Treffpunkt Das völlig neue „Dingens“

Junge Männer und Frauen haben das ehemalige Bahnhofsgebäude zu einem attraktiven Treffpunkt gemacht.

Foto: Kurt Lübke

Grefrath. Marcus, Thomas, Nils, Björn, Fabian und Philip sitzen zusammen mit Streetworker Leon Küsters an dem massiven Eichentisch im „Dingens“. Sie wollen ihre große Eröffnungsfeier am 1. August planen. Vorher berichten sie aber noch, was sie im vergangenen Jahr geleistet haben.

Am Anfang stand die Erkenntnis: Die Suche nach einer große Halle für die jungen Menschen der Gemeinde ist gescheitert. Von der Politik fühlten sie sich allein gelassen, da beschlossen die jungen Leute, selbst aktiv zu werden: „Wir fangen jetzt an das ,Dingens’ zu renovieren.“

Das ist ein Jahr her. Und das ehemalige Bahnhofsgebäude ist heute nicht wiederzuerkennen. Hell, modern und sauber ist es. Die jungen Männer und Frauen haben die Wände gestrichen, den Boden herausgerissen, die Küche erneuert, Fensterrahmen abgeschliffen, die Fassade gereinigt und neu gestrichen und noch vieles mehr.

„Eigentlich sollte es gar nicht so lange dauern“, erzählt Fabian. Aber als erst einmal alles raus war, war klar, dass auch der Boden erneuert werden muss. Und so kam eines zum anderen.

Auch einige Möbel haben sie selbst gefertigt, andere in Kleinanzeigen gesucht, günstig gekauft und aufgearbeitet. „Das ist alles Müll“, sagt Leon Küsters über die neue „Dingens“-Ausstattung — aber das ist keinesfalls abwertend gemeint, sondern voller Bewunderung für das, was die Jugendlichen dort geschaffen haben.

„Upcycling“ heißt das: Aus alten ausrangierten Möbeln sind mit viel Arbeit und Engagement neuwertige Stücke geworden, die sich sehen lassen können. Allein die Holzplatten für den Tisch hat Marcus in stundenlanger Arbeit abgeschliffen. 2443 Stunden ehrenamtlicher Arbeit haben 43 Leute an 16 Wochenenden geleistet, hat Streetworker Leon Küsters ausgerechnet.

Das „Dingens“ ist seit fast drei Jahren kein klassisches Jugendzentrum mehr. Es wird nicht von einer Fachkraft geleitet, sondern von den Jugendlichen selbst verwaltet. Zwar haben die Streetworker dort noch ein kleines Büro. Aber wann die Jugendlichen ein- und ausgehen und was sie dort tun, entscheiden diese selber. „Die jungen Menschen brauchen einen Vertrauensvorschluss“, sagt Leon Küsters.

„Nah dran“ ist das Konzept der Grefrather Jugendarbeit, das erfolgreich funktioniert. Es besteht auf den Säulen Streetwork, Gruppenarbeit, Einzelfallhilfe und Gemeinwesenarbeit. Die Streetworker kommen mit den Jugendlichen ins Gespräch, sind verlässliche Ansprechpartner und haben das Vertrauen der jungen Menschen. Es braucht seine Zeit, um dieses Vertrauen aufzubauen. Daher sei es auch besonders schade, dass Streetworkerin Tatjana Krafczyk zum 1. August die Gemeinde verlässt, sagt Leon Küsters. Die Suche nach einem Nachfolger ist im vollen Gange.

Teil der Jugendarbeit ist, dass die Jugendlichen selbst aktiv werden, sich selbst organisieren können. Das ist an verschiedenen Stellen in der Gemeinde. Am Bauwagen am Spielplatz in Vinkrath ist es zurzeit ruhig geworden. Die Generation, die das Projekt aufgebaut hat, ist herausgewachsen, und keine neue nachgekommen. Weiterhin gut angenommen wird dagegen der Bauwagen an der Skateranlage in Oedt.

Im „Dingens“ gibt es mehrere Probenräume, dazu einen Konzertraum im ersten Stock namens „Bumens“ und einen großen Raum im Erdgeschoss. Dort soll spätestens im Oktober ein Kulturcafé — „Kukaff“ — entstehen. In Grefrath gebe es ja sonst nichts, wo man abends hingehen könne. Da soll das Dingens nun eine Anlaufstelle sein. Es soll feste Öffnungszeiten und Events geben. Jeder, der möchte, kann sich einbringen.

„Hier soll Leben in die Bude“, sagen die Aktiven. Dabei denken sie nicht nur an sich, sondern wollen, dass es auch nach ihnen weitergeht. „Wir hoffen, dass es dauerhaft angenommen wird. Es wäre schade, wenn bald keiner mehr kommt“, sagt Marcus.