Ratingen: Realschule steht auf der Kippe

Fürs kommende Schuljahr haben sich nur 14Kinder an der Heisenberg-Schule angemeldet – das reicht nicht einmal für eine Eingangsklasse.

Ratingen. Lange Gesichter in der Werner-Heisenberg-Realschule: Nach der Auswertung der Anmeldezahlen droht jetzt in der zweiten Schule des Lintorfer Schulzentrums das Licht auszugehen. Die Heinrich-Heine-Hauptschule ist schon dicht, die Heisenberg-Realschule könnte folgen, wenn nicht noch etliche Nachzügler kommen: Gerade einmal 14 Kinder wurden in der letzten Februarwoche angemeldet - im Vorjahr waren es noch 35. Damals startete die Schule mit zwei Eingangsklassen ins neue Schuljahr, nach dem jetzigen Stand kommt nicht einmal eine zustande.

Für einen einzügigen Betrieb wäre nach dem gültigen Richtwert eine Klassenstärke von 26Schüler vorgesehen. "Es gibt leider kaum einen Grund anzunehmen, dass sich noch so viele Nachzügler melden werden", ist Schulamtsleiter Johannes Kraft skeptisch. Er verweist darauf, dass es sich um vorläufige Zahlen handele, bei denen sich noch "geringfügige Änderungen" ergeben können.

Ob und wie es mit der Heisenberg-Schule weitergeht, müsse jetzt mit der Schulaufsicht besprochen werden. Kommt die Mindestzahl nicht zustande, wird es kritisch. Dann könnte die Lintorfer Realschule zum Auslaufmodell werden. Denn wenn die Bezirksregierung erst einmal in einem Schuljahrgang eine Klassenbildung verweigert, ist es unwahrscheinlich, dass sie das im Folgejahr wieder zulassen würde.

Von einem allgemeinen Trend gegen die Realschule kann man angesichts der Anmeldezahlen nicht sprechen. Denn sowohl die Friedrich-Ebert- (87; Vorjahr: 65) als auch die Käthe-Kollwitz-Schule (94; Vorjahr 78) konnten bei den Anmeldungen deutlich zulegen und starten dreizügig mit großen Klassen.

An Spekulationen über die Ursachen des Anmeldeeinbruchs bei der Heisenberg-Schule wollte sich Schuldezernent Rolf Steuwe nicht beteiligen. "Wir gehen derzeit nicht davon aus, dass die zweite Schule im Schulzentrum dichtmacht." Mit 18 Schülern könnte die Bezirksregierung ausnahmsweise eine Klasse genehmigen - darauf setzt Steuwe. Er hofft, dass es sich bei den Zahlen um eine "vorübergehende Delle" handelt.

"Eiskalt erwischt" fühlt sich der Leiter der Heisenberg-Realschule, Wolfgang Schoch angesichts der katastrophalen Anmeldezahlen - zumal die große Resonanz am Tag der offenen Tür und an den Infotagen ganz anderes hätten vermuten lassen. Neben der Ursachenforschung will er jetzt "ganz viel Dampf" machen: "Es muss und es wird eine Zukunft für die Heisenberg-Schule geben", sagt Schoch.

Er räumte ein, dass häufige Lehrerwechsel, Langzeiterkrankungen und Unterrichtsausfälle dem Image der Schule nicht gerade zuträglich gewesen waren. Schoch geht davon aus, dass durch "Lenkungsmaßnahmen" an Kollwitz- und Ebert-Schule die erforderlichen 18 Schüler zusammenkommen werden.

Die dritte Schule im Lintorfer Schulzentrum, das Kopernikus-Gymnasium, hat übrigens auch Federn gelassen: Wurden im Vorjahr mit 117 Schülern vier Eingangsklassen gebildet, reicht es diesmal mit 91 nur noch für drei. Genau auf der Grenze steht das Weizsäcker-Gymnasium: Mit 101 Anmeldungen (Vorjahr: 120) liegt man ganz knapp über der Dreizügigkeit (maximal 99 Schüler).

Ob die Bezirksregierung jedoch vier Klassen genehmigen wird, steht noch nicht fest. Zulegen konnte dagegen das Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium mit 99 Anmeldungen (Vorjahr: 84). Der Zustrom ist sicher dem Ganztagsangebot zu verdanken. Ungebrochen ist auch der Run zur Martin-Luther-King-Gesamtschule, die mit 143 Schülern (Vorjahr 131) fünfzügig startet.