Umbau für die Drehleiter-Rettung

An den höchsten Häusern Kempens gibt es Probleme mit dem Brandschutz. Es muss investiert werden.

Umbau für die Drehleiter-Rettung
Foto: Kreis Viersen

Kempen. Die Bewohner von Kempens höchsten Wohnhäusern lebten offenbar jahrelang in Gefahr, ohne es zu wissen. Um diese Gefahr zu bannen, laufen derzeit mehrere Baumaßnahmen rund um fünf Mehrfamilienhäuser an der Graf-Bernadotte-, Söderblom- und Hammarskjöldstraße. Dabei geht es um Rettungswege für die Feuerwehr. Genauer gesagt um die „Aufstellflächen für das Drehleiterfahrzeug“, wie Gustav Gentges, beim Kreis Viersen für den vorbeugenden Brandschutz zuständig, der WZ bestätigt.

Umbau für die Drehleiter-Rettung
Foto: Kreis Viersen

„Wir mussten dort reagieren“, sagt Gentges. Von Bewohnern habe die Behörde den Hinweis bekommen, dass ein Haus im Rettungsfall nicht anzufahren sei. „Bei einer Ortsbesichtigung Mitte Mai haben wir dann festgestellt, dass es in der Tat Probleme mit den Aufstellflächen gibt.“ Zudem sei an der Graf-Bernadotte-Straße 12 ein Zaun gesetzt worden. Dadurch sei das Gebäude für ein Hubrettungsfahrzeug nicht zu erreichen gewesen.

Umbau für die Drehleiter-Rettung
Foto: Friedhelm Reimann

Ein Blick in die baurechtlichen Unterlagen der Gebäude habe bewiesen, dass das Bauamt mit Verweis auf die Rettungswege bereits Ende der 60er Jahre eine Veränderung verlangt habe. Dies sei aber „aus unerklärlichen Gründen“ nicht umgesetzt worden.

Umbau für die Drehleiter-Rettung
Foto: Kurt Lübke

Jetzt aber schon: Am Haus Graf-Bernadotte-Straße 12 ist die Maßnahme schon fast abgeschlossen. An den anderen Gebäuden laufen die Arbeiten ebenfalls. Die Flächen zur Platzierung der Drehleiter werden verbreitert. Zudem müssten einige Flächen, auf denen Rasengittersteine verlegt sind, erneuert werden. Diese waren laut Gentges bis zu 15 Zentimeter überwuchert: „Bei nasser Witterung fahren sich Feuerwehrfahrzeuge in dieser fettigen Mutterbodenschicht fest und sind nicht mehr einsatzbereit.“ Dies sei bei einigen Einsätzen bereits passiert.

„Nur durch die Umbauten kann garantiert werden, dass die Menschen in den oberen Stockwerken gerettet werden können“, ergänzt Experte Gentges. Der Gesetzgeber sehe vor, dass zwei Rettungswege existieren. Der eine führe durchs Treppenhaus, die Alternative sei eben die Drehleiter.

Gentges bestätigte der WZ, dass in dem Verfahren Eile geboten war. „Wenn es um Brandschutz und Rettungswege geht, darf man das nicht aufschieben. Das Kempener Bauamt hat als zuständige Behörde eine Ordnungsverfügung erlassen.“ Bedeutet, dass eine Frist gesetzt wurde. Gemeinsam mit den Hausverwaltern (Schumacher und Stenhorst) und den Bewohnerbeiräten habe man sich um eine schnelle Lösung bemüht. Mit Erfolg, weil die Umbauarbeiten jetzt laufen. „Die Alternative wäre gewesen, dass die Stadt zum Beispiel das Aufstellen von provisorischen Gerüsten zur Rettung angeordnet hätte“, so Gentges. Solche Fälle habe es auch schon gegeben.

Der Fachmann, der selbst bei der Kempener Feuerwehr aktiv ist, betont, dass der Kreis Viersen auf Eigentümern und Bewohnern entgegengekommen sei. „Wir haben da keine Großmaßnahme angeordnet“, so Gentges. Alle Aufstellflächen würden je nach Bedarf ausgebaut. An einzelnen Stellen funktioniere dies mit „verhältnismäßig geringem Aufwand“. Die Kosten hätten die Verantwortlichen dabei im Blick.

Nach Informationen der WZ aus Bewohner-Kreisen kostet die Maßnahme an einem siebenstöckigen Haus rund 40 000 Euro. Die Summe wird auf 48 Parteien umgelegt. Das ergibt pro Eigentümer rund 830 Euro. Auf Anfrage sagte die Verwaltergesellschaft Stenhorst, die für vier der fünf Häuser zuständig ist, dass noch keine endgültigen Kosten feststehen.

„Ich kann verstehen, dass man die Kosten als Bewohner nicht gerne übernimmt — gerade wenn man beispielsweise im Erdgeschoss wohnt. Es ist aber aus Gründen der Sicherheit nicht zu ändern“, wirbt Gentges um Verständnis.