Jetzt in St. Tönis: Die Serie der Schockanrufe geht weiter
81-Jähriger ließ sich nicht über den Tisch ziehen.
Kreis Viersen. Der Trick an sich ist nicht neu, wohl aber die „Zielgruppe“: Russisch-sprachige Menschen werden derzeit verstärkt Ziel von „Schockanrufen“. Dabei meldet sich am Telefon jemand bei einem Senior und erklärt, einem Angehörigen sei etwas zugestoßen. Jetzt werde dringend Geld benötigt, um zu helfen,
Ein solcher Fall spielte sich am vergangenen Mittwoch in St. Tönis ab. Hier wurde ein 81-jähriger Mann um 17.15 Uhr angerufen. Der Anrufer erklärte, das Enkelkind des Seniors habe einen Unfall gehabt und müsse operiert werden. Was 15 000 Euro koste. Der Senior reagierte geistesgegenwärtig und fragte den Anrufer, wie denn der Enkel heiße. Als keine Antwort kam, legte er auf.
„Im Moment sind russisch sprechende Opfer das Ziel. Und die Summe, die gefordert wird, ist auch immer ähnlich“, sagt Harald Moyses, Pressesprecher der Kreispolizei. Die Anrufer versuchten, das Vertrauen der Senioren zu erschleichen und eventuell auch Namen herauszubekommen. „Wenn Sie Zweifel haben, stellen Sie Fragen, die nur ein echter Verwandter wissen kann“, sagt Moyses.
Das ist nur ein Fall in einer ganzen Reihe bekannt gewordene Anrufe innerhalb weniger Tage. Am vergangenen Montag hatten Unbekannte versucht, eine 51-jährige Frau in Grefrath über den Tisch zu ziehen. Ihre Tochter sei gestürzt und habe ein Kind in Mitleidenschaft gezogen. Um die Sache aus der Welt zu schaffen, seien nun dringend 17 000 Euro nötig. Besonders perfide: Im Hintergrund waren Schreie — „Mama, Mama“ — zu hören. Blöde allerdings für den Anrufer: Die Tochter der 51-Jährigen war gerade zu Besuch bei ihrer Mutter.
Harald Moyses, Pressesprecher der Kreispolizei
Am Dienstag wurde eine Frau aus Kempen (58) mit einem ähnlichen Trick konfrontiert. Die Frau kam in ihre Wohnung zurück, sah mehrere unbeantwortete Anrufe auf ihrem Telefon und rief zurück. Man gaukelte ihr vor, ihr Sohn sei gestürzt, habe einen anderen verletzt. „Es gab weitere Anrufe dieser Art“, warnte die Polizei.
Die Masche des Schockanrufs selbst ist schon uralt. „Wenn einer angezeigt wird, wissen wir eigentlich schon, dass weitere folgen werden“, sagt Harald Moyes. Dann halte sich das Phänomen eine Weile in der Region, bevor es dann wieder verschwinde. „Dann ist wieder eine Weile ruhen.“
„Händigen Sie auf keinen Fall Geld an Unbekannte aus“, warnt Moyses. Auf jeden Fall sei es immer die richtige Idee, die Polizei einzuschalten.