Blindgänger in Dülken entschärft

An der Eintrachtstraße ist eine nicht detonierte Bombe gefunden worden. Mehr als 3000 Menschen wurden evakuiert.

Foto: Jungmann

Dülken Jahrzehnte lang war sie von Erde und Asphalt bedeckt. Nun liegt die Kapsel aus Metall, alt und rostig, offen im Transporter. Gefährlich ist die Bombe nicht mehr. „Die Vorbereitung verläuft nicht immer so gut“, sagt Dirk Putzer (51). Der Entschärfer hat den Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg außer Gefecht gesetzt. Dafür wurde in einem Radius von 300 Metern von dem Fundort alles geräumt. Fast gespenstisch wirkten die stillen, leeren Straßen am Nachmittag.

Der Kampfmittelbeseitigungsdienst (KBD) der Bezirksregierung Düsseldorf untersuchte in den vergangenen Tagen an der Eintrachtstraße in Dülken das Gelände eines Lebensmittelbetriebs. Experten vermuteten dort einen Blindgänger, darauf deuteten Luftbilder hin. Dazu wurden in engen Abständen Löcher in den Boden gebohrt; Sonden wurden hinabgelassen.

Gestern Morgen war klar: Die Sonden zeigten im Erdreich eine 250 Kilogramm schwere, nicht detonierte Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg. „Da wussten wir auch, um was für eine Bombe es sich handelt und wie die Bezündung ist“, sagt Putzer. Erst dann konnten er und die Stadt den Radius für die Evakuierung festlegen. „Organisatorisch ist von der Seite der Stadt und des Kreises alles sehr gut gelaufen“, sagt Bürgermeisterin Sabine Anemüller (CDU). Auch Ordnungsamt, Polizei und Hilfsdienste hätten sich sehr schnell abgestimmt. Als Leiterin des Stabes für außergewöhnliche Ereignisse zeigt sich Anemüller zufrieden: „Hervorragende Arbeit von allen Teilnehmern.“

Bereits am Vormittag verteilen Mitarbeiter des Viersener Ordnungsamts Flugblätter: Darauf standen Anweisungen zur Evakuierung und zum richtigen Verhalten während der Entschärfung. Im Umkreis von 300 Metern von der Fundstelle müssen die Menschen ihre Häuser verlassen. Im Umkreis von 500 Metern dürfen sich Bewohner in Teilen der Gebäude aufhalten, die von der Fundstelle abgewandt sind. Im Freien darf sich in beiden Bereichen aber niemand aufhalten.

Auch die Kindertagesstätte St. Christophorus wurde umgehend geräumt. Kurze Zeit nach Mitteilung des Fundes war deren Spielplatz leer. Einige Minuten Fußweg entfernt wurde an der Heesstraße abgesperrt. Anemüller sah die Evakuierung des Seniorenheimes St. Cornelius als „besondere Herausforderung, da ein Teil der Bewohner nicht mobil ist“. Sitzend, liegend, in Rollstühlen und auf Tragen wurden die Bewohner in das Allgemeine Krankenhaus Viersen (AKH) gebracht. 72 Bewohner, davon neun bettlägerig, und 35 Mitarbeiter wurden am Nachmittag evakuiert. „Das AKH hatte schon einen Notfallplan, weil man von den Sondierungen wusste“, so ein AKH-Sprecher.

An den Absperrungen sorgten Polizeibeamte dafür, dass sich Passanten, Auto- und Fahrradfahrer an die Regelungen hielten. 89 Einsatzkräfte der Polizei waren in Dülken tätig. 135 Mitarbeiter der Stadt, Kräfte der Kreisverwaltung am Bürgertelefon und 93 Helfer des DRK waren im Einsatz. Mit Lautsprecherdurchsagen stellten die Beamten sicher, dass möglichst jeder Bewohner den abgesperrten Bereich verlässt. „Wir gehen in jede Wohnung rein“, sagt Polizeisprecher Wolfgang Goertz. „Es muss sicher sein, dass sich niemand mehr in dem gefährdeten Bereich befindet.“ Erst danach könne die Stadt weitere Schritte einleiten.

Alle Arbeiten erfolgten in enger Absprache mit der Stadt, die das Entschärfen der Bombe und alle Sicherheitsvorkehrungen koordiniert. „Es war ein Arbeiten Hand in Hand“, sagt Ordnungsdezernent Norbert Dahmen. Gegen 18 Uhr Aufatmen: Die Senioren konnten die Rückfahrt antreten.