Wülfrath: Rücktritt von Klaus H. Jann - „Ich musste mich verbiegen“
Klaus H. Jann scheidet aus dem Rat der Stadt aus: „Die letzten Jahre waren unerträglich.“
Wülfrath. "Ich habe heute Morgen Bürgermeisterin Barbara Lorenz-Allendorff mein Rücktrittsschreiben übergeben." Klaus H. Jann, Fraktionsvorsitzender der Demokratischen Linken Wülfrath (DLW), hat sein Mandat zurückgegeben - nach 23 Jahren Ratszugehörigkeit. "Die letzten drei Jahre waren unerträglich", sagt er auf einer Pressekonferenz. Vorsitzender der DLW wolle er bleiben, aber eine Rückkehr in den Rat "wird es nicht geben". Der Rücktritt sei "unwiederkehrbar".
Der Auftritt vor der lokalen Presse hat etwas Nostalgisches. Wahlplakate aus den 70er Jahren. Der Kampf um den Bochumer Bruch. Der Abriss der Freibades. Die Jann’sche Bürgermeister-Kandidatur. "Schluss machen, wenn es am Schönsten ist", wolle er - und meint im nächsten Moment, dass es um Wülfrath schlimm stehe. "Der Vorausverkauf hat längst begonnen." Wülfrath wähnt er in den Händen von Baulöwen, die er namentlich nicht näher benennen will. "Hinter dem ganzen Rathaus-Chaos sehen wir die ganzen wirklichen Probleme nicht", so Jann, der bekennt: "Ich habe immer noch im Rat den lebendigen Klaus gegeben, aber ich musste mich verbiegen."
Der Rücktritt, erläutert er, komme nicht überraschend. "Den hatte ich intern schon nach der letzten Wahl angekündigt", so Jann. Drei Gründe führt er dafür an: "Ich habe meine damalige Ankündigung ernst gemeint. Und wenn jetzt in Leserbriefen der Rücktritt der alten Grade verlangt wird, muss ich mich auch angesprochen fühlen." Er sei jetzt 67 Jahre, da müsse man loslassen können. Zudem sei seine Gesundheit angegriffen. "In meinem Altergibt es eben das ein oder andere Zipperlein." Der dritte Grund - und offenbar der bedeutendste: das schlechte Klima im und rund ums Rathaus. "Die Krise ist tiefer, als man denkt", sagt er. Dass dagegen nichts getan werde, könne er nicht mehr ertragen.
Mit Kommunalpolitik, räumt er im Rückblick ein, habe er ursprünglich nichts am Hut gehabt. "Als sozialistischer Reporter an den Orten der Freiheitskämpfe sein, das war mein Ding." Dass dies mit seiner pazifistischen Grundhaltung nicht immer in Einklang zu bringen war - auch die von der damaligen Sowjetunion geführten Kriege -, lässt er nicht unerwähnt. Mit seiner Arbeitsunfähigkeit habe das lokale Engagement begonnen. Eine Bank für einen Spielplatz In den Banden - das war sein Einstieg. "Heute bedanken sich noch einige Bäume bei mir, dass sie noch stehen", schmunzelt er.
Der Erfolg von DKP und DLW komme nicht von ungefähr. Jann: "Wir haben uns immer in der Bevölkerung vekrallt", sagt er. Er persönlich habe in den 23 Jahren Höhen und Tiefen erlebt. Den Erhalt des Hauses Wilhelmstraße 88 nennt er als einen Erfolg, den Umzug des Rathauses "als meine größte Enttäuschung". Und er gesteht, dass es sein großer Wunsch gewesen wäre, Bürgermeister von Wülfrath zu sein. "Ich hätte alle Fachleute um mich geschart. Ich hätte es ganz anders als die jetzige Bürgermeisterin gemacht."
Heimat: Klaus H. Jann ist ein Wülfrather Junge. Der 67-Jährige hat seine Wurzeln in der Goethestraße. Sein Vater starb 1943 in Rußland.
Beruf: Jann ist gelernter Journalist. In den 70er Jahren erkrankte er nach einer seiner zahlreichen Auslandsreisen, die ihn vor allen Dingen nach Afrika führten. Der Virus führte schließlich zur Arbeitsunfähigkeit.