Vom Hotelfach in den Malerbetrieb
Wiebke Mügge hat der Liebe wegen den Job gewechselt. Was das bedeutet, wissen viele der „Unternehmerfrauen im Handwerk“.
St. Hubert. Wo die Liebe hinfällt, da macht der berufliche Weg manchmal merkwürdige Kurven. Wiebke Mügge ist eigentlich gelernte Hotelfachfrau, aber der Liebe wegen sie im Jahr 2004 im Unternehmen ihres Mannes, Malermeister & Cotec-Designer Thomas Gerrits in St. Hubert, eingestiegen. Decken-, Wand- und Bodengestaltung ist dort das Geschäft. Früher kümmerte sich Wiebke Mügge in Hotels um die Gäste, heute kümmert sie sich um alles, was im Büro so anfällt, betreut die Ausstellung im Betrieb am Krähenbusch 53, vertritt das Unternehmen auch bei Fachmessen, sucht Bewerber aus und noch vieles mehr.
„Ich hatte von Malern keine Ahnung“, erinnert sich Wiebke Mügge und lacht. Trotzdem hat sie sich schnell eingefunden. Der Kontakt zu Mitarbeitern und Lieferanten sei gleich ganz entspannt gewesen. Vor sieben Jahren ist Mügge im Arbeitskreis Kempen-Viersen der Unternehmerfrauen im Handwerk (UFH) eingestiegen, seit einigen Monaten ist sie die neue Vorsitzende. Der Austausch untereinander gefällt Wiebke Mügge, denn bei den UFH gibt es viele Quereinsteigerinnen, die in einen Familienbetrieb eingeheiratet haben. So hat man ähnliche Probleme zu bewältigen. Wie dieses: „Normalerweise geht man nach Hause und der Chef ist weit weg. Bei uns geht das nicht“, weiß sie. Wichtig sei dabei, Beruf und Privatleben zu trennen. Auch wenn das nicht immer einfach ist. „Ich kenne ein Paar, die beiden gehen immer, wenn es etwas Berufliches zu besprechen haben, ins Büro“, sagt Wiebke Mügge. Das kann eine Lösung sein.
Der Verband bietet den Frauen viele Möglichkeiten, sich weiterzubilden. Themen, die ihnen in ihrem Arbeitsalltag begegnen, werden in Seminaren oder Vorträgen behandelt. Dazu gehören zum Beispiel betriebliche Altersvorsorge oder Computerprogramme, wie führt man Mitarbeitergespräche und wie geht man richtig mit Reklamationen um. Auch die Azubi-Suche ist ein wichtiges Thema. Denn: „Die Bewerbungen werden weniger. Das ist ein Problem, das besonders kleine Handwerksbetriebe haben.“
Weiterbildung ist für die Frauen in Handwerksbetrieben wichtig, findet Wiebke Mügge. Denn immer wieder gibt es Veränderungen in der Arbeit, wie jüngst durch die Einführung des Mindestlohns. Einmal im Jahr findet eine Landesverbandstagung der Unternehmerfrauen im Handwerk Nordrhein-Westfalen statt, bei der man sich austauschen kann. Nicht zuletzt ist es den Frauen wichtig, dass sie Einfluss erhalten in den Gremien von Handwerk und Politik. Auch die Netzwerk-Arbeit ist ein wichtiger Aspekt.
Die Frauen seien heute in der Regel in den Unternehmen ihrer Männer angestellt und würden angemessen entlohnt. Auch die Altersversorgung sei so geregelt. Die Mitarbeit im Familienbetrieb habe viele Vorteile. So erleichterten flexible Arbeitszeiten das Familienleben mit Kindern. In kleinen Betrieben seien die Frauen schnell in Entscheidungen einbezogen. Oft habe man einen eigenen Gestaltungsfreiraum. Das große Vertrauen, das durch die private Beziehung herrscht, könne ein Gewinn für den Betrieb sein. Das entlaste den Chef und gebe ihm die Freiheit, sich auf seine Arbeit zu konzentrieren. „Klar ist man als Frau vom Partner abhängig. Aber das gilt durchaus auch andersherum“, gibt Wiebke Mügge den Frauen Selbstvertrauen mit auf den Weg.