Die älteste Viersenerin feiert Geburtstag

Therese Fenners wird am Donnerstag 112 Jahre alt. An ihre Kindheit erinnert sie sich gerne.

Foto: Fenners

Viersen. Vor 112 Jahren verwüsteten ein Erdbeben und ein Brand die Metropole San Francisco. 250 000 der 300 000 Einwohner wurden obdachlos, 500 Menschen starben. Die Atomphysikerin Marie Curie wurde als erste Frau außerordentliche Professorin an der Sorbonne, der US-amerikanische Präsident Theodore „Teddy“ Roosevelt erhielt den Friedensnobelpreis. Und am 8. März 1906 wurde Therese Fenners im Viersener Stadtteil Rahser geboren.

Foto: bsen

Am Donnerstag feiert sie ihren 112. Geburtstag — und ist damit nach Auskunft der Stadtverwaltung die älteste Viersenerin. Nach den Recherchen von Volkmar Hess ist seine „Schwiegeromi“ sogar die zweitälteste Deutsche. „Sie hat noch viel Freude am Leben“, sagt Hess.

Sieben Mädchen und drei Jungen — so viele Kinder tobten durch das elterliche Heim im Rahser. „Ich hatte eine schöne Kindheit“, erinnert sich die Jubilarin. Die Schrecken des Ersten Weltkrieges — bei seinem Beginn war Fenners gerade acht — sind für sie heute weniger präsent. Vielmehr erinnert sie sich an die schönen Stunden ihrer Kindheit, an gemeinsame Spiele mit den Geschwistern bei der Firma Zahn im Rahser. Dort habe es einen Spielplatz mit Rutschbahn gegeben. Die Baumwollspinnerei Pongs und Zahn ist längst Geschichte — 1970 endete ihre Ära.

Und nicht nur diese: Fenners hat alle ihre Brüder und Schwestern überlebt, auch wenn diese weit älter als 80 Jahre geworden sind. Ihren Ehemann hat sie auf seinem letzten Weg begleiten müssen, ebenso den gemeinsamen Sohn Kurt. Die meisten Freunde von früher leben ebenfalls nicht mehr — die Schattenseite eines Lebens, das weit mehr als ein Jahrhundert umspannt. Manchmal wird dies auch der Viersenerin bewusst, wenn sie sagt: „Ich bin die Einzige, die übriggeblieben ist.“

Fenners ging nach der Schule in einem Schreibwarengeschäft in die Lehre, später arbeitete sie im Textilbetrieb von Goeters. Und hier schließt sich der Kreis: Seit 1999 hat sie an der Goetersstraße ihr neues Zuhause gefunden. Nach dem Tod ihres Mannes zog sie in sein Zimmer im Seniorenzentrum Maria-Hilf. Ein Bild ihres Mannes, in jungen Jahren fesch mit Hut, daneben Fotos von Tochter Mia, Enkeln und Urenkeln: Die weißen Wände dort sind bunt.

Noch heute ist die Familie in ihrem Leben wichtig — so wie früher, als Mann und Kinder stets an erster Stelle standen. Vielleicht liegt darin das Geheimnis eines langen Lebens — oder im Maß halten beim Essen sowie im Verzicht auf Alkohol und Zigaretten: „Höchstens mal ausnahmsweise beim Kegeln“, sagt Viersens älteste Dame schmunzelnd. Mit Mann und Tochter habe sie viele Jahre gespielt. Als ihr Mann aufhörte, ließ auch sie die Kugel.

Volkmar Hess ist sicher, dass auch der Humor, das Interesse am kulturellen Leben und die Freude am Lesen seiner „Schwiegeromi“ ein derart langes Leben beschert haben und erzählt von ihrem Krankenhausaufenthalt vor acht Jahren: „Bei der Visite hatte Therese Fenners, die Erklärungen des Arztes nicht verstanden und gab ihm dies zu verstehen. Als er sie fragte: „Frau Fenners, wo haben Sie Ihr Hörgerät?“, antwortete sie: „Herr Doktor, ich habe kein Hörgerät, Sie müssen nur etwas lauter mit mir reden.“

Leise wird es am Donnerstag bei der Geburtstagsfeier nicht werden: Die Familie kommt, und erneut wird der Bundespräsident gratulieren. 112 Jahre — das muss ein großer Kuchen werden, wenn alle Kerzen darauf Platz finden sollen.