Nevigeserin macht sich für Kinder stark
Ursprünglich wollte Martina Richter nur in den Urlaub fahren: Jetzt spricht sie ein bisschen Zulu und engagiert sich in Südafrika.
Neviges/Durban. Eigentlich sollte der Trip, den Martina Richter mit einer Freundin 2010 geplant hatte, nach Australien führen, doch dann wurde es eine Reise durch Südafrika. Eine Tour mit Folgen für die 27-jährige Nevigeserin, die zuvor ihren Studienabschluss im Fach „Bewegung und Gesundheit“ an der Universität Gießen abgelegt hatte: Im Herbst 2014 beschloss sie, nach weiteren Besuchen im Kap-Staat fasziniert von Land und Leuten, im Rahmen eines Freiwilligen Sozialen Jahres in der Nähe von Durban in einem Projekt für Kinder und Jugendliche zu arbeiten.
Martina Richter über das Projekt
„Das Hauptziel der 2009 gegründeten Isithumba Community Development Movement ist, der Jugend in Isithumba und der umliegenden Region KwaXimba vor allem durch Sport-Angebote am Nachmittag und Programmen an den umliegenden Schulen eine sinnvolle Freizeitgestaltung zu ermöglichen“, erläutert Richter, die das Projekt bereits bei ihrem ersten Besuch kennengelernt hatte.
Daneben leistet die ICDM zum Beispiel Aufklärung in Sachen HIV/Aids und Drogenmissbrauch. „Alle Programme verfolgen die traditionelle Philosophie des Ubuntu — das Vermitteln von Menschlichkeit, Nächstenliebe und Gemeinsinn, sowie die Erfahrung und das Bewusstsein, dass man selbst Teil eines Ganzen ist. Die Kinder und Jugendlichen sollen schon früh lernen, selbst Verantwortung zu übernehmen“, sagt Richter.
Martina Richter über Sport
Dabei sind die derzeit acht Mitarbeiter, die allesamt aus der Region stammen, ehrenamtlich tätig: „ICDM ist erst 2014 offiziell als Organisation anerkannt worden und kann nun endlich Spenden akquirieren und Fördergelder beantragen“, berichtet die Nevigeserin, die in Isithumba neben ihrer Mitwirkung in den Sportprogrammen die Büroarbeit mit Förderanträgen, E-Mail-Verkehr und Meetings mit anderen Organisationen übernommen hatte.
Bis zu 60 Jungen und Mädchen im Alter von drei bis 21 Jahren werden von ICDM an fünf Nachmittagen pro Woche betreut: „Ein Vereinswesen wie in Deutschland gibt es in den Dörfern nicht“, so Richter. Besonders beliebt sind Fußball, Netzball, Volleyball, aber auch einheimische Spiele und besonders der selbstgebaute BMX-Parcours. Für die 27-Jährige, die inzwischen leidlich Zulu spricht, bedeutete das einfache Leben in dem 5000-Seelen-Dorf, in dem Strom und fließendes Wasser nicht überall selbstverständlich sind, zwar eine Umstellung, mit der hatte sie aber keine Probleme. Eine Erkenntnis ihres Afrika-Aufenthaltes: „Man braucht viel Flexibilität und Geduld. Das kann man in Afrika sehr gut lernen“, meint die junge Nevigeserin. „In Deutschland läuft alles viel hektischer.“
Was sie allerdings heftig vermisste, war ein Bäcker: „Brot oder Brötchen haben mir richtig gefehlt.“