Velbert: Deutschlands Hunde-Held

Verbrechen: Christo, ein australischer Hütehund, hat der neunjährigen Kassandra das Leben gerettet.

Velbert/Hattingen. "Plötzlich ist Christo hin und her gelaufen - da wusste ich, dass wir einen Treffer haben", erzählt Hundeführerin Birgit Oschmann. Der viereinhalbjährige Retter ist seit Dienstag Deutschlands "Hunde-Held" Nummer 1. In Velbert-Neviges hatte er nachts die neunjährige Kassandra aufgespürt, die in der Nähe ihres Elternhauses schwer verletzt in einen Gully geworfen worden war.

Gegen 21.30 Uhr sei der Anruf der örtlichen Polizei am vergangenen Montag eingegangen, berichtete Peter Haase am Mittwoch. Der Hundestaffelleiter des Arbeiter-Samariter-Bunds (ASB) Ruhr-Hattingen alarmierte sofort sämtliche Hundeführer. Die Staffel ist rund um die Uhr in Einsatzbereitschaft.

Gegen 0.30 Uhr trafen Christo und seine 49-jährige Besitzerin mit als die Ersten am Einsatzort ein. Nachdem Haase das Suchgebiet in einzelne Sektoren aufgeteilt hatte, machte Oschmann sich mit Christo auf die Suche. Schon nach einer Viertelstunde schlug der schwarzbraune Vierbeiner um 1.19 Uhr an einem Kanaldeckel an.

Aufgeregt bewegte er sich vor und zurück und signalisierte so seinem Frauchen, dass hier etwas verborgen sein musste. Oschmann alarmierte sofort Einsatzkräfte der Feuerwehr, die den Deckel öffneten und in etwa 1,50 Meter Tiefe die Neunjährige bewusstlos fanden. "Im ersten Moment war ich einfach erleichtert, dass das Mädchen lebte", berichtet die blonde Lüdenscheiderin. "Und dass Christo so gut gearbeitet hat."

Für Christo war es bereits der achte Einsatz. Dass er nun seinen ersten Erfolg feiern kann, freut Oschmann besonders. "Nach dem Fund habe ich mich um ihn gekümmert und mit einem Leckerchen belohnt", sagt die 49-Jährige. "Das ist wichtig. Der Hund soll wissen, dass er alles richtig gemacht hat."

Seit etwa zwei Jahren hat Christo sein "Suchhund-Diplom". Zuvor hatte der einem Schäferhund ähnelnde Australian Cattle Dog eine zweijährige Ausbildung als Flächensuchhund absolviert. Damit ist er nicht nur in der Lage, eine Person anhand ihres individuellen Geruchs aufzuspüren, sondern Vermisste in freiem Gelände generell durch menschliche Witterung ausfindig zu machen.

"Grundvoraussetzung ist, dass der Hund bei Ausbildungsbeginn nicht älter als vier Jahre alt ist", erläutert Oschmann. "Sonst ist es schwierig, ihm alles beizubringen." Außerdem sollten die Vierbeiner ausdauernd, selbstbewusst, freundlich und vertrauensvoll sein. Aggressive Raufbolde oder ängstliche Duckmäuser seien ungeeignet. Im November wird Christo noch eine Trümmerhund-Prüfung ablegen, bei der er seinen Spürsinn auch in Tiefen von bis zu drei Metern - dann noch ganz offiziell - unter Beweis stellen muss.

Die ASB-Hundestaffel Ruhr-Hattingen wird regelmäßig zu Einsätzen gerufen. Allein in diesem Jahr spürten die Hundeführer bereits mehr als 24 verschwundene Personen auf. Erst vor einigen Wochen fand man mit ihrer Hilfe in Ratingen eine als vermisst gemeldete Rentnerin. 15 Freiwillige und 23 Hunde stehen in Notfällen jederzeit bereit.

"Die Suchhunde leben bei ihren Führern - nur so kann ein vertrauensvolles Verhältnis entstehen", sagt Birgit Oschmann. Seit Gründung der Hundestaffel 2006 engagiert sie sich beim ASB und kann auf über 70 Einsätze zurückschauen. Zugleich sei aber viel Training notwendig. Dreimal in der Woche gehen sie zum Training ins Gelände oder auf Hundeplätze. Außerdem müsse alle 18 Monate eine Prüfung gemeistert werden, bei der die Hunde ihr Können unter Beweis stellen.