Junge Dichter vermitteln den Spaß am Wortspiel
Beim Poetry Slam in Evi’s Bistro trugen fünf Teilenehmer Selbstgeschriebenes vor.
Wülfrath. Gut besucht von Zuhörern, denen man Spaß an selbst geschriebenen und kurzen Texten anmerken konnte, fand der vierte Wülfrather Poetry Slam in Evi’s Bistro statt. Gewohnt souverän, schlagfertig und wortgewandt führte Moderator Jan Schmidt durch das Programm, bei dem nach je zwei Auftritten der fünf Künstler — Michael Goehre war nicht erschienen — Rainer Holl im Finale per Applaus-Entscheid knapp vor Noah Klaus vom Publikum zum Gewinner des Abends gekürt wurde.
Bis dahin hatte das junge Publikum einen Abend mit fünf Slammern erlebt, die alle auf ihre ganz spezielle Weise bewiesen, warum sie fester Bestandteil der Poetry-Slam-Szene sind. Nicht nur als einzige Frau hob Anke Fuchs sich mit ihrer abgeklärt wirkendenden Vortrags-Art von ihren männlichen Kollegen ab. Ihre mit ruhiger Stimme in Ich-Form auswendig vorgetragenen Geschichten über Trennendes, Erhofftes und Unausgesprochenes in zwischenmenschlichen Beziehungen ließen die Zuhörer mit einem Lachen zurück, das im Halse steckenblieb.
Anders Andy Strauß, der sich seine kräftigen Lacher mit skurrilen, oft nicht ganz jugendfreien Episoden über Bulldozer oder C-Promis aus Privatfernseh-Soaps sicherte, die er mit wechselnden Stimmen vortrug.
„Berufsagnostiker“ Wehwalt Koslovsky setzte beim Vortrag seiner tiefsinnigen Texte über den großen „Bim Bam“ (alias Gott) und die Welt seine Stimme in diversen Tonlagen und Dialekten ein, während seine Hände die Botschaften unterstrichen.
Mit Wortakrobaten Noah Klaus betrat einer die Bühne, der seine politischen und sozialkritischen Gedanken über Deutschland, mal gereimt mit Hitler-Stimme, mal als bitterbösen Brief eines Afrikaners, „die mit Trinkwasser ihre Klospülung bedienen“, zum Besten gab.
Schließlich Rainer Holl, Gewinner des Abends: Er brillierte mit seiner amüsanten Trauma-Verarbeitung von ausfallenden Haaren („Beim Friseur sind wir das Vorher-Foto“) und dem ersten Text aus einer Reihe über Deutschland, „dem Land der Dichter und Henker“, in dem Hitler als „Literaturkritiker“ die Macht ergreift, Bücherverbrennung und Arbeitslager inklusive.