Anwohner über Baumfällung verärgert

Wegen Pilzbefalls hat die Kirchengemeinde eine Buche gefällt.

Foto: Senf

Viersen. Die etwa 18 Meter hohe Buche an der Grabeskirche St. Joseph in Viersen ist weg. Die Pfarrgemeinde St. Remigius hat den knapp 60 Jahre alten Baum am Dienstag wegen Pilzbefalls fällen lassen. Christoph Klaßen, dessen Unternehmen die Arbeiten durchführte, musste die Kettensäge zweimal stoppen: beim ersten Mal für eine Beerdigung, danach ein weiteres Mal, weil Anwohner die Buche schützen wollten.

Durch den Lärm waren sie auf die Situation aufmerksam geworden. „Man sieht der Buche nichts an“, sagte Andreas Weith sichtlich aufgebracht. „Sie haben dem Baum nicht mal eine Chance gegeben“, sagte eine andere Anwohnerin. Klaßen sah sich zwischen den Stühlen. Erst als er die Maschinen ausstellte und sich mit seinem Handy Unterstützung von der unteren Naturschutzbehörde und der Pfarrgemeinde rief, entspannte sich die Lage.

Ein Sachverständiger der Stadt Viersen hatte vor rund drei Wochen eine Pappel auf einem städtischen Grundstück am Josefsring kontrolliert und bei seinem Rundgang entdeckt, dass um den Stamm der Buche an der Kirche Pilze wachsen. Die Stadt informierte die Pfarrgemeinde, und die sah schnellen Handlungsbedarf. „Die Pilze hatten schon stark getrieben“, erklärte Pfarrer Roland Klugmann den Anwohnern. „Ich hätte sie lieber stehenlassen, aber die Gefahr, dass etwas passiert, war zu groß.“ Philippe Niebling von der unteren Naturschutzbehörde erklärte, der sogenannte Riesenporling greife die Wurzeln und damit die Standfestigkeit des Baumes an. „Es wäre zu gefährlich, die Buche stehen zu lassen“, sagte er. Auch deshalb hatte die Behörde die Genehmigung erteilt, die Buche vor dem Ende der Schonzeit am 30. September entfernen zu lassen.

Die Pappel, deren Pilzbefall schon länger bekannt ist, soll dagegen nach Angaben von Stadtsprecher Frank Schliffke erst nach dem 1. Oktober gefällt werden. „Sie ist von innen faul, stellt aber keine unmittelbare Gefährdung dar“, sagte er. „Deswegen ist sie im normalen Winterfällprogramm vorgesehen.“

Trotz der Erklärungsversuche blieben die Anwohner misstrauisch. „Der Kirchvorplatz soll bald umgestaltet werden, und laut Planung sollten die Bäume weg“, sagte die Anwohnerin. „Wir Bürger hatten uns dagegen ausgesprochen. Da passt der Pilz jetzt natürlich sehr gut.“ Ob die Gemeinde nun einen neuen Baum an gleicher Stelle pflanzen wird, konnte Pfarrer Klugmann gestern nicht sagen: „Das ist völlig in der Schwebe. Wir wollen die Umgestaltung abwarten.“