Weihbischof Zimmermann eröffnet die Marienwallfahrt
Dem Pontifikalmat folgten volksnahe Begegnungen und zahlreiche spannende Gespräche.
Neviges. Viele Stühle blieben gestern im Mariendom beim Pontifikalmat zur Eröffnung der Wallfahrt leer. Aber die Besucher, die da waren, hörten eine Aufsehen erregende Predigt des Essener Weihbischofes Wilhelm Zimmermann. „Das war die beste Predigt, die ich je im Dom gehört habe“, lobte Nobert Molitor, der in seinem Blog das Geschehen im Wallfahrtsort durchaus kritisch kommentiert. Molitor fand es bemerkenswert, dass sich der Bischof auf den Papst bezog: „Nicht zuletzt durch die Amtsführung von Papst Franziskus und seinem Schwerpunktthema Barmherzigkeit spüren wir die Spannung zwischen kirchlicher Doktrin und seelsorgerischer Zuwendung“, stellte Zimmermann fest, der überzeugt davon ist, dass für den Pontifex Barmherzigkeit mehr als ein geschriebenes Wort ist.
Zimmermann sieht konkrete Handlungsansätze: „In einer Zeit, in der Kirche in Europa angesichts kleiner werdender Gemeinden und veränderten gesellschaftlichen Bedingungen nach neuen Wegen der Verkündigung und Strukturen sucht, treten deutlicher die kontroversen Meinungen über Wege und Ziele hervor, die auch innerkirchlich den Respekt vor der Meinung des anderen vermissen lassen. Facebook und andere Internetportale sind hier eine große und auch skandalöse Fundgrube.“
Bevor der Weihbischof des Ruhrbistums dem neu fixierten Heiligenbild in der Mariensäule seine Ehrerbietung erwies, richtete er einen besonderen Dank an den Pfarr-Cäcilienchor, der unter Leitung von Ursula Klose mit Solisten und Orchester die Messe in G von Carl Maria von Weber aufführte. Nach der Messe zeigte sich Wilhelm Zimmermann sehr volksnah. Auf dem Weg zum Pilgersaal spendete er gerne seinen bischöflichen Segen an Ingrid Wege aus Vohwinkel, die eine Krebserkrankung überstanden hatte. Am Bücherstand der Düsseldorfer Paulus-Schwestern sprach er mit Verena Godde, die sich entschieden hatte, sich als Kandidatin auf den Eintritt in den Orden vorzubereiten.
„Neviges sehen wir zusammen mit Kevelaer für das Ruhrbistum als besonders bedeutsam an“, bekannte der Essener Weihbischof in einem Gespräch mit der WZ. „In Zeiten der vielen Umbrüche braucht es solche christlich-katholischen Orte, wo die Menschen Stärke erfahren.“ Auch wenn die Hardenberger Wallfahrt von Historikern als eine Maßnahme der Gegenreformation gesehen wird, freut sich Bischof Zimmermann angesichts des Reformationsjubiläums im nächsten Jahr auf einen konstruktiven Dialog. „Wir begegnen Christus“, so Zimmermann, der als Bischof für Ökumene und interreligiösen Dialog in engem Kontakt mit den anderen Konfession steht. „Trotz vieler Unterschiede, wie zum Beispiel beim Abendmahl, sind wir im Glauben eng verbunden. Kirche ist ohne Ökumene nicht denkbar.“