Basar-Atmosphäre bei Kinderkleiderbörse
Die Börsen boomen im Kreis. Im Josefshaus wurde jetzt wieder gekauft, verkauft und gehandelt.
Süchteln. Wenn sich im Josefshaus um 13 Uhr die Türen öffnen, gibt es kein Halten mehr. Frauen drängen mit großen Taschen und gut gefüllten Geldbörsen in den Saal. Der Wunsch, ein Schnäppchen zu machen, treibt sie an. Vereinzelt sind auch Männer unter den Besuchern, die unter dem dichten Gedränge tapfer ihre Kinder bei Laune halten und versuchen, den Nachwuchs nicht aus den Augen zu verlieren. Hinter den Tischen sind die Verkäufer auf den Ansturm vorbereitet. Die Klamotten sind ansehnlich, teils auch bereits mit Preisen ausgezeichnet, für den Verkauf vorbereitet. Bücherkisten, allerlei Spielzeug — alles, was zu Hause nur von einer Ecke in die nächste geräumt wird, soll jetzt weg. In den nächsten beiden Stunden wird es laut, eng und an den Ständen wird rege gehandelt.
Seit 16 Jahren organisiert Ulle Reimelt die „Kindersachenbörse Josefshaus“ und kann nach jahrelanger Erfahrung viele Geschichten erzählen. „Es gab welche, die haben sich mit den Verkäufern zusammen reingeschlichen, um vor 13 Uhr schon drin zu sein“, berichtet Ulle Reimelt. Oder: Um einen kurzen Weg zum Ausladen zu haben, parken einige Verkäufer ihre bis unters Dach bepackten Autos gerne bereits am Vorabend vor dem Josefshaus. „Es gab auch mal Käuferinnen, die sich aufgeregt haben, dass die Verkäufer untereinander vor dem offiziellen Einlass kaufen, das möchte ich doch bitte unterbinden“, sagt Reimelt und lacht. Sie nimmt sowas mit Humor.
Vor Jahren, als die ersten Onlineplattformen für Gebrauchtes auf dem Vormarsch waren, merkte die Veranstalterin einen leichten „Knick“. Doch das sei nicht von Dauer gewesen. Der Boom sei größer denn je. So wie diese Börse gibt es viele im Kreis Viersen. Viele Verkäufer sind bereits erprobt. Sie verkaufen regelmäßig auf Börsen, immer, wenn der Schrank zu voll wird, das Kind nicht mehr mit den Sachen spielt.
So auch Kathrin Schelkes und Michael Hauser. Aus Erfahrung wissen sie: Nur einen Schuh hinstellen, die Klamotten nach Größen sortieren und auf Stofftiere besser verzichten und das eigene Kind am besten zu Hause lassen. „Das tolle hier ist, dass es auf zwei Stunden schön komprimiert ist, dann ist alles vorbei“, sagt Michael Hauser. Er mag die Atmosphäre, aber auch „das Chaos, das plötzlich herrscht, wenn so viele an dem Stand stehen“, so der Viersener. Das Paar teilt sich nach Seiten auf, aber bereits kurze Zeit später wird der Plan verworfen und jeder versucht einfach, die Sachen für einen guten Preis loszuwerden. Für den Stand zahlen sie 16 Euro Gebühr. Die Tische sind bereits vorbereitet, so, dass sie alles nur hinstellen brauchen.
Es wird immer voller. Dutzende strömen ins Josefshaus, drängen sich vorbei an Müttern, Omas, Vätern mit weinenden Kindern auf dem Arm und verhandeln. „Für das Kleid möchte ich fünf Euro haben“, sagt eine Verkäuferin. Die Mimik der Käuferin sagt alles: viel zu teuer. Sie verhandelt hartnäckig, weiß, dass es ein „Markenkleid“ ist und es neu 30 Euro gekostet hat, möchte es aber haben. Für drei Euro wechselt es schließlich den Besitzer. „Einen ,fairen Preis’, den wollen alle, sowohl Verkäufer, als auch Käufer“, sagt Kathrin Schelkes. Doch was ist fair? Da gehen die Meinungen oft auseinander. Auf der Bühne stehen Kinderwagen, Fahrräder, Wiegen, alles, was Größe hat. Die Sachen sind mit der jeweiligen Tischnummer der Verkäufer ausgezeichnet. „Es kommt auch mal vor, dass etwas eingesteckt wird ohne zu bezahlen“, sagt Ulle Reimelt. Doch das sei eine Ausnahme.
Fast eine Stunde nach Beginn wird noch immer eifrig geshoppt. Wie läuft’s am Stand von Kathrin Schelkes und Michael Hauser? Beide recken ihre Daumen hoch. Ihr Sohn wird sich freuen. Der Erlös landet in seiner Spardose.