Wülfrath rechnet Szenarien durch

Die Stadt will wissen, wann sie die Grenze der Belastbarkeit bei Asylbewerbern erreicht.

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Wülfrath. Sechs Monate lang betrieb das Deutsche Rote Kreuz im Auftrag der Stadt die Flüchtlingsunterkunft in der Sporthalle des Gymnasiums. Das Kapitel ist vorbei, und deshalb muss sich die Stadt darauf einrichten, dass sie künftig wieder mehr Regelzuweisungen bei den Asylbewerbern erhält. Im vergangenen halben Jahr waren diese deutlich weniger geworden wegen der zusätzlichen Notunterkunft. Stufenweise in vier Monaten werden sich diese Zahlen erhöhen, heißt es in einer Vorlage seitens der Stadt für die nächste Sozialausschusssitzung.

Waren Ende 2014 noch rund 100 Asylbewerber in Wülfrather Einrichtungen untergebracht, so hat sich die Zahl bis Ende 2015 annähernd verdoppelt. Zum 1. März 2016 waren in der Stadt Wülfrath 231 Menschen zugewiesen, die Asyl beantragt haben. Hinzu kommen 23 Personen, die noch in städtischen Unterkünften wohnen, aber als Flüchtlinge bereits anerkannt sind. Sie konnten aber noch keine eigene Wohnung beziehen. Rund 80 Prozent der Zuweisungen sind Männer, dazu kommen 47 Minderjährige, die auf 24 Familien verteilt sind. Hinzu kommen noch 16 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, die in stationären Einrichtungen oder auch in Pflegefamilien untergebracht sind.

Die Dauer des Asylverfahrens beziehungsweise die Duldung beträgt im Durchschnitt 10,5 Monate. Sozialamtsleiter Mike Flohr stellt in dem Bericht fest: Für alle Flüchtlinge (ohne Minderjährige) stehen momentan insgesamt 238 Plätze im Wülfrather Stadtgebiet zur Verfügung. Da es aber derzeit mehr Menschen als Plätze gibt, sind Überbelegungen derzeit nicht zu vermeiden, heißt es. Ziel sei aber, diese Überbelegung langfristig zu vermeiden. Hierzu wurden und werden derzeit auch private Wohnräume oder auch Verwaltungsgebäude angemietet, zum Beispiel die Flächen in der ehemaligen Freien Aktiven Schule im Dienstleistungszentrum neben dem Rathaus. Oder sie baut. Die Häuser an der Fortunsstraße mit Platz für 150 Asylbewerber sollten nach Planungen der GWG im Sommer fertig sein. Wegen des schlechten, nassen Wetters hatte es zwischendurch bei der Stadttochter geheißen, es gebe Verzögerungen. Die scheinen aber wieder eingeholt. GWG-Geschäftsführer André Clasen sagte jetzt, das Fundament werde derzeit gegossen und man hoffe, bis spätestens Ende September die Gebäude fertiggestellt zu haben.

Obwohl die Prognosen für die nächsten Wochen, Monate und gar Jahre von den Experten sehr unterschiedlich gesehen werden, hat die Stadt verschiedene Szenarien durchgespielt: Sollten sich die Zuweisungen steigern, hätte man bei einer wöchentlichen Zuteilung von 13 Menschen bereits zum 1. Juli zu wenig Unterbringungsmöglichkeiten. Im Jahr 2017 sieht es mit den neuen Häusern Fortunstraße besser aus. Sie entspannen die Lage. Selbst Zuweisungen von wöchentlich 20 Personen wären räumlich zu verkraften. Das alles immer unter der Bedingung, so die Stadt in ihren Berechnungen, dass die Hälfte aller neu zugewiesenen Personen wieder abgeschoben wird, ausreist oder als anerkannte Asylbewerber eigenen Wohnraum anmietet. Die Rechnungen für die Jahre später sind eher pessimistisch. Selbst Zuweisungen von statistisch „nur“ 7,5 Personen bedeuteten 2020 viel zu wenige Unterbringungsmöglichkeiten.