Velbert/Theaterfest: Odysseus sticht mit Wischmopp und Blechtonne in See

Kultur: Jonas Woltemate und Nora Dickel proben seit sieben Wochen täglich für das Kinderstück, das am Samstag beim Theaterfest im Forum Niederberg zu sehen sein wird.

Velbert. "Wir erzählen heute von Odysseus", sagt Jonas Woltemate mit klarer Stimme. Neben ihm steht Nora Dickel. Sie trommelt mit heftigen Schlägen auf eine Blechtonne. Es wird laut im Raum - fast bedrohlich. Nach der Vorstellung des "listenreichen" und "heldenhaften" Protagonisten greift sie entschlossen nach dem Wischmopp, der neben ihr liegt, wirbelt damit in der Luft herum, zeigt auf Jonas Woltemate, der die Rolle des Odysseus für sich beansprucht und stellt klar: "Ich bin Odysseus." Das kann ihr Spielpartner nicht auf sich sitzen lassen - es entbrennt ein Kampf um die Rollen des Stücks, ganz wie zwischen Griechen und Trojanern.

Das Stück "Odysseus", für das Nora Dickel und Jonas Woltemate seit sieben Wochen täglich in der Langenberger Jugendeinrichtung "Gut drauf" proben, stammt aus der Feder von Theaterpädagogin Ute Kranz. Alle drei gehören zum Verein "StückWerk", der seit zwei Jahren in Langenberg beheimatet ist und im vergangenen Jahr mit dem Theaterfestival "Stoppt die Landflucht" aufhorchen ließ.

Unterstützt wird die Produktion von "Odysseus", die tourneefähig auch in Schulen aufgeführt werden kann, von der Colsman Stiftung und der Sparkasse. Am Samstag sticht der Sagenheld dann auf dem Saisoneröffnungsfest des Kultur- und Veranstaltungsbetriebes Velbert (KVBV) zur Premiere in See.

Besonders ist daran nicht nur, dass der Sagenstoff kindgerecht ab acht Jahren verpackt wurde. 20Rollen teilen Dickel und Woltemate untereinander auf, um die Geschichte der Odyssee erzählen zu können.

Und auch die Requisite macht erstmal stutzig, denn sie ist reduziert, besteht nur aus den zwei erwähnten Blecheimern und den Wischmopps. Mehr braucht das Theaterstück nicht, um die Geschichte fesselnd zu erzählen. Diese benutzen die beiden 24-jährigen Studenten der Theaterwissenschaften aber so ausdrucksstark, dass sie sofort die Fantasie anregen. So deuten sie mit den Putzgeräten beispielsweise einen erbitterten Schwertkampf an. Und das ist nicht immer einfach für die beiden Schauspieler. "Die größte Schwierigkeit ist das Timing. Gerade beim Bewegungstheater kommt es oft auf den richtigen Moment an", sagt Regisseurin Ute Kranz.

Wer sich davon überzeugen will, dass bei "Odysseus" das Timing stimmt, kann es am Samstag mit seinem Kind auf dem Theaterfest im Forum Niederberg erleben. Der Eintritt für alle Veranstaltungen im Rahmen des Fests ist frei.