Wülfrath: „Fast wie beim Rock am Ring“

Wülfrath rockt: Bis zu 5000 Besucher verfolgten das dritte Open-Air-Festival im Stadtpark.

Wülfrath. Gitarrenriffs rocken, Bässe wummern, das Schlagzeug gibt den Takt an. Dass Wülfrath an diesem Samstag ganz im Zeichen des Rock steht, muss man nicht sehen - man hört es. Mit zwölf Stunden Live-Musik wartet die Wülfrather Rockmusiker Gemeinschaft (WüRG) auf und präsentiert bei der dritten Auflage des Open-Air-Festivals im Park auch ungewohnte Klänge.

Um 12 Uhr startet der Musikmarathon. Chef-WüRGer Ralf Seiltgens fasst sich zur Begrüßung kurz, dann gehört die Bühne den elf Bands. Den Anfang macht die junge Gruppe "Bonestrip". Die vierköpfige Truppe lockt die umhergeisternden Rockpilger an den Bühnenrand. Das Publikum ist im wahrsten Sinne des Wortes bunt gemischt - auch Familien mit Kindern, Senioren und Vertreter der verschiedensten Musikszenen beäugen das Schauspiel.

Auf die Punkband "Frontal im A ..." - nicht nur der Kürze wegen zu "FIA" abgekürzt - folgen "The Dingleberries". In Wülfrath bereits bekannt, begeistert die Coverband heute mit neuen Gesichtern. So bedient Daniel Diekmann diesmal die Bassgitarre. "Die Dingleberries sind ja schon richtige Klassiker", lobt Festivalbesucherin Susanne Tesche (17).

Das fünfköpfige Gespann bietet zwar vertraute Klänge wie "Seven Nation Army" oder "Song 2", performt aber auch zu neuen Songs wie "Fallen Leaves" von Billy Talent - und kommt an das Original beinahe heran. "Die Stimmung ist fast wie bei Rock am Ring", begeistert sich Tammo Marschall (18).

Je tiefer die Sonne sinkt, desto voller wird der Rasen im Stadtpark. Die Gruppe "Timeless" spielt früher als geplant - die Rap-Kombo "D.H.A" steckt im Stau und lässt auf sich warten. Rapper auf einem Rockfestival?

"Ist nicht unbedingt meine Musik, aber wem’s gefällt", sagt Wolfgang Voss von "Timeless". Die Rapper "Der Italiena" und "Da King" bringen gemeinsam mit Bühnenneuling "Vanilla Babe" harte Sprüche und dumpfe Hiphop-Beats auf die Bühne - und das Publikum arrangiert sich mit der ungewohnten Kost.

Doch nicht nur die Rapmusik schlägt heute ein wenig aus der Art: Die siebenköpfige Band "Shagell" präsentiert Jazz-Funk. Die Mitglieder, die an unter anderem am Saxophon begeistern, kommen aus ganz NRW.

Als dann gegen 18.30 Uhr eine wohl bekannte Trompete durch den Stadtpark schallt, ist die Bühne von Fans umgeben. Die Band "Kermit" füllt den Vorabend mit Spielfreude und selbst gemachten Songs. "Bisher habe ich hauptsächlich Cover gehört, die ich schon kannte. Eigene Lieder gefallen mir besser", so Alesha Smith. Die 17-Jährige ist Austauschschülerin aus der amerikanischen Partnerstadt Ames.

Je später der Abend, desto voller leider auch die Gäste. Auf den Wiesen im Stadtpark hatten sich über den ganzen Festivaltag kleine Gruppen von meist jugendlichen Rockfans zusammengerottet. "Da wird natürlich viel getrunken. Wir hatten schon Zwölfjährige, die sich richtig haben zulaufen lassen", sagt Marc Ratajczak vom Deutschen Roten Kreuz, das nach einem ruhigen Festauftakt nun mehr und mehr zu tun bekommt.

Gegen halb acht wird nicht nur der Himmel über dem Stadtpark dunkler. Schwarze Ledermäntel, Netzklamotten und Nietenbänder stimmen auf den härteren Teil des Festivals ein. "The Mystery" aus Heiligenhaus, präsentieren Heavy Metal. Vor der Bühne sieht man empor gestreckte Hände und fliegende Haare - die Metalfans üben sich im Headbangen, schleudern ihre Mähnen rhythmisch im Takt der Musik.

Ganz in Weiß hebt sich dagegen Bürgermeisterin Barbara Lorenz-Allendorff ab. "Ich bin schwer beeindruckt", sagt sie, während auf der Bühne die Schattenspieler samt furioser Lichtshow rocken. Die Bürgermeisterin lobt den Einsatz der WüRG: "Die Gemeinschaft ist inzwischen eine Institution, ein echtes Markenzeichen für Wülfrath." Musikalisch sei sie "offen für alles", doch Jazz sei ihr persönlich lieber als Melodic Darkrock.

Chef-WüRGer Ralf Seiltgens wirkt inzwischen ein wenig ermüdet, aber überglücklich. Nach rund elf Stunden Rockmusik - kurz vor dem Auftritt der letzten Band - zieht er im neuen Backstagebereich Bilanz. "Das Wetter ist super, die Organisation ist super, meine Laune ist super."

Sein Lob gilt vor allem den vielen Helfern, Vereinsmitglied oder nicht, die das Festival trotz weniger kleiner Probleme gestemmt haben. "Wir hatten bestimmt zwischen 4000 und 5000 Besucher über den Tag verteilt. Damit sind unsere Hoffnungen übertroffen worden." Vierte Auflage also nicht ausgeschlossen.

Inzwischen nimmt der letzte Act des Abends die Bühne ein - die Bon-Jovi-Coverband "Bounce". Die Lieder sind bekannt, das Publikum rockt ausgelassen und schmettert "It’s my life" in die Nacht hinaus.