Wülfrath: Theater über Gewalt im Alltag
Jugend: Hauptschüler mit Lampenfieber: Dank eines Theater- Projekts treten sie schon bald in der Stadthalle auf.
Wülfrath. Vier Jugendliche treffen sich in einem Dönerladen, einer von ihnen hat Geburtstag. Man trinkt Bier, das Geburtstagskind bekommt ein Foto-T-Shirt, auf dem alle abgebildet sind. Die Gruppe unterhält sich über Probleme mit anderen Jugendlichen. Plötzlich schneidet eine Stimme den Raum. "Lauter! Ich weiß, dass es merkwürdig zu spielen ist, weil ihr mit euren Freunden eben abhängt, aber da muss mehr Energie rein!"
Die Stimme kommt von Theaterpädagogin Ute Kranz, der Raum ist die Bühne der Stadthalle, und die vier Freunde sind die 16-jährigen Hauptschüler Marvin Kippenberg, Mikada Jagus, Valerij Schiebelbein und Björn Brengelmann, die momentan in einer Projektwoche mit Ehrgeiz für das anderthalbstündige Jugendtheaterstück "Cengiz & Locke" proben.
Seit 1997 gibt es jedes Jahr ein Theaterprojekt an der Hauptschule Wolverothe, angeleitet werden die elf Schülerinnen und Schüler im Alter von 14 bis 17 Jahren neben Ute Kranz, die zum vierten Mal dabei ist, auch von ihrer Lehrerin Walburga Lambrecht. Die ist froh über die Hilfe vom Profi: "Es ist sehr wichtig für uns, dass Frau Kranz dabei ist. Man merkt, wie sich die dramaturgische Arbeit der Schüler verbessert."
Seit Schuljahresbeginn wurde zwei Stunden in der Woche geprobt, nun geht es in die Endphase. Am 9. Juni hat das Stück Premiere, und um alles eingeübt zu haben, wird die Arbeit nun in einer Projektwoche intensiviert. Für die Acht- bis Zehntklässler war das Auswendiglernen neben der Schulzeit kein Problem.
"Schwierig ist es für die Schüler eher, den Text richtig rüberzubringen - gerade traurig oder aggressiv auf der Bühne zu sein, stellt eine Hürde dar", sagt die 39-jährige Theaterpädagogin Kranz, "man schreit ja selbst auf der Bühne ungern seine Freunde an."
Die Schüler sehen das ähnlich. Manche von ihnen sind schon routinierter, sie haben schon mehrmals an der Theatergruppe mitgewirkt, wie Cynthia Jagus (16), die das dritte Mal auftreten wird. "Man bekommt dadurch Selbstbewusstsein und lernt, auf manche Dinge im Leben anders zu reagieren", erklärt sie.
Zusätzlich können sich die Jungschauspieler auch mit dem Stück identifizieren. "Manche Situationen kennen wir aus dem Alltag, zum Beispiel wenn sich Gruppen begegnen, die sich nicht leiden können", erzählt mit Torben Kauls (16) einer der Hauptdarsteller.
Das Lampenfieber ist bei allen schon da, und bis zur Premiere in der Stadthalle, die aufgrund der Brandschutzbestimmungen lange als Veranstaltungsort fraglich war, wird es noch steigen. "Aber wenn man dann auf der Bühne steht, ist es weg", weiß Nico Reitz (14) noch vom letzten Mal.