Auto-Einbrüche nehmen zu
2015 wurden kreisweit fast 1200 Diebstähle aus Kfz gemeldet. Die Aufklärungsquote sinkt.
Kreis Viersen. Fünfmal hintereinander haben sich Diebe — trotz Alarmanlage — an John Chmielewskis Auto zu schaffen gemacht. Dreimal wurde sein Wagen komplett leer geräumt: Navi, Airbags, Lenkrad, Laptop, Kamera — alles weg. Zweimal wurde versucht, das Schloss aufzubrechen. Immer stand das Fahrzeug vor der Haustür. Jedes Mal hat der 31-Jährige Anzeige erstattet. Gefasst wurden die Diebe bislang nicht.
Im Jahr 2015 wurden 1199 Diebstähle aus Kfz im Kreis Viersen bei der Polizei angezeigt. 2010 waren es „nur“ 666. In Viersen, Nettetal, Grefrath, Kempen, Tönisvorst und Willich stiegen die Zahlen im Vergleich zum Vorjahr an. In den Gemeinden Schwalmtal, Niederkrüchten und Brüggen gibt es einen leichten Rückgang.
Antje Heymanns ist Kriminalhauptkommissarin im Kreis Viersen. Sie weiß, dass zum Beispiel Handtaschen oder Navigationsgeräte Diebe anlocken. Daher rät sie: „Keine Wertsachen im Auto lassen.“ Hochwertige Autos sollten möglichst in einer Garage geparkt werden. Die hat John Chmielewski nicht.
Nach den Einbrüchen ließ er sofort die gestohlenen Teile ersetzen. Danach passiert meist das: „Die Diebe kehren nach ein paar Wochen zum Tatort zurück, weil sie wissen, dass der Schaden instandgesetzt wurde und schlagen wieder zu“, weiß Antje Heymanns.
Die Diebe sind oft zu Fuß oder mit dem Rad in den Wohngebieten unterwegs, verstecken ihr Diebesgut in Tatortnähe, sammeln dann alles ein und bringen es in Fahrzeugen weg. Deshalb mahnt die Polizei Opfer und Nachbarn zu mehr Wachsamkeit bei verdächtigen Fußgängern, Radfahrern oder ungewöhnlichen Verladeaktionen. Ein weiteres Problem gibt es mit „Keyless-Go“-Schlüsseln. „Diese sollten nicht in der Nähe des geparkten Autos liegen“, empfiehlt Heymanns. Sie rät, diese am besten in einer Metallkiste aufzubewahren, so dass Funkwellen zum Auto verhindert werden. Diese lesen Diebe aus, öffnen das Fahrzeug oder nehmen es gleich ganz mit.
Die Polizei unterscheidet zwei Arten von Gruppen: „Es gibt Gelegenheitstäter, die etwa durch eine im Auto befindliche Handtasche animiert werden, und auf der anderen Seite Serientäter“, sagt Heymanns. Letztere gehen nachts auf Beutezug und machen sich meist an mehreren Fahrzeugen zu schaffen. Ihr Ziel: Fest eingebaute Navigationsgeräte, Bordcomputer, Lenkräder und Airbags. Die meisten Täter können mit ihrer Beute fliehen. Die Aufklärungsquote sank im Kreis Viersen von 15 Prozent 2010 auf 7,2 Prozent im vergangenen Jahr. Heymanns versucht zu erläutern, woran das liegen könnte: „Wir können sagen, dass die Serien meist von professionell agierenden, meist osteuropäischen Tätern begangen werden.“
Auffällig: Die Täter schlagen im Ostkreis häufiger zu als im Westkreis. „Die ermittelten Tatverdächtigen kamen aus dem Ruhrgebiet, was erklären könnte, dass die meist betroffenen „Einfallgebiete“ im Ostkreis von dort aus schneller zu erreichen sind als die Kommunen im Westkreis“, so Heymanns. Das seien jedoch keine belegten Tatsachen. sondern kriminalistische Schlüsse. Auch in diesem Jahr gibt es kreisweit einen Anstieg zu verzeichnen. Genauen Zahlen sind noch nicht veröffentlicht.