Bangen um die Rosenmontagszüge
Sturmtief „Ruzica“ ist aufgezogen, Böen könnten Geschwindigkeiten von bis zu 80 Kilometer pro Stunde erreichen.
Kreis Viersen. Herabfallende Dachziegel oder Wagenteile, schlingernde Großwagen: Das droht allen Karnevalisten im Kreis Viersen, die am Rosenmontag ihre Züge terminiert haben, durch Sturmtief „Ruzica“. Der Deutsche Wetterdienst hat bereits für den Morgen ab 6 Uhr eine Sturmwarnung herausgegeben. „Ab den frühen Morgenstunden sind durch das Sturmtief Windstärken zwischen acht bis neun Beaufort möglich. Die Böen können bis zu 80 Kilometer pro Stunde stark werden“, sagt Meteorologin Anne Wieczorek vom Wetterdienst. Wer auf die Karte der Wetterexperten schaut, findet Ruzica dort in ockerfarben verzeichnet — eine Klassifizierung als mittlerer Sturm.
Erich Schmitz, Präsident des „Vaterländischen Vereins Dülken“
In Dülken ist mit 130 Zugnummern, 16 Kapellen, 3000 Teilnehmern und Tausenden Zuschauern in den Straßen einer der größten Umzüge am Niederrhein terminiert. Doch ob er startet, entscheiden Stadtverwaltung, Feuerwehr, Polizei, Karnevalspräsidenten und Zugleiter heute Nachmittag. „Die Sicherheit der Zuschauer und der Gruppen geht vor“, sagt Erich Schmitz, Präsident des „Vaterstädtischen Vereins Dülken“.
Vor 26 Jahren — damals wurde der Rosenmontagszug in Düsseldorf wegen Sturm abgesagt — fielen in Dülken Dachziegel auf die Zuschauer. „Als der Zug vorbei war, waren wir uns alle einig: ,So etwas machen wir nie wieder’“, erinnert sich Schmitz. Jetzt schwankt er zwischen Hoffnung und Verzweiflung. Denn die Aktiven haben sich ein Jahr lang auf den Umzug vorbereitet, die Wagenbauer haben um die 30 Gefährte errichtet. „Bei einer Absage würde mehr als ein Tränchen fließen“, sagt der Präsident. Auch aus finanziellen Gründen. Denn die Kapellen müssen auch bezahlt werden, wenn die Instrumente stumm bleiben. Auch Nicolas Rattay, Vorsitzender vom Festausschuss Süchtelner Karneval“, bangt um den Zug: „Das ganze Jahr fiebern wir dem Rosenmontag entgegen — jetzt erwischt uns das Wetter dermaßen kalt.“ Karnevalisten, die morgen ziehen, haben Glück. „Für Sonntag liegt uns keine Unwetterwarnung vor, am Nachmittag soll das Wetter freundlicher werden“, sagt Nettetals Bürgermeister Christian Wagner. Seine Viersener Amtskollegin Sabine Anemüller sieht den Umzug in Alt-Viersen ebenso wenig in Gefahr wie Niederkrüchtens Verwaltungs-Chef Kalle Wassong den dortigen.