Wülfrath: Einkaufserlebnis mit Adler

Trotz der Kälte strömten viele Kunden zum offenen Sonntag in die Innenstadt.

Wülfrath. Vito und Daniele Paciello sind wahre Optimisten. Kurz vor 13 Uhr stellen sie die grünen Gartenmöbel vor ihr Eiscafé, wischen Stühle und Tische ab. "Wenn es zu kalt ist, können wir noch die Heizstrahler einschalten", sagt Vito Paciello. Wem es für Eis noch zu kühl ist, der kann mit heißen Waffeln und Gulaschsuppe gegen die Kälte kämpfen.

Sonnig war es am Sonntag schon, zum ersten verkaufsoffenen Sonntag im Jahr, doch auch kalt. Hier die Schneehaufen, dort die bunten Primeln. Die Wülfrather lassen sich von der Sonne locken und von den Temperaturen kaum über dem Gefrierpunkt nicht abschrecken. Um 12 Uhr geht es los. Aus allen Ecken laufen die Besucher in der Innenstadt ein. Anke Nitzschmann ist kurz nach der Öffnung im New Corner: Sie kauft eine weiße kurze Hose für Töchterchen Nele. "Ein richtiges Sommerhöschen." Die warme Zeit komme schon, meint sie. Den verkaufsoffenen Sonntag genießt sie. "Die Küche bleibt heute kalt, wir essen Pommes oder Bratwurst." Wie sie denken viele. "Heute wird nichts gekocht", sagt auch Luise Winter, "ich rieche Reibekuchen." Diese findet sie bei der Wülfrather Gruppe, die zugleich zu den drei Reibekuchen kostenlose fünf Pfund Kartoffeln aus der Region offeriert.

Ein Renner auch die Haxen beim Rewe-Markt. Waffeln, Suppe, Crepes, heiße Fleischwurst - für kulinarische Vielfalt ist gesorgt. Auch ein Frühlingsglühwein fehlt nicht.

Familie Kalthoff zieht es in den Süden, in die Toskana. Ursel Kalthoff hat in der Buchhandlung Rüger ein Heft über die Toskana entdeckt. "Wir können aber erst nächstes jahr dorthin reisen. Aber die Fotos machen schon richtig Vorfreude auf Frühling und Sommer", sagt sie. Zuvor haben sie den Hobbymarkt in der Stadthalle besucht. "Von der Parkstraße aus war der Weg richtig gefährlich, es war nichts geräumt", sagt Rudi Kalthoff. Auch in der Innenstadt liegt noch Schnee. "Die Stadt hätte das doch räumen können", sagt ein Besucher, der nicht genannt werden möchte. "Ach, ja, der Schnee", sagt Doris Bohnen, "ich bin ihn wie alle hier richtig leid. Gut, dass Frühlingserwachen ist", sagt die Geschäftsfrau. In ihrem Laden sind Farben der Renner. "Petrol von hell bis dunkel ist gefragt", sagt sie, selbst in diesen Farben gekleidet.

Hingucker bei Moden Via: Ein Ballonkleid aus einer Kollektion aus Barcelona. "Wir haben junge Mode", sagt Besitzerin Rahime Güngör, bei der sich die Interessierten die Klinke in die Hand geben. "Wir haben auch ältere Kundinnen", sagt sie. Diese jungen Seniorinnen seien sehr flott. "Sie kombinieren klassische Teile sehr geschickt mit modischer Ware. Das sieht richtig gut aus."

Frische Kräutersträuße locken in den Obstgarten. "Die Kunden sind den Kohl jetzt leid, sie kaufen Rübstiel und Mangold", sagt Martina Merks. Exotisches bietet sie noch nicht an. "Das ist um die kalte Jahreszeit unbezahlbar."

In der Parfümerie Rutten fragen die Kunden nach Frühlingsdüften, nach Lippenstiften und Lidschatten in pastelligen Farben.

Bei Augenoptik Kotzenberg erhält jeder Kunde ein Töpfchen mit Narzissen. Ingrid und Friedhelm Schlürscheid haben ein Thermometer gekauft. "Damit wir wissen, wann wirklich Frühling wird", schmunzelt Friedhelm Schlürscheid. "Sonnenbrillen würden wir heute auch gerne verkaufen", sagt Susanne Müller, so schlecht sei das Wetter ja nicht.

Nebenan wartet ein besonderes Schauspiel: Jannes (10) und sein Bruder Nic (7) beobachten einen Steppenadler der Falknerei Bergisch Land. "Kann ich den streicheln?", fragt Jannes. "Nein", sagt Daniela Reichelt, "das geht nicht. Ich finde es aber toll, dass zum verkaufsoffenen Sonntag so was geboten wird. Wo sieht man denn diese Raubvögel sonst?"