Jugendrotkreuz lehrt früh Helfen

Das JRK will Kindern ab sechs Jahren spielerisch zeigen, wie wichtig es ist, anderen Menschen im Notfall beizustehen..

Foto: Knappe

Kaldenkirchen. Wo werden Kinder mit künstlichem Blut geschminkt, mit Mullbinden umwickelt und zugepflastert? „Im Jugendrotkreuz stellen wir gelegentlich zu Übungszwecken Notfallsituationen dar, man nennt uns deshalb scherzhaft auch die Pflasterkleber“, sagt Daniel Tohang. Der Gruppenleiter im Jugendrotkreuz (JRK) Nettetal erzählt von seinem Verein, in dem Kinder und Jugendliche neben Freizeitaktivitäten theoretisch und praktisch lernen, Erste Hilfe zu leisten: „Bei uns wird Gemeinschaft und Toleranz großgeschrieben“, sagt er. „Das ist eine Einstellung fürs Leben.“

Der 21-jährige Tohang kam mit sechs Jahren zum Jugendrotkreuz. Mittlerweile ist er Leiter. „Ich hatte viel Spaß in den Gruppenstunden, und diese Freude möchte ich heute anderen Jüngeren vermitteln“, nennt er als Grund für seine ehrenamtliche Tätigkeit. 14 Mitglieder hat das JRK Nettetal. Es ist zwar die Jugendorganisation des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), bildet aber eine selbstständige Einheit. „Man ist nicht automatisch auch Mitglied im DRK-Ortsverein Nettetal, kann aber gern, so wie ich oder meine Schwester und meine Mutter, später auch dort mitmachen“, erklärt Tohang.

Spielen, basteln, Ausflüge machen — Kreativität steht im Mittelpunkt der Gruppenstunden im DRK-Haus in Kaldenkirchen. Aber nicht nur, sagt Tohang: „Jugendrotkreuzler lernen auch, zu helfen. Wir üben also, Erste Hilfe zu leisten — spielerisch, aber durchaus ernsthaft.“ Dass schon Kinder durchaus fit werden können in Sachen Erstversorgung, bestätigt Nina Troche: „Ich kann am besten die stabile Seitenlage“, sagt die Achtjährige und nickt stolz.

Nina ist seit zwei Jahren in der Gruppe, die sich bei einem Schulfest in der Gemeinschaftsgrundschule Kaldenkirchen präsentierte. „Das fand ich alles sehr interessant, da wollte ich mitmachen“, berichtet das Mädchen. „In der Gruppe sind alle nett, und spannend ist es, wenn wir Verletzte spielen, damit wir bei einem Unfall alles richtig verstehen.“ Tohang ergänzt, diese Notfalldarstellung, so der Fachbegriff, sei ein fester Bestandteil der JRK-Gruppenarbeit. Die freilich hat sich in den vergangenen Jahren gewandelt.

„Die zunehmende Digitalisierung wirkt sich natürlich auch im Verein aus“, sagt Daniels Mutter Dagmar Tohang (50), beim DRK Nettetal stellvertretende Einsatzleiterin und mit zuständig für das Jugendrotkreuz. So sei es einerseits heutzutage nicht so einfach, die sogenannte Generation Smartphone überhaupt für eine Jugendgruppe zu interessieren und langfristig zu begeistern. „Andererseits hat die Digitalisierung auch Vorteile. So sind die JRK-Ortsvereine im Kreis Viersen besser vernetzt, das hilft bei gemeinsamen Aktionen, etwa einer Veranstaltung für geflüchtete Menschen, die wir durchgeführt haben“, sagt Tohang.

Zu den größtern Veränderungen, die die vergangenen Jahre mit sich brachten, gehören auch die gestiegenen Anforderungen für Verantwortliche: „Schulungen für Gruppenleiter sind intensiver geworden, ein wichtiges Thema ist beispielsweise Prävention gegen Gewalt und Missbrauch.“ Man wolle schließlich, erläutert Dagmar Tohang, auch der Verantwortung für die Kinder und Jugendlichen in den Gruppen gerecht werden.

Bei allem Wandel bleiben die wichtigsten Werte der Organisation unverändert, sagt Daniel Tohang: „Bei uns zählt die Gemeinschaft. Dabei ist jeder gleich, egal welcher Herkunft oder Religion, ob behindert oder nicht, und uns geht es ums soziale Engagement.“ JRKler können sich etwa zum Streitschlichter für Schulen ausbilden lassen oder zum Schulsanitäter, bei Aktionen wie dem „Teddybär-Krankenhaus“ lernen sie die Abläufe medizinischer Notfallversorgung kennen. Selbstverständlich komme das Spielerische nicht zu kurz. Nina hält einen Plüsch-Esel hoch: „Das ist unser Maskottchen Henry“, sagt sie.