VHS will Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt integrieren

Für das Projekt wartet Leiter Rüdiger Henseling noch auf Mittel. Erstmals wird auch in der King-Schule unterrichtet.

Velbert. Die Flüchtlingsströme nach Velbert haben den Alltag bei der Volkshochschule Velbert/Heiligenhaus in verschiedener Hinsicht geprägt. Zunächst räumlich: Dadurch, dass die städtische Immobilie an der Lindenstraße zur Flüchtlingsunterkunft wurde, fielen für die VHS zwölf Unterrichtsräume weg.

Gestern bei der Vorstellung des Jahresprogramms verkündete Verwaltungsleiter Marcus Nüse stolz: „Kein Kurs musste deswegen über Bord fallen.“ So fand die VHS an ihrem Standort an der Nedderstraße zusätzlichen Platz, unter anderem in der vierten Etage des angrenzenden Polizeigebäudes, und bietet jetzt auch ganz neu Sprach-Kurse in der Martin-Luther-King-Schule an.

Die VHS sieht den Wandel aus der Not auch als Chance an. Nüse: „Jetzt lassen sich die Kräfte an einem Ort besser bündeln.“ So soll nun eine bessere Teilnehmerbetreuung möglich und demnächst auch W-Lan in den Unterrichtsräumen verfügbar sein.

Im zurückliegenden Semester führte die VHS 468 Kurse durch und beschäftigte damit 4516 Teilnehmer. „Das ist in etwa die Zahl des Vorjahres,“ sagt VHS-Direktor Rüdiger Henseling.

Deutlichen Zuwachs verzeichnet der Bereich „Deutsch als Fremdsprache“. Zehn speziell ausgebildete Dozenten boten im vergangenen VHS-Jahr 15 Deutschkurse für Flüchtlinge und andere Migranten an. Henseling betonte, wie schwierig die Vermittlung teilweise sein kann, da ein Großteil der Flüchtlinge in den Klassen in der Heimat Analphabeten waren. „Dadurch entstehen Probleme, die nicht zu unterschätzen sind“, sagt Henseling.

Als eine der ersten Volkshochschulen möchte sich der hiesige Zweckverband auch in Sachen Arbeitsplatzintegration für Flüchtlinge starkmachen. In Kooperation mit dem Bildungsdienstleister EDB in Neviges und der Awo sei es möglich, im Jahr bis zu 120 junge Männer an Arbeit heranzuführen. „Wir sind in den Startlöchern und hoffen auf eine Förderung, beispielsweise vom Bund“, berichtet Rüdiger Henseling.

Das reguläre Programm steht im neuen Schuljahr, das am 1. Februar startet, unter dem Motto „Kultur und Natur“ und hält etwas für die unterschiedlichsten Zielgruppen vor. So bietet etwa der Kurs „Parkour — Stadt in Bewegung“ Jugendlichen in Neviges die Möglichkeit, mit einem Sportlehrer die Bewegungsangebote im Freien kennenzulernen.

Ebenfalls ganz direkt angesprochen wird der „Gesundheitsmuffel Mann“ mit dem Seminar „Männer auf der Überholspur“, das im Museum Abtsküche in Heiligenhaus an vier Abenden stattfinden wird. „Wir haben uns Gedanken gemacht, wie wir das Thema Vorsorge und Männerkrankheiten an den Mann bringen“, erklärt Rüdiger Henseling. Die Lösung: In lockerer Atmosphäre, wo auch einmal ein Bier getrunken werden darf, klären Mediziner und Fachkräfte aus der Region ohne erhobenen Zeigefinger die Männer über ihre Gesundheitsrisiken auf.

Weitere Angebote weihen etwa in die Kunst des Buchbindens ein, zeigen fernöstliche Bewegungsarten auf oder nehmen die Teilnehmer mit zu einem Milchviehbetrieb. Das neue Programmheft liegt nicht nur an der Nedderstraße 50, sondern auch beispielsweise bei Kitas, Sparkassen und in den Rathäusern aus.

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