Elektroauto im Test: Raumgleiter sucht passende Steckdose
Das Fahren mit dem Elektroauto macht Spaß. Doch das „Tanken“ kann zum Problem werden.
Niederrhein. Der Motor läuft schon. Sagt jedenfalls Manuel Rodrigues, Fachberater bei einem großen Autohaus in Mönchengladbach. Hören kann ich aber (fast) nichts: Der Opel Ampera, ein Elektroauto, lässt ein leises Sirren vernehmen, wenn er sich in Bewegung setzt. „Das ist ja wie bei Star Wars“, sagt meine staunende Frau bei der Probefahrt.
Der Versorger NEW und die Mönchengladbacher Kfz-Innung wollen die Elektro-Mobilität fördern und haben zu Testwochen eingeladen. Ob Elektrofahrzeuge alltagstauglich sind, wollte die WZ anhand von zwei unterschiedlichen Fahrzeugen herausfinden: dem Opel Ampera als Vertreter der Komfortklasse und dem Smart MCC als Kleinwagen.
„Geile Karre“ — diese Reaktion eines Krefelder Jugendlichen beim Anblick des Ampera wird mir während der Testphase häufiger begegnen. Der viereinhalb Meter lange Wagen mit den auffälligen Bumerang-Scheinwerfern und der sportlich niedrigen Dachlinie ist ein Hingucker. Allerdings kein Hinhörer: Plaudernde Fußgänger müssen schon mal mit einem leisen Warnton höflich darauf aufmerksam gemacht werden, dass sich ein Auto nähert.
150 Pferdestärken machen den Viersitzer zum flotten Flitzer: Da der Elektromotor seine volle Leistung aus dem Stand heraus zur Verfügung stellt, schafft der Ampera es in unter zehn Sekunden auf 100 km/h. Was allerdings die Reichweite der Batterie deutlich einschränkt.
Mit 80 Kilometern gibt Opel die elektrische Reichweite an — trotz behutsamer Fahrweise ein kaum zu erreichender Wert. Das liegt auch an den eingebauten Energiefressern: Sitzheizung, Klimaautomatik, Rückfahrkamera, Navigationssystem, Touchscreen-Display — die Ausstattung des Ampera richtet sich an gehobene Ansprüche.
Und an gut gefüllte Brieftaschen: Die getestete Top-Version kostet mehr als 50 000 Euro. Wie Manuel Rodrigues berichtet, ist das Interesse an dem Wagen groß: „Wir konnten uns vor Anfragen nach Probefahrten kaum retten.“ Klimabewusste Privatkunden und Firmen kauften den Opel. Die Stückzahlen lägen „über den Erwartungen“.
Nach der Testphase ist klar: Für mich kommt der Ampera nicht in Frage — und das liegt nicht nur am Preis. Zwar macht das Fahren mit dem lautlosen „Raumgleiter“ richtig Spaß. Doch für jemanden, der täglich mehr als 70 Kilometer zwischen Wohnort (Mönchengladbach-Wickrath) und Arbeitsstätte (Krefeld) zurücklegt, eignet sich das Auto nur bedingt.
Mit dem reinen Elektroantrieb ist die Strecke nur zu schaffen, wenn an beiden Orten die Batterie aufgeladen werden kann. Ärgerlich ist es, wenn das Aufladen wegen einer fehlenden Steckdose im Vorgarten scheitert oder das Ganze mit dem Verlängerungskabel nicht funktioniert.
Liegen bleibt man nicht: Durch einen Benzinmotor lässt sich die Reichweite auf mehr als 400 Kilometer verlängern — aber dafür verbraucht man normalen Kraftstoff.