„Wir müssen kreativ sein und Grenzen überschreiten“
Visionen für Neviges: Helmut Wulfhorst möchte mit einer GmbH das Sortiment im Ort erweitern und ein großes „Rock am Schloss“ als Reihe etablieren.
Neviges. Die Nevigeser Innenstadt kämpft mit den gleichen Problemen wie alle kleinen Stadtkerne: Die Kundenströme nehmen ab, Läden schließen und immer mehr Bürger steuern für den täglichen Bedarf Einkaufscenter oder das Internet an. Ein verlorener Kampf? Nicht für Helmut Wulfhorst, dem zweiten Vorsitzenden der Werbegemeinschaft. Die Westdeutsche Zeitung traf ihn zum Interview.
Herr Wulfhorst, wie kann sich eine kleine Innenstadt wie die in Neviges gegen „die Großen“ durchsetzen?
Helmut Wulfhorst: Wir müssen da punkten, wo wir besser sein können: bei der Ladenqualität. Wir sind aber nicht mehr in der Lage, den täglichen Bedarf der Leute zu decken.
Wie ist es dazu gekommen?
Wulfhorst: In Neviges schließen die Läden eigentlich selten, weil die Kasse nicht stimmt, sondern weil die Inhaber zu alt werden und niemanden finden, der das Geschäft weiterführt. Dann haben wir leere Ladenlokale, die ein gefundenes Fressen für Versicherungsbüros und Pflegebetriebe sind. Dann sind die Dinger zu und uns fehlt das Sortiment.
Eine Entwicklung, die kaum aufzuhalten ist, oder?
Wulfhorst: In Sachen Leerstandsmanagement ist schon alles versucht worden, da ist aber nie etwas draus geworden. Wenn keiner da ist, der’s in die Hand nimmt, müssen wir vor Ort das vielleicht selber tun.
Die Werbegemeinschaft eröffnet also eigene Läden in Neviges?
Wulfhorst: Ich könnte mir vorstellen, dass die Werbegemeinschaft eine GmbH bildet, um das Sortiment abzurunden. Ein konkretes Beispiel: Uns fehlt in Neviges ein Blumenladen. Also würde die GmbH einen Laden eröffnet und Fachpersonal suchen, die als Angestellte den Laden aufbauen. Wenn der am Ende eine schwarze Null schreibt, ist das vollkommen in Ordnung. Und später würde man das laufende Geschäft an jemanden übergeben, der es weiter betreut.
Und wie wollen Sie das finanzieren?
Wulfhorst: Ich habe schon seit zwei Jahren ein Konzept in der Schublade für ein jährliches Festival auf dem Pilgerparkplatz, das „Rock am Schloss“ heißen könnte. Wenn wir es schaffen, ein nettes Programm für die Altersgruppe 20 bis 65 auf die Beine zu stellen und damit an ein bis zwei Abenden 5000 Leute anlocken, hätte man nach meinen Berechnungen sicherlich noch eine Mark übrig. Das Problem, das die Veranstaltung hat: Wir müssten jemanden finden, der mit 30 000 Euro für die Geschichte bürgen kann. Die Werbegemeinschaft kann das nicht leisten und die „50 Nevigeser“ können nur gemeinnützige Aktionen unterstützen. Aber: Ohne finanzielle Mittel werden wir die Innenstadt nicht nach vorne bringen können.
Was bringen da Investitionen in den Standort wie etwa die Neugestaltung des Brunnenplatzes?
Wulfhorst: Der Platz hat einen positiven Effekt für die Innenstadt, ja. Aber das ist ein Brunnen — kein Wunschbrunnen. Ich persönlich hätte das Geld lieber in infrastrukturelle Veränderungen gesteckt. Wir müssen sehr kreativ sein und Grenzen überschreiten, sonst geht es irgendwann nicht mehr mit der Innenstadt.
Wieviele Köpfe stecken eigentlich inzwischen hinter den „50 Nevigesern“?
Wulfhorst: Ich habe neun Mitstreiter gefunden. Mein eigenes Ziel zum Start lag bei sechs bis sieben. Im kommenden Jahr hätte ich gerne 20 bis 25 Mitglieder im Verein.
Welche Pläne haben Sie für das kommende Jahr?
Wulfhorst: Neben einem Kinderweihnachtsmarkt, der einen Ersatz für den Wegfall des „etwas anderen Weihnachtsmarktes“ bieten soll, würde ich gerne das Altstadtfest wieder aufleben lassen. Das ist aber noch mein Sorgenkind. Die Messlatte ist nämlich hoch.