Zu wenig Organspender im Kreis
Hans J. Schmolke lebt seit Jahren mit einem Spenderherz. Er wirbt für mehr Information.
Velbert/Kreis Mettmann. Stille füllt den Raum, als Hans J. Schmolke nach der OP im Jahr 2001 erwacht. Das ist ein Schock. Denn 360 Tage lang waren die Betriebsgeräusche des Herzunterstützungssystems lästig, aber überlebenswichtig. Der Velberter tastet den Verband entlang bis zum Schnitt auf der Brust: „Dann habe ich für den Spender gebetet, mein Herz begrüßt und ihm gesagt, wir bleiben nun viele Jahre zusammen. Seitdem ist es meins.“ Und sein Auftrag: Seit 14 Jahren betreibt der heute 72-jährige Schmolke die „Selbsthilfe Organtransplantierter NRW“.
Dr. Reinhard Rüschner
11 000 Menschen stehen in Deutschland auf der Warteliste für eine Organspende. Jeden Tag sterben drei von ihnen. Doch es gibt nicht genug Organe, nicht genug Spender. In diesem Jahr werden in Deutschland 827 Menschen Organe spenden — schätzt die Deutsche Stiftung Organtransplantation, DSO. In Hilden hat es im vorigen Jahr keine einzige Entnahme von Spenderorganen gegeben. Das St. Josefs-Krankenhaus versorgt sehr viele ältere Menschen; es besitzt keine Neurochirurgie. Zum anderen aber sagt der Chef der Unfallchirurgie, Dr. Hans Bayer-Helms: „Der Hirntod eines geliebten Verwandten ist den Menschen sehr schwer zu vermitteln.“ Denn der Patient sieht aus, als schlafe er nur, weil die Herz-Lungen-Maschine Atmung und Blutkreislauf in Gang hält. Der für Hirntod Erklärte hat eine gesunde Gesichtsfarbe. Die Todesnachricht zu überbringen — und zugleich nach der Freigabe zur Entnahme Organen zu fragen —, das ist eine unendlich schwere Aufgabe.
„Deshalb finde ich es gut, dass es das ‚Gesetz zur Regelung der Entscheidungslösung‘ gibt und die Krankenkassen ihre Mitglieder nun wiederholt anschreiben“, sagt Dr. Reinhard Rüschner, Chef der Anästhesiologie und Intensivmedizin am St. Martinus-Krankenhaus in Langenfeld. Dort konnten in den letzten sieben Jahren zwei Mal Organe zur Transplantation entnommen werden. Weitere zwei, drei Male sprachen sich Angehörige eindeutig dagegen aus oder es sprachen medizinische Gründe gegen die Entnahme. „Man muss sich vorher in einer Familie über das Thema unterhalten. Dann fallen den Beteiligten die Entscheidungen leichter, wenn sie im Krankenhaus gefragt werden.“ Idealerweise trägt ein Patient einen Spende-Ausweis im Portemonnaie. Angehörige und Ärzte hätten somit die so wichtige Klarheit, die es in Deutschland braucht. Österreich, Spanien und Italien gehen den umgekehrten Weg: Dort müssen Menschen eine Spende ausdrücklich verweigern. Alle übrigen sind automatisch Organspender.
Deutschland geht den schwierigeren Weg. „Wenn es dann noch zu Unregelmäßigkeiten bei der Vergabe von Spenderorganen kommt, ist das Vertrauen dahin“, weiß Chefarzt Rüschner. Der mit einem Spenderherz lebende Hans J. Schmolke sagt: „Ich möchte, dass man sich in der Frage der Organspende klar entscheidet — entweder klar dafür oder klar dagegen.“ Er bringt deshalb seit acht Jahren Ärzte und Patienten in Seminaren zusammen. „Oberste Regel bei uns ist: Der Arzt muss verständlich reden.“ Der Informationsbedarf der Menschen sei enorm.