Wülfrath: Tafel - Neue Räume noch nicht in Sicht

Ehrenamt: Das evangelische Gemeindezentrum Ellenbeek steht maximal noch bis Mitte kommenden Jahres zur Verfügung.

Wülfrath. Lebensmittel verteilt die Tafel für Niederberg an jedem Montag in Wülfrath. Gestern allerdings gab es auch Nahrung für die Fantasie: Zum ersten Mal wurden Bücher an Kinder aus bedürftigen Familien ausgegeben.

Die Stiftung "Selbst Los!" spendet seit 2009 für die Tafeln in Deutschland, und auch in Niederberg profitiert man diesmal davon. Bücherwurm Meliha (9) bekam von Büchereileiterin Monika Altena beispielsweise das Kinderbuch "Kommissar Schneemanski". Sie will das Buch jetzt in den Ferien lesen und strahlte über das Geschenk.

In einem Jahr werden die freiwilligen Helfer von der Tafel aber wohl nicht mehr an der Tiegenhöfer Straße zu finden sein. Die Evangelisch-Reformierte Gemeinde gibt ihr Gemeindezentrum in der Ellenbeek auf, es steht deshalb zum Verkauf .

Wohin es mit der Tafel dann geht, ist noch nicht geklärt. "Ein neuer Platz ist bislang nicht in Sicht", sagt Peter Böhme, der ehrenamtlich für den Wülfrather Tafelstandort verantwortlich ist.

Bis Mitte des kommenden Jahres könne man in den jetzigen Räumen weiterhin Mahlzeiten und Lebensmittel ausgeben. Nach Ersatz wird fieberhaft gesucht, doch noch ist das Diakonische Werk nicht fündig geworden.

Zwar befinde man sich in Gesprächen mit der Wohnungsbaugesellschaft GWG und der Stadt, zu einer Lösung sei es bisher aber nicht gekommen. "Die erste Überlegung war, dass wir ins Gemeindehaus Am Pütt ziehen. Aber dafür sind die Räume zu klein", berichtete Böhme. Als weitere Idee stellte er das frühere Krankenhaus in den Raum.

Platz wird in der Tat gebraucht: Rund 70 Menschen kommen jeden Montag, jeweils 14 Helfer der Tafel bringen vier Transporterladungen mit Nahrungsmitteln von umliegenden Händlern zum Standort und managen die Ausgabe. "Deshalb brauchen wir ungefähr 100 Quadratmeter Fläche", sagte Böhme am Montag.

"Der Tafelbesuch hat für die Menschen ja auch immer etwas mit der eigenen Würde zu tun. Wir wollen deshalb für ein gutes Klima zwischen unseren Helfern und den Menschen sorgen. Da darf es nicht zu beengt zugehen." Außerdem sollte der neue Standort aus Böhmes Sicht nah bei den Menschen sein, die die Tafel nutzen.

Die Bücheraktion am Montag zeigte, dass das sinnvoll ist. Denn viele Eltern brachten ihre Kinder gleich mit, die sich dann ein Buch aussuchen konnten. Böhme möchte in der nächsten Woche damit weitermachen. "Lesen ist gerade für die Kinder wichtig. Viele sitzen ja nur noch vor dem Fernseher oder dem Computer, anstatt in ein Buch zu schauen", bedauerte er.