Ratingen: Fortuna füllt den Stundenplan

Partnerschaft: Die Gesamtschule kooperiert mit Fortuna Düsseldorf: Trainer kommen in die Fußballklasse.

Ratingen. Frotzeleien von Schalke- oder Bayern-Fans im Kollegium musste sich Gesamtschuldirektor Michael Kreft noch nicht anhören. Dafür ist allen das neue und ehrgeizige Projekt an der Martin-Luther-King-Schule viel zu wichtig. Denn Dienstag wurde die Partnerschaft zwischen der Schule und Fortuna Düsseldorf offiziell besiegelt. Die Schule will ihren sportlichen Schwerpunkt weiter ausbauen und richtete fürs neue Schuljahr eine so genannte "fußballbetonte Klasse" ein.

Die neuen Fünftklässler können dort insgesamt bis zu sieben Stunden Sportunterricht in der Woche bekommen. Vier davon sind Fußballtraining, das von einem Fortuna-Trainer - vor allem U23 Chefcoach Goran Vucic - und einem Sportlehrer der Gesamtschule geleitet wird.

Weil die Nachfrage nach Fußball bei den Kids immer größer geworden war, hatte Kreft mit seinen Kollegen nach Lösungen gesucht. "Einer hatte Kontakte zu Borussia Mönchengladbach. Dann hatte ein anderer Wind davon bekommen und den Kontakt zu Fortuna hergestellt", blickt Kreft zurück. Da war die Sache geritzt: "Für die Kinder ist es doch viel einfacher nach Flingern oder in die Arena zu kommen als nach Mönchengladbach."

Im Frühjahr wurden alle Eltern der künftigen Fünftklässler angeschrieben und nach dem Interesse befragt. Die Resonanz war groß: Acht Mädchen und 40 Jungen wollten in die Fußball-Klasse. Nach einem Sichtungstraining blieben die Mädchen und 20 Jungen übrig: Die Fußballklasse stand.

"Mönchengladbach geht gar nicht!", scherzte Fortuna-Vorstand Paul Jäger gestern in der Aula der Gesamtschule. So ganz uneigennützig ist die Kooperation ja nicht. "Wir haben in den vergangenen Jahren großen Mist gemacht und viele Fans verloren", erklärte er den Kindern. Jetzt wolle man die junge Generation zurückgewinnen. Dafür lud er Schülerschaft und Lehrer zu einem Fortuna-Spiel ein - natürlich bei freiem Eintritt.

Markus Hirte, Leiter des Fortuna-Leistungszentrums, gab den kleinen Nachwuchskickern auch mahnende Worte mit auf den Weg. "Fußball spielen ist toll, aber man muss auch mit den Beinen im Leben stehen. Und dazu gehört ein guter Schulabschluss. Ihr dürft euch nicht auf den Fußball verlassen, die wenigsten schaffen das." Hirte lobte, dass die Ratinger Gesamtschule die besten Voraussetzungen geschaffen habe. "Sie ist die erste Schule, die eine reine Fußballklasse eingerichtet hat. Sie kann die Eliteschule des Fußballs werden." Die Fortuna erhoffe sich von der Zusammenarbeit natürlich auch, vielversprechende Nachwuchsspieler sichten zu können.

Ob auch mal ein Spieler der ersten Mannschaft zum Training kommt, wollte ein Fünftklässler wissen. Paul Jäger dämpfte zu hohe Erwartungen: "Das wird schwierig, aber ausschließen will ich es nicht." Die Kinder können es jedenfalls kaum erwarten, bis es losgeht.

"Ich war schon einmal in einem Fußballcamp, in einem Verein spiele ich aber nicht", sagte Jennifer (10). Kaan (11) spielt beim SG Unterrath und freut sich riesig, in der Fußballklasse zu sein. Nur Milan (10) ist etwas gespalten: Er kickt le-idenschaftlich gerne, spielt aber auch Akkordeon. "Meine Mutter will lieber, dass ich Musiker werde."