Jugendtreff öffnet Tor zur magischen Welt
In Dülken versammelten sich erstmals Fans verschiedener Anime- und Mangaserien.
Dülken. Auf dem gelben knielangen Kleid tummeln sich rosafarbene Schmetterlinge. Durchscheinende Flügel stechen aus dem Rücken hervor. Grüne Ranken schlingen sich den Arm hinauf, und in den Haaren steckt neben zwei kleinen gelben Ohren ein bunter Blumenkranz, der sogar leuchtet. „Ich habe eine LED-Beleuchtung hineingeflochten“, sagt Yvonne Imlintz und lächelt. Die junge Frau hat sich in „Fluttershy“ aus der TV- und Spielzeugreihe „My Little Pony“ verwandelt.
Sie ist aber nicht die einzige, die eine grundlegende Verwandlung erfahren hat. Auf dem Gelände des Dülkener Kinder- und Jugendtreffs ALO sowie der benachbarten Primusschule wimmelt es von unterschiedlichen Gestalten.
Die Pokémon-Figur Lucario, eine Art blauer Fuchs, sitzt vor der Bühne auf dem Schulhof und das Ohngesicht aus Chihiros Reise ins Zauberland huscht in seinem langen schwarzen Gewand mit der merkwürdigen weißen Maske durch die Menge. Dabei streckt es ab und zu seine schwarze Hand in die Tasche und zieht einige Goldklümpchen hervor, die es anderen Figuren zeigt. „Mit diesem Gold versucht es andere Wesen anzulocken“, erklärt Nicole Kempkes vom „Dülkener Anime & Manga Fan Treffen“, das kurz D.A.M.F.T. genannt wird.
Für einen Tag haben sich ALO, Schulhof und Mensa in einen Treffpunkt für magische Wesen verwandelt: D.A.M.F.T. hat zu einem ersten Anime-Manga-Cosplay-Event namens „Chinatsu“ eingeladen. Und der zieht die Besucher nicht nur aus dem Kreis Viersen an, wie die Autokennzeichen rund um den Veranstaltungsort zeigen. Während auf der Bühne Modenschau, Musik und Cosplay-Wettbewerb laufen, bummeln andere Gäste an den Ständen der Händler, Zeichner und Künstler entlang. Ein Muss, an dem niemand vorbei kommt, ist das „Bundesamt für magische Wesen“.
„Wir sind unter anderem die Zulassungsstelle für magische Verkehrsmittel und bieten auch Konfliktberatung für Orks, Elben, Vampire, Hexen, Werwölfe und dergleichen an“, erläutert Paul M. Hermann. Der Sachbearbeiter aus dem Referat für Innere Sicherheit greift zu einer TÜV-Plakette, die direkt auch den nächsten Prüftermin angibt. Im ALO lockt das Maid- und Butlercafé „Candy Color“.
Historische Mode mit modernen Elementen, bei denen Kleider im Rokoko-Stil auf rosa Stoffe mit Hasen und Teddybären treffen, wie es die 16-jährige Nina trägt, Haarreifen, auf denen sich Popcakes mit Bonbons, Schleifen und Plüschherzen ein buntes Stelldichein geben, aber auch Haarschmuck, der wie ein Heiligenschein gestaltet ist — die Welt beim „Chinatsu“ ist bunt und viele der Outfits wurden von den Manga-Fans selbst kreiert.
„Man sucht seinen Stil oder seine Figuren und findet sie“, bemerkt Janin Stanusch, die die Bekleidung aus Richtung des Steampunks trägt — einer fantastischen, magischen Welt auf Basis des 19. Jahrhunderts. Das Kleid sei zwar ausnahmsweise gekauft, aber der Hut wieder selbst kreiert, fügt Stanusch an.
Doch egal, wer in welche Figur geschlüpft ist oder welchen Stil man vertritt: Ein jeder versucht so authentisch aufzutreten, wie es nur eben geht. „Ich fühle mich einfach wohl, wenn ich so aussehe“, meint ein 25-jähriger Mönchengladbacher, der in einem selbstgeschneiderten Outfit des Modestils Lolita steckt und von dem Event in Viersen begeistert ist.