Kempen Wichtige Hilfen von der Geburt bis zur Pubertät

Die Kempener Beratungsstelle hat eine neue Leitung. Künftig will das Team noch stärker auf Prävention setzen.

Foto: Reimann

Kempen. Die katholische Beratungsstelle der Caritas stellt sich neu auf — personell und inhaltlich. Neuer Leiter der Einrichtung am Oedter Pfad 10 ist Achim Wolters. Der 53-jährige Sozialpädagoge hat in der Leitung die Nachfolge von Psychologin Renate Philippen angetreten, die in den Ruhestand gegangen ist. Als neue psychologische Fachkraft verstärkt Julia Paschke das Team der Beratungsstelle. Weitere Fachkräfte für die Beratung von Eltern, Kindern und Jugendlichen sind Verena Klingen, Birgitta Hansel und Annetraud Hüskes.

„Bei unserer Beratung ist der Bereich Trennung und Scheidung weiterhin überproportional repräsentiert“, sagt Wolters. In diesem Bereich seien die Fallzahlen schon seit Jahren „konstant hoch“. Im vergangenen Jahr habe es zwar einen leichten Einbruch gegeben. „Das ist aber auch auf unsere personelle Situation zurückzuführen“, sagt der neue Leiter. Es habe einige Krankheitsfälle im Team gegeben. „Deshalb will ich auch nicht verhehlen, dass wir derzeit Wartezeiten von etwa zwei bis drei Monaten haben“, sagt Achim Wolters.

Im neuen Team sei man aber motiviert, diesen Rückstand aufzuholen. Neben den Einzelberatungen mit Eltern, Kindern und Jugendlichen gehören zum Beispiel auch Gruppentherapien zum Angebot der Caritas in Kempen. Da gibt es unter anderem das Elterntraining PEP („Präventionsprogramm für Expansives Problemverhalten“). Das Angebot richtet sich an Eltern mit Kindern zwischen sechs und zehn Jahren, die „expansives Problemverhalten“ zeigen. „Diese Kinder sind zum Beispiel trotzig, unruhig oder aggressiv“, erklärt Psychologin Paschke. Im Trainingsprogramm bekommen die Eltern nach einem persönlichen Gespräch Hilfestellungen in der Gruppe. Im Oktober soll das nächste Angebot beginnen.

Ein weiteres Gruppenangebot richtet sich an Kinder aus Trennungs beziehungsweise Scheidungsfamilien im Alter von acht bis zehn Jahren. „Unser Angebot hat zum Ziel, Familien ganz konkret bei der Bewältigung der schwierigen Trennungssituation zu unterstützen“, heißt es in einer Broschüre. Die Gruppe soll dazu einen „vertraulichen und geschützten Rahmen“ bieten. Im Herbst geht die nächste Gruppentherapie an den Start.

In Zukunft will sich die Caritas-Stelle noch stärker in der Prävention engagieren. Zum Kerngeschäft gehöre dabei eine „gelingende Elternschaft — von den frühen Hilfen bis zur Pubertät“. Dabei spielen laut Wolters zum einen Eltern eine Rolle, die ihre Kinder vernachlässigen. Zum anderen auch die von der Wissenschaft viel zitierten „Helikopter-Eltern“, die ihre Kinder zu sehr umsorgen, sind bei den Fällen in Kempen vertreten.

„Grundsätzlich sind alle unsere Angebote für die Betroffenen kostenlos“, stellt Achim Wolters heraus. Die Arbeit der Caritas-Beratungsstelle finanziert sich aus Zuschüssen von Land, Kommune, Förderverein und der Kirche. „Unsere Arbeit ist dem Bereich der Jugendhilfe zuzuordnen. Sie wird nicht vom öffentlichen Gesundheitssystem getragen.“ Die Klienten werden von städtischen Jugendämtern an die Beratungsstelle in Kempen vermittelt. Es kämen aber auch Menschen aus Eigeninitiative.

Zugenommen hat laut Wolters in den vergangenen Jahren die Vermittlung durch Familiengerichte. „Die Gerichte setzen bei Entscheidungen vermehrt auf die sogenannte Einvernehmlichkeit“, sagt der Leiter. Es komme seltener zu konkreten Urteilen. Und um die Einvernehmlichkeit zwischen den Parteien herzustellen, sei die Caritas eine Anlaufstelle.