Wülfrath: Das System Familie im Blick

Die Caritas-Tagesstätte hat das Gütesiegel Familienzentrum erhalten.

Wülfrath. "Die Menschen sollen sich annähern. Und auch dafür wollen wir den Weg ebnen", sagt Barbara Tweer, Leiterin der Caritas-Kindertagesstätte Arche Noah, die als zweite Einrichtung Wülfraths das Gütesiegel Familienzentrum erhalten hat.

Was sich bei ihr theoretisch anhört, soll im Familienzentrum an der Flandersbacher Straße vorgelebt werden. "Wir haben alle Generationen im Blick - die Kinder ebenso wie die Großeltern. Unser Ansatz ist: Alle können voneinander lernen", so Tweer, die im Gespräch mit der WZ aber auch betont, dass die Kinderbetreuung - 70 Mädchen und Jungen gehen in vier Gruppen - "natürlich die Kernaufgabe bleibt".

Es ist nicht nur die schicke Familienzentrums-Tafel, die im Eingangsbereich schnell deutlich macht, dass in der Arche Noah über die Kinderbetreuung hinaus gedacht und gearbeitet wird. Regale mit einer Vielzahl von Infoblättern und Flyern signalisieren, dass in der Kita auch erwachsene "Kunden" bedient werden.

"Wir haben eine Reihe an Kooperationsvereinbarungen getroffen", sagt Tweer. Das Katholische Familienbildungswerk gehört dazu, auch die Grundschule Ellenbeek. Das Schwergewicht im Netzwerk der Arche Noah ist aber der Einrichtungs-Träger Caritas. "Es geht auch gar nicht um eine Vielzahl von Partnern, sondern um Qualität", betont Tweer.

Als "Lott Jonn"-Kindergarten steht Bewegung hoch im Kurs. "Das hatten wir unter anderem im Hinterkopf, als wir überlegt haben, wie wir das Familienzentrum inhaltlich ausrichten", so Tweer. So bietet Motopädin Eileen Burczyk einen Aerobic-Kurs an.

"Da kommen nicht nur Frauen hin, die Kinder in unserer Einrichtung haben", betont sie. Für viele der Teilnehmerinnen sei es undenkbar, in einen Fitness-Club zu gehen. "Bei uns ist die Hemmschwelle niedriger."

In eine Versorgungslücke stößt die Arche mit der Eltern-Kind-Bewegungsgruppe, "an der aber auch Großeltern teilnehmen". Gruppenleiterin Veronika Engel unterstreicht, dass "der Bedarf dafür vorhanden ist". Zwei Gruppen sind bereits am Start. Für viele sei es der erste Kontakt zum Kindergarten. "Das ist auch Werbung für uns", sagt Tweer.

Regelmäßige Treffen mit dem Haus Luise von der Heyden, Kooperationen mit dem Freiwilligen Forum: Die Kontakte des Familienzentrums in die Stadt hinein sind vielfältig. Der Austausch der Generationen spielt dabei eine herausragende Rolle.

Barbara Tweer skizziert das Konzept Familienzentrum auch als einen dauerhaften Prozess, in dem Projekte auf den Prüfstand kommen und Ideen weiterentwickelt werden. Zum Beispiel im künstlerischen Bereich: Iris Salamon, Kreativgeist und Vorsitzende des Elternrats, hat mit den Kindern Malkurse absolviert. Nun wird darüber nachgedacht, dass ein solches Programm auch für Erwachsene aufgelegt wird.

Bis 2013 wird die Arche Noah das Gütesiegel tragen - dann geht’s in die Rezertifizierung. Das Prädikat Familienzentrum empfindet die Kita nicht als Last, sondern als Bestätigung und als Aufforderung, "das System Familie in den Blick zu nehmen", wie es Tweer formuliert.