Landwirtschaft im Kreis Viersen Wie Kartoffelbauern auf KI setzen

Kreis Viersen · Wie kann Künstliche Intelligenz bei der Kartoffelernte helfen? Die Rheinische Erzeugergemeinschaft Kartoffeln informierte jetzt darüber ihre Mitglieder. Und gab einen Ausblick auf die Kartoffelpreise in diesem Jahr.

Künstliche Intelligenz (KI) kann bei der Kartoffelernte helfen – unsere Fotocollage entstand ebenfalls mithilfe von KI.

Foto: Martin Röse

Wie gut wird wohl die Saatkartoffel zu einer Kartoffelpflanze heranwachsen? Wie kann die Kartoffelernte nachhaltig wirkungsvoll gelagert werden? Und werden Kartoffeln Ressourcen sparend aussortiert, die vielleicht zu klein oder mit einem Mangel behaftet sind? Kein Problem: Programme – oder „Tools“, wie sie aktuell bezeichnet werden – von künstlicher Intelligenz gesteuert, haben längst Einzug in die Landwirtschaft gehalten.

Das wurde bei der diesjährigen Mitgliederversammlung der Rheinischen Erzeugergemeinschaft Kartoffeln (Reka) im Breyeller Restaurant „Zum Schänzchen“ deutlich. Dort berichtete Michael Romer zum Thema „Was ist künstliche Intelligenz (KI) und wie funktioniert sie eigentlich? Wird KI auch die Landwirtschaft revolutionieren?“ Der Informatiker und Direktor für Produkt- und Geschäftsentwicklung beim Landwirtschaftsverlag Digital in Münster fand schnell eine Antwort: „Ja.“ Funktioniert doch schon, bestätigte das Publikum. Und doch: So kompakt zusammengefasst, so unterhaltsam präsentiert, so mit griffigen Beispielen illustriert haben die Mitglieder der Reka wohl noch keine Berührung mit dem komplexen Thema der KI gehabt.

Romer führte mit der künstlichen Intelligenz spontan Gespräche über einen möglichen Wechsel zu einem Energieversorger, ließ die KI lernen, was eine Kartoffel, eine Zwiebel oder eine Knoblauchknolle ist und wollte wissen, wie es wohl aussehen würde, wenn zwei Segelschiffe in einer Kaffeetasse gegeneinander kämpften. Und prompt hatte die KI das passende Video erstellt.

Im Amt bestätigte Vorstandsmitglieder der Reka und der Referent (von links): Wilfried Beeker, Michael Heintges, Alois Keutmann, Referent Michael Romer und Georg Olligs.

Foto: Uli Rentzsch

Künstliche Intelligenz kann bei Planung helfen

Für den Landwirt allerdings stehen andere Komponenten im Vordergrund: Künstliche Intelligenz könne helfen, Informationen zum und über den landwirtschaftlichen Betrieb zu sammeln, Ertragsanalysen und Wetterprognosen zu erstellen, Simulationen, Planungen und Auswertungen anzufertigen. „Eher in der realen Welt“, wie Romer es formulierte, befinde man sich auf der physischen Ebene, im eigentlichen Betrieb oder im Stall, beispielsweise von der Bewässerungs-, Wärme- oder Lichtsteuerung. Der Kreis schließe sich mit der menschlichen Ebene. Hier spreche die KI tatsächlich, unterstütze, plane, organisiere und helfe sogar beim kreativen Problemlösen.

Romer zitierte den noch amtierenden Bundesarbeitsminister Hubert Heil (SPD), der davon ausgeht, dass es bis 2035 keinen Arbeitsplatz mehr geben werde, der nicht mit KI-Unterstützung funktioniert. Schließlich, so Romer, sei es jedoch erforderlich, Ergebnisse der KI zu überprüfen. Sinngemäß: Am Ende des Wegs der Entscheidung stehe der Mensch. Schließlich hatte der Deutsche Kartoffelhandelsverband schon Ende 2023 referieren lassen: Die Kartoffelwirtschaft stehe vor einem digitalen Umbruch, man solle doch gemeinsam in die Welt der KI eintauchen.

Alois Keutmann, Vorsitzender der Reka, hatte zuvor eine Bilanz des vergangenen Kartoffeljahres gezogen und einen Blick auf das Jahr 2025 gewagt. Der Kartoffelanbau habe sich 2024 schwierig gestaltet, sei stressig und risikoreich gewesen. Niederschlag habe die Auspflanzungen verzögert, der Anbau selbst sei geprägt von Extremwetterereignissen und einem, so Keutmann, „beispiellosen Krankheitsdruck“ wie Kraut- und Knollenfäule. Schwierige Rahmenbedingungen sowohl für einen reichen Ertrag als auch eine gute Kartoffelqualität. Dennoch habe das Statistische Bundesamt für NRW einen Durchschnittsertrag von 536 Doppelzentner pro Hektar bilanziert – einen Wert, den die Reka nicht nachvollziehen könne.

Hinsichtlich der Speisekartoffel stehe bereits jetzt mit Blick auf 2025 fest: Wegen der deutlich gestiegenen Produktionskosten werde eine Kostendeckung erst bei entsprechend höheren Erzeugerpreisen erfolgen. Auch bei der Industriekartoffel, produziert für Suppen, Soßenbinder, Klebstoffe, Papier, Pappe und Kosmetikartikel, sei keine Rekordernte zu erwarten. Im Gegenteil: Die Abweichungen von Proberodungsergebnissen – darunter wird eine Betrachtung der Kartoffelpflanze vor der Ernte verstanden – und tatsächlichen Erntemengen sei ernüchternd.

(ure mrö)