und elternunabhängiges Aufstiegs-BAföG, das nicht zurückgezahlt werden muss, von mehr als 800 Euro. Für die Zeit in den Niederlanden können sie sich um eine Förderung aus dem Erasmus-Programm der Europäischen Union bewerben. Und als Tüpfelchen auf dem ITEPS gibt es das „plus E“: Nach erfolgreichem Abschluss haben die jungen Frauen und Männer einen Bachelor of Education und sind zugleich staatlich anerkannte Erzieher oder Erzieherin (Bachelor Professional im Sozialwesen).

„Wenn ich also mal irgendwann keine Lust mehr habe, als Grundschullehrer oder Sonderpädagoge an einer internationalen Schule zu arbeiten, kann ich ohne Weiteres in einen Kindergarten oder eine Kindertagesstätte wechseln. Das ist schon ziemlich cool,“ sagt Hilde Schmalzhaf. Schulleiter Ludwig Wenzel ertgänzt: „Und mit einem zusätzlich an deutschen Universitäten erworbenen Master und einem Referendariat ist es außerdem möglich, an staatlichen Grundschulen in Deutschland als Lehrer zu unterrichten.“