Verkehr Wuppertal: Aus für Dieselfahrzeuge?

Neue Grenzwerte für Stickstoffdioxid angekündigt – Gathe und Briller Straße sind Brennpunkte bei Belastung.

In Wuppertal könnte Dieselfahrzeugen das Aus drohen, wenn ab 2030 strengere Grenzwerte für die Luftqualität eingeführt werden.

Foto: dpa/Christoph Schmidt

Droht Dieselfahrzeugen im Wuppertaler Straßenverkehr das Aus? Die EU hat angekündigt, ab dem Jahr 2030 strengere Grenzwerte für die Luftqualität einzuführen. Neben der Belastung durch Feinstaub geht es vor allem um Stickstoffdioxid, das bei Verbrennungsprozessen entsteht und giftig ist – es kann Erkrankungen der Lunge und der Bronchien auslösen. Laut Umweltbundesamt sind Diesel-Pkw die Hauptquelle für Stickstoffdioxid in den Städten; der Verkehrsbereich trage zu 60 Prozent zur Belastung bei. Für das Gas soll der Grenzwert künftig im Jahresmittel bei 20 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft liegen – nur halb so viel wie im Jahr 2010 festgelegt.

Anja Miethke, Leiterin der städtischen Umweltplanung, weist darauf hin, dass dies in Wuppertal insbesondere für Briller Straße, Gathe, Steinweg und Westkotter Straße Auswirkungen haben könnte. Dies sieht auch Timo Schmidt, Sprecher für Mobilitätspolitik bei den Wuppertaler Grünen, als problematisch an: „Diese Straßen sind dafür prädestiniert, nicht nur, weil das Verkehrsaufkommen dort hoch ist, sondern weil sie durch eine enge Bebauung geprägt sind, die auch die Entlüftung der Innenstadt beschränkt.“ Zudem handle es sich um Straßen, die direkt an Wohnhäusern liegen, „wodurch die Anwohner der Belastung nicht entkommen können“. Wie Oliver Wagner, Experte für Energie-, Verkehrs- und Klimapolitik beim Wuppertal Institut, sagt, seien die Auswirkungen einer solchen Regelung auf das Klima eher gering. „Beim Stickstoffdioxid geht es um die Luftqualität und die ist in manchen Bereichen gesundheitsgefährdend.“

Öffentliche Ladeinfrastruktur müsse deutlich besser werden

Gleichwohl betont Timo Schmidt, dass Fahrverbote eine der letzten Maßnahmen sein sollten. „Wichtiger ist die Mobilitätswende, die Nutzung alternativer Verkehrsmittel zu fördern, also den Öffentlichen Nahverkehr attraktiver zu machen, und Antriebe wie Elektrofahrzeuge zu forcieren, da sie keine Emissionen erzeugen.“

Oliver Wagner ergänzt, dass hierfür die öffentliche Ladeinfrastruktur deutlich verbessert werden müsse, „damit Mobilität zukünftig nicht davon abhängt, ob der eigene Geldbeutel ein Eigenheim mit privater Wallbox ermöglicht“. Derzeit betreiben die Wuppertaler Stadtwerke im Stadtgebiet allein rund 60 Ladesäulen mit 120 Ladepunkten, insgesamt verzeichnet der private Routenplaner „Going Electric“ auf seiner Karte etwa 320 Ladepunkte. Wie Dennis Bock, Geschäftsführer des Autohauses Aurego mit Sitz an der Steinbecker Meile, kürzlich gegenüber der WZ äußerte, sei die Ladeinfrastruktur ein ausschlaggebender Punkt der Kunden für oder gegen ein Elektro-Fahrzeug. Allerdings nehme das Autohaus wahr, „dass unsere Elektro-Kunden nahezu alle über eigene Lademöglichkeiten verfügen“.

Darüber hinaus seien laut Oliver Wagner auch die Kaufpreise noch kein ausreichender Anreiz: „In China bekommen Sie ein gutes E-Auto mit 400 Kilometern Reichweite für 13 000 Euro.“ Während der Straßenverkehr für die Belastung durch Stickstoffdioxid wesentlich sei, werde der Anteil bei Industrieprozessen und in der Landwirtschaft vom Umweltbundesamt als gering eingeschätzt, hebt Wagner hervor. Anlagen in den Haushalten, etwa Kaminöfen, würden in der Summe schon etwas ausmachen. „Insgesamt ist die Entwicklung aber sehr erfreulich“, die Emissionen seien in Deutschland bereits um rund zwei Drittel gesunken.

Einen Kompromiss bei den Grenzwerten im Straßenverkehr wird es indes aller Voraussicht nach nicht geben: Nach der Klage der Deutschen Umwelthilfe, die im April 2020 mit einem Vergleich beendet wurde, ist die Stadt Wuppertal verpflichtet, die Grenzwerte des Luftreinhalteplans einzuhalten.