Wülfrath: „Die Stadt hat Potenzial“

Verwaltung: Karsten Niemann ist der neue Wirtschaftsförderer. Er will Wülfrath als Marke platzieren.

Wülfrath. "Puky kannte ich schon. Mein Patenkind wollte ein Fahrrad", nennt Karsten Niemann einen erste Kontaktpunkt zu Wülfrath. Und vom Kalkabbau habe er natürlich auch vorher gehört. Ansonsten ist Wülfrath Neuland für ihn. Das ändert sich jetzt: Seit dem 15. Juli ist er der Wirtschaftsförderer der Stadt. "Meine Kennenlernphase ist noch nicht vorbei. Aber meine ersten Eindrücke sind gut. Die Stadt hat Potenzial."

Aus rund 100 Bewerbern wurde Niemann ausgewählt. "Er spricht die Sprache der Unternehmer", sagt Bürgermeisterin Claudia Panke bei der Vorstellung des neuen Mitarbeiters. In der Tat hat er die Seiten gewechselt: Hat er früher für seinen Arbeitgeber mit Kommunen verhandelt, ist er nun Ansprechpartner für die Wirtschaft. "Dass ich deren Bedürfnisse kenne, ist ein Vorteil", sagt er. Sein Motto: "Wir wollen keinen allein lassen." Die Stadt, formuliert Panke, wolle den Unternehmen ein Rundum-Servicepaket bieten. Niemann ist der Ansprechpartner für sie - in allen Fragen.

Als "etwas eingeschränkt" hat er die Entfaltungsmöglichkeiten bei seinem früheren Arbeitgeber Lidl empfunden. "Ich möchte interdisziplinär arbeiten, verschiedene Stränge zusammenführen." Die Chance erhalte er in Wülfrath, wo auch Stadtmarketing, Tourismus und Flächenmanagement in sein Tätigkeitsfeld fallen.

Als Mitarbeiterin gehört Anja Haas zu seinem Team. Außerdem trifft er mit Panke viele Unternehmer in der Stadt. Überhaupt: "Ich bin sehr gut aufgenommen worden." Dass die Bürotüren im Rathaus offen stehen, werde auch gelebt. "Ich habe viele Fragen", sagt er, und bekommt auch viele Antworten. Dazu gehörte unter anderem die Stadtführung mit Denkmalpfleger Michael Kumpf, an der auch Kämmerer Reiner Ritsche teilgenommen hat.

Von der Innenstadt schwärmt der Wirtschaftsförderer, von der guten Händlerstruktur. "Hier kann man sich toll aufhalten." Dass es an Lokalen und Gaststätten mangele, wundert ihn allerdings. "Das ist eigentlich nicht zu verstehen", weiß er um ein Handlungsfeld.

Wülfrath als Marke zu platzieren und bekannt zu machen, ist einer seiner Aufträge. Dazu kann er auf Unterstützung durch das European Business College Berlin zählen. Die staatlich anerkannte Privathochschule wird im kommenden Jahr in Wülfrath ein Forschungsprojekt durchführen - zu Tourismus und Marketing.

Neue Firmen ansiedeln, aber vor allen Dingen auch den Bestand pflegen - das sind Kernaufgaben für Niemann. "Wo drückt den Unternehmen vor Ort der Schuh? Welche Hilfen brauchen sie?" Er sieht sich aber auch als Vermittler. "Viele Gewerbeflächen und leere Immobilien sind nicht im Besitz der Stadt. Da will ich Kontakte herstellen." Positiv seien erfolgte Ansiedlungen wie Rawa-Stahl und Strack Automation. "So etwas hat Signalwirkung." Erste Anfragen von Ansiedlungswilligen habe er bereits bekommen, "aber auch Wünsche von Firmen, die sich am Ort verändern wollen".

Nicht als Problem- sondern als Potenzialbereich sieht er die Wilhelmstraße, die ihm schon beim Vorstellungsgespräch aufgefallen ist. Er erwartet in Zukunft einen ganz anderen Branchenmix auf der ehemaligen Automeile: "Da gibt es Grundstücke, die gut zu vermarkten sind."