Bürger befürchten Wertverlust durch geplante Wohnungen für Flüchtlinge
Sie äußerten ihre Bedenken bei einer Versammlung.
Viersen. Das neue VAB-Projekt für Flüchtlinge an der Oberrahserstraße war kürzlich Thema einer Info-Veranstaltung der Stadt. In Höhe des Aldi-Marktes plant die Viersener Aktienbaugesellschaft (VAB) 36 Zwei- und Drei-Zimmer-Wohunungen in drei Haus-Paaren. Diese stehen wegen der Landesförderung zunächst nur Flüchtlingen offen; erst die folgenden Mieter müssen lediglich einen Wohnberechtigungsschein vorlegen. Die Baugenehmigung ist beantragt, Baubeginn soll im April ein.
Im Versammlungsraum der Feuerwache hatten sich mehr als hundert Interessierte eingefunden. Ein Vorwurf an Bürgermeisterin Sabine Anemüller (SPD): Es habe ein Mantel der Geheimhaltung über dem Projekt gelegen, die Bürger seien zu spät informiert worden: „Jetzt gibt es Entwürfe. Wir wollen Informationen vor den fertigen Planungen und nicht danach“, so ein Bürger.
Anemüller erklärte den Ablauf. Zudem sagte sie, dass in Viersen generell Wohnraum benötigt wird und die zunächst für Flüchtlinge geplante Bebauung sich sukzessive vermischen werde. „Wir suchen überall in Viersen potenzielle Grundstücksflächen“, betonte VAB-Vorstandsvorsitzender Albert Becker. Er erinnerte daran, dass Flüchtlingssituationen nicht neu sind: „Auch das Rahser erfuhr nach dem Zweiten Weltkrieg einen Entwicklungsschub.“ Beigeordneter Paul Schrömbges (CDU) verwies auf den hohen Landes-Zuschuss — 75 Prozent der Kosten in Höhe von 3,8 Millionen Euro trägt das Land. „Wir schaffen Wohnraum, den wir Schritt für Schritt als sozialen Wohnraum nutzen können. Wir brauchen aufgrund der demografischen Entwicklung Wohnungen, die mit Wohnberechtigungsschein genutzt werden können“, so Schrömbges.
Für Unverständnis sorgte die geplante Zufahrt über die Oberrahserstraße. Sie soll mit einer Breite von vier bis sechs Meter entlang des Spielplatzes auf die Häuser in Richtung Norden zulaufen und mindestens hundert Meter lang sein. „Die Ecke ist ein Refugium, es sind so schöne Bäume. Warum kann die Zufahrt nicht über die Süchtelner Straße erfolgen? Dann müsste das kleine Gebiet nicht gesprengt werden“, fragte eine Besucherin und erhielt dafür lauten Beifall. Warum würde nicht ein städtisches Areal an der Süchtelner Straße, das ein Landwirt nutzte, für die Zufahrt verwendet?, lautete ein weiterer Vorschlag. Anemüller versprach, die Anregungen und Bedenken in die weiteren Planungen einzubeziehen. „Die Oberrrahserstraße wird ein Sanierungsfall werden“, so die Bürgermeisterin. Jochen Häntsch erinnerte daran, dass er bereits als SPD-Ratsherr vergeblich versucht hatte, eine „vernünftige Sanierung dieser Straße“ zu erreichen. Bei den Bürgern stellte sich auch die Frage, warum das Gebiet Ninive nicht für einen solchen Sozialbau in Betracht gezogen würde.
Worüber sich die Zuhörer zudem ereiferten: Sie fürchten eine Wertminderung der Grundstücke wegen des Projektes. „Unser Haus war 470 000 Euro wert. Jetzt sind es 100 000 Euro weniger, nachdem die Bebauung klar ist“, so ein älterer Besucher. Albert Becker warf ein, dass sich dies glätten werde: „Es ist als Mischgebiet ausgewiesen. Auch eine Industrieanlage hätte dort gebaut werden können — und das wäre sicherlich schlimmer.“
„Wie wird das Grundstück eingefriedet?“, wollte ein weiterer Besucher wissen. Becker nannte einen stabilen Stabgitterzaun in durchschnittlich 1,60 Meter Höhe. „In diesen Details stecken wir aber noch nicht“, betonte Becker. tre