Wülfrath: Jugendhaus-Verkauf raubt Schule eine Standort-Option

Stadt erhält für Übergangsheim und Jugendhaus 525 000Euro.

Wülfrath. In nicht-öffentlicher Sitzung hat der Rat der Stadt zwei Immobiliengeschäften zugestimmt: Sowohl das Übergangsheim Oberdüsseler Weg als auch das Kinder- und Jugendhaus In den Eschen werden verkauft. Mehr als 500 000 Euro sollen so in die Schuldentilgung fließen. Doch der Verkauf des Jugendhauses hat neben den Finanzen eine zweite Dimensionen: Es beraubt die Freie Aktive Schule Wülfrath (FASW) um eine sicher geglaubte Option. Und die wäre aktuell nötiger denn je...

Am Montag wurde die Stadt informiert. Die setzte am gleichen Abend die Fraktionsvorsitzenden davon in Kenntnis, dass die Kliniken St. Antonius ihre geriatrische Klinik in Neviges aufgeben werden. Die einzigen Alternativen: das Klinikum Niederberg in Velbert und das Herminghaus-Stift.

Fällt die Entscheidung für Wülfrath aus, hat das weitreichende Folgen für die FASW. Dann wäre der geplante Verkauf des Herminghaus-Stifts an die FASW vom Tisch. St. Antonius gehe nicht aus dem bestehenden Erbbaupachtvertrag heraus und würde das an der Südstraße realisieren, was einst geplant war, aber lange Zeit von Tisch schien. Bis zu 100 Betten könnte die Klinik haben, 100 Arbeitsplätze wären damit verbunden. Aus Brandschutzgründen muss der Nevigeser Klinik-Standort bis Sommer 2010 aufgegeben werden.

Bisher konnte FASW-Geschäftsführer Robert Freitag davon ausgehen, dass für diesen Fall das Jugendhaus In den Eschen die erste Alternative wäre. Dass dies nicht mehr der Fall ist, hat er gestern Morgen von der WZ erfahren. "Das muss ich erst einmal sacken lassen", so Freitag zur WZ. Das alles komme ein wenig überraschend. Eine neue Lösung könne er sich auf die Schnelle nicht vorstellen.

Eine weitere Option könnte der Standort Rohdenhaus (Grundschule und Jugendclub) sein. Dazu wollte er sich gestern nicht äußern. Bürgermeisterin Barbara Lorenz-Allendorff bekräftigte gegenüber der WZ, dass die Stadt die FASW in Wülfrath halten wolle. "Das habe ich Robert Freitag signalisiert." Die Verwaltung werde verschiedene Vorschläge unterbreiten. Laut Lorenz-Allendorff könnte die FASW unter Umständen neu bauen - zum Beispiel auf dem Areal des Dienstleistungszentrums oder auf dem Bahnhofsgelände. "Vielleicht kann die FASW aber doch das Herminghaus-Stift erwerben", mutmaßte die Bürgermeisterin, die aber auch unterstrich: "Käme die Geriatrische Reha-Klinik, wäre das ein Gewinn für die Stadt."

Die Wülfrather Familie, die den Zuschlag für das Kinder- und Jugendhaus gegen die Stimmen von CDU und FDP erhalten hat, kann sich über ein Schnäppchen freuen. Werden in Wülfrath für 2500 Quadratmeter große Grundstücke samt Einfamilienhaus 450 000 Euro gefordert, geht das Jugendhaus inklusive 3000 Quadratmeter für 255 000 Euro über die Ladentheke.

Eine Wuppertaler Firma kauft das Übergangsheim Oberdüsseler Weg. 300 000 Euro fließen in die Stadtkasse - und damit deutlich mehr, als die GWG gezahlt hätte, die auf Wunsch des Rates 2007 den Zuschlag für die Einrichtung bekommen hatte.