Wülfrath: Gitarrenjazz der Extraklasse
Das Jazz-Duo Annie Sellick und Pat Bergeson begeisterte im ausverkauften Würg-Haus mit gefühlvollen Melodien.
Wülfrath. Nein, in Nashville wird nicht bloß Country gespielt. Manche Nashviller können auch Jazz, so wie das hochgelobte Duo Annie Sellick und Pat Bergeson. Bereits im vergangenen Jahr schafften die beiden es, bei ihrem Auftritt im ausverkauften Würg-Haus eine anheimelnd-vertraute Atmosphäre mit ihren samtigen Balladen zu schaffen.
Und auch bei dem Gastspiel am Montagabend stimmte alles: Annies Stimme und Pats Gitarrensound verschmolzen zu einer melodiösen Einheit. Und das Publikum im ausverkauften Würg-Haus tobte.
Was sie spielten, ob Coverversionen anderer in eigenen Arrangements oder Eigenkompositionen, hatte dieses besondere Timbre, das über das Jazzige hinaus zu swingen scheint oder zumindest doch im Ohr des Zuhörers noch lange nachklang.
Diesmal allerdings reiste das unnachahmliche Paar, das zwischen seinen Liedern gerne Anekdoten aus dem Leben, vornehmlich dem eigenen, erzählt, nicht allein. Zur Verstärkung hatten sie Joe Robinson dabei. Der 17-Jährige wird als das bemerkenswerte Gitarrentalent schlechthin gehandelt, konnte in seiner Heimat Australien im vergangenen Jahr das Pendant zu "Deutschland sucht den Superstar", was dort "Australia’s got Talent" heißt, für sich entscheiden - und ist ein überaus smarter Bursche.
Punkt acht betrat er die Bühne, bekundete, wie großartig es ist, hier zu sein und dass er "sehr aufgeregt" sei. Von Nervosität war dann bei seinem Gitarrenspiel nichts zu merken - mit unglaublicher Schnelligkeit, Fingerfertigkeit und fast akrobatisch anmutenden Griffen entlockte er seiner Gitarre Melodien und Rhythmen, die die Zuhörer schier begeisterten.
"Ich komm’ vom Land, es dauert 45 Minuten bis zum nächsten Geschäft. Da hatte ich immer viel Zeit, Musik zu machen", erklärte er selbstironisch seine Fertigkeiten. Ob nun an der Kalenderweisheit "Übung macht den Meister" etwas dran ist oder nicht: Joe Robinsons Fingerstyle-Technik, also die Kombination von Bass, Rhythmus und Melodie, ermöglicht ihm, die Gitarre wie ein Klavier zu spielen und begeistert die Menschen.
Im voll besetzten Würg-Haus jedenfalls gab es kein Halten. Und als schließlich Joe Robinson, Anni Sellick und Pat Bergeson gemeinsam spielten und eine ungewöhnliche Fusion von fabelhafter Stimme mit doppeltem Gitarrensound darboten, war das Publikum wirklich nicht mehr zu halten.