Mit Speeddating zum neuen Job Mit Speeddating zum neuen Job

Kempen · Das Jobcenter Kreis Viersen setzt vermehrt auf  Job-Speeddating, wenn es um die Vermittlung von Menschen in Arbeit geht. So hat auch Olha Serebrii aus der Ukraine eine Stelle in einer Kita in Kempen gefunden.

Kempens Sozialdezernent Bennet Gielen (v.l.), Jugendamtsleiterin Nicole Drese-Hampe, Kita-Leiterin Petra van Geel, Olha Serebrii, Jobcenter-Geschäftsführer Franz-Josef Schmitz und Bürgermeister Christoph Dellmans werben für das Job-Speeddating, um Frauen aus der Ukraine mit potenziellen Arbeitgebern in Kontakt zu bringen.

Foto: Norbert Prümen

Rund 18 000 Menschen im Kreis Viersen erhalten derzeit Leistungen über das Jobcenter Kreis Viersen. 12 000 von ihnen gehören zur Gruppe der Erwerbsfähigen. Heißt: Sie können in Arbeit vermittelt werden. Zehn Prozent der Menschen aus dieser Gruppe kommen aus der Ukraine. Eine von ihnen ist Olha Serebrii. Doch sie steht nicht mehr auf der Lohnliste des Jocenters, sondern auf der der Stadt Kempen.

Vor zweieinhalb Jahren flüchtete die heute 44-Jährige mit ihrem 21-jährigen Sohn aus der Ukraine. Heute arbeitet sie als pädagogische Fachkraft in der Kita „Paul und Pauline“ in Kempen. „Frau Serebrii ist ein Beispiel dafür, wie aus der Ukraine geflüchtete Frauen als Fachkraft auf den Arbeitsmarkt gelangen können“, sagt Franz-Josef Schmitz, Geschäftsführer des Jobcenters Kreis Viersen. Im Rahmen des „Job-Turbos“, der seinerzeit ausgerufen wurde, gehört die Stadt Kempen zu den vielen Kooperationspartnern des Jobcenters.

Job-Speeddating extra für aus der Ukraine geflohene Frauen

Zu den Maßnahmen, die das Jobcenter anbietet, um unter anderem geflüchtete Menschen in Arbeit zu bringen, zählt auch das sogenannte Job-Speeddating. Im September vergangenen Jahres gab es so ein Job-Speeddating speziell für Frauen, die aus der Ukraine geflüchtet sind. Unter dem Titel „Markt der Möglichkeiten für ukrainische Frauen“ trafen die Frauen auf mögliche Arbeitgeber. Auch Serebrii, vom Jobcenter ausgesucht aus dem Portfolio der ukrainischen Leistungsbezieherinnen, nutzte das Angebot.

Die aus Kiew stammende Frau hatte einst Sozialpädagogik studiert und Praktika in Schulen, Kitas und Rehazentren gemacht. „Wir waren beim Job-Speeddating auf der Suche nach Mitarbeitern für die Kitas und den OGS-Bereich“, sagt Nicole Drese-Hampe. Die Leiterin des Amtes für Kinder, Jugend und Familie der Stadt Kempen war es, die im vergangenen Jahr das zehnminütige Gespräch mit Serebrii beim Speeddating führte. Die Ukrainerin habe überzeugend „gematcht“, beschreibt es Drese-Hampe. Kurz: Es passte.

Mehrere Frauen konnten in Jobs vermittelt werden

Insgesamt nahmen 60 eingeladene Ukrainerinnen teil, die sich auf zehn Betriebe verteilten. „Das geht handverlesen zu. Wir versuchen, unsere Klienten und die Firmen, die Arbeitskräfte in bestimmten Bereichen suchen, so optimiert wie möglich zusammenzuführen“, sagt Schmitz. Zwölf Frauen hatten so Kontakt zur Verwaltung der Stadt Kempen. Für sechs von ihnen öffnete sich eine Tür. „Eine Ukrainerin hat zum 1. April in der OGS angefangen. Eine weitere macht gerade in der Verwaltung ein Praktikum, und mit weiteren drei Kandidatinnen werden wir noch Gespräche führen“, sagt Drese-Hampe.

Auf zehn Wochen Praktikum folgte die Festanstellung

Auch für Serebrii ging es mit einem zehnwöchigen Praktikum los, dem sich die Festanstellung in Vollzeit anschloss. „Ich bin dankbar für die Chance, die sich mir geboten hat“, sagt Serebrii. Kita-Leiterin Petra van Geel spricht von einer Bereicherung: „Wir sind eine Sprach- und eine Plus-Kita. Da passt das hervorragend“, sagt sie. Plus-Kitas sind Einrichtungen mit einem hohen Anteil von Kindern mit besonderem Unterstützungsbedarf im Bildungsprozess.

Kempens Bürgermeister Christoph Dellmans (parteilos) hebt hervor, dass das Speeddating ein Eckstein für die Fachkräftegewinnung sei. Es funktioniere ohne große Bürokratie. „2024 konnten wir 275 geflüchtete Frauen aus der Ukraine in Arbeit integrieren. Das ist eine gute Steigerung zu 2023, wo es 120 Frauen waren. Das ist darin begründet, dass der Spracherwerb immer besser wird und dementsprechend mehr Berufsmöglichkeiten offen stehen. Diese Erfolgsgeschichte möchten wir gerne weiterschreiben“, sagt Schmitz.

Bewerbertage in Firmen sind ein weiteres Angebot

Die Job-Speeddatings laufen neben Angeboten wie etwa Bewerbertage in Firmen weiter. Das Jobcenter unterstützt auch beim Besuch von Sprachkursen bis hin zu einem Jahr. Prüfungen – von Sprachniveau A1 bis B2 – folgen, wie Christina Helling, Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt, erklärt. Je nach Spracherwerb und vorausgegangener Ausbildung schaut das Jobcenter, wo Arbeitsmöglichkeiten bestehen. „Dazu können später auch noch spezielle Jobsprachkurse kommen“, sagt Schmitz.

Olha Serebrii hatte mit einem B2-Abschluss übrigens beste Startchancen. Im Kita-Bereich sieht es so aus, dass Kräfte mit B1-Niveau einsteigen können. Die Personalverordnung sieht dann vor, dass innerhalb von zwei Jahren die B2-Prüfung abgelegt werden muss.