Kreis Mettmann Prüfer-Engpass führt zu Wartezeiten
Kreis Mettmann. · Viele Fahrschüler müssen ihren Traum von der mobilen Freiheit derzeit auf die lange Bank schieben. Die Wartezeiten für Prüfungen sind lang.
Kurt Bartels ist Vorsitzender des Fahrlehrerverbandes Nordrhein. Er bestätigt den Prüfer-Engpass, hat aber verschiedene Gründe dafür ausgemacht: „Die Fahrschulen sind im Augenblick viel besser ausgelastet, als wir das vorausgesagt hatten“, berichtet der Funktionär. Gründe seien die guten wirtschaftlichen Verhältnisse, die manchen Fahrschüler dazu veranlassten, gleich einen doppelten Führerschein für Auto und Motorrad zu machen. Auch die Ausbildungen im Lkw-Bereich seien extrem nachgefragt. „Die Prüfer sind ohnehin schon sehr beschäftigt“, sagt Bartels: „Und dann kam die Flüchtlingsproblematik hinzu.“
Der Führerschein ist für viele der Schlüssel für eine unabhängige Mobilität und oft auch Voraussetzung bei der Job-Vergabe. „Gerade von Flüchtlingen aus Syrien kommen hinsichtlich der Anerkennung verstärkt Anfragen“, heißt es beim ADAC. Denn wer schon in seinem Heimatland eine Fahrerlaubnis besessen habe und hier anerkannt sei, könne den Führerschein umschreiben lassen – vorausgesetzt, er legt hier noch einmal eine Fahrprüfung ab.
„Dummerweise schreibt das Gesetz den Flüchtlingen nicht vor, im Vorfeld der Prüfung noch einmal ein paar Fahrstunden zu nehmen“, sagt Fahrlehrer Bartels. Viele täten das zwar freiwillig, aber einige versuchten es auch ohne professionelle Vorbereitung – „und von denen fallen natürlich die meisten durch“. Der Fahrlehrer habe keine Handhabe dagegen, könne nur versuchen, die Leute zu überzeugen, aber das gelinge eben nicht immer. Die Folge: „Manche nehmen bis zu sechs Anläufe, ehe sie die Prüfung bestehen. Und natürlich muss immer ein Prüfer dafür abgestellt werden.“
Der Haaner Fahrlehrer Reiner Angen-Endt widerspricht: „In der Fahrschülerausbildungsordnung steht ganz klar, dass wir nur Schüler zur Prüfung anmelden sollen, von denen wir glauben, dass sie die Prüfung auch bestehen. Aber einige Kollegen verdienen sich lieber eine goldene Nase an den Flüchtlingen und melden sie auch ohne Fahrstunden an, zum Teil auch mehrfach. Die nicht bestandene Prüfung kostet sie maximal 45 Minuten Zeit und bringt ihnen das Vier- bis Fünffache ein, was sie mit einer normalen Fahrstunde verdienen.“ Angen-Endt beteuert, dass bei ihm noch nie ein Flüchtling durchgefallen sei: „Wer sofort zur Prüfung will, dem sage ich: ,Mach eine Strunde bei mir und überzeuge mich, dann melde ich dich an.’ Das ist noch keinem geglückt, aber nach sieben bis zehn Fahrstunden habe ich die alle so weit, dass sie die Prüfung bestehen können. Dann erst melde ich sie an.“
Haaner spricht von vielen überflüssigen Anmeldungen
Insbesondere in den Jahren nach 2015, als die große Flüchtlingswelle nach Deutschland schwappte, habe die Regelung dazu geführt, dass Prüfer völlig überlastet gewesen seien, berichtet Bartels. Er bestätigt auch, dass es in der Region Düsseldorf/Köln und damit natürlich auch in Hilden oder Haan besonders eng gewesen sei. Das bestätigt auch Angen-Endt, aber in erster Linie wegen der vielen überflüssigen Anmeldungen. Es gebe jedoch, so Kurt Bartels, zwei Gründe, optimistisch zu sein: Zum einen sei der Flüchtlingszustrom und damit auch der Run auf die Fahrprüfung mittlerweile wieder zurückgegangen – was in einigen Regionen schon wieder zu einer Entspannung der Krise geführt habe, zum anderen habe der Gesetzgeber aus seinen Fehlern gelernt: „Im März tritt eine neue Regelung in Kraft, nach der auch Flüchtlinge, die ihre Fahrerlaubnis hier umschreiben lassen wollen, vor der Prüfung Unterricht nehmen müssen“, sagt Kurt Bartels.
Dann geht es für Fahrschüler endlich wieder nur um die Frage: „Bestehe ich die Prüfung?“ Und nicht: „Wann kann ich die Prüfung endlich ablegen?“