Förster schlagen Alarm: So sehr schadet Müll der Tierwelt

Auch im Kreis Viersen ist wilder Müll ein großes Problem. Das zeigt nun eine Ausstellung auf dem Naturschutzhof in Nettetal.

Foto: jubu

Nettetal. Achtlos weggeworfener Abfall kann zur tödlichen Falle werden: „Es ist schrecklich, wie viele Tiere durch Müll in der Natur leiden müssen oder gar sterben“, beklagt Elita Grafke. Betroffen von Funden wie erstickten Vögeln oder verletzten Rehen, hat es sich die Naturtrainerin aus Schiefbahn zur Aufgabe gemacht, über die Gefahren durch Abfälle aufzuklären. So zeigt sie im Naturschutzhof in Nettetal-Sassenfeld die Ausstellung „Wilder Müll — eine lebensbedrohliche Gefahr für Tiere“.

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Lustig sieht es auf den ersten Blick aus, wie da ein Igel seinen Kopf in einen Pappbecher steckt, vielleicht um Essens- oder Getränkereste aufzulecken. Auf den zweiten Blick jedoch wird der Ernst der Lage klar: Das Tier kann seinen Kopf nicht mehr daraus zurückziehen, muss verhungern, erleidet einen qualvollen Tod. „Das ist so ein typisches Beispiel. Wer glaubt denn schon, dass so ein Einwegbecher aus Pappe oder Plastik gefährlich für Tiere sein kann“, sagt Grafke.

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Die Naturtrainerin im Naturschutzbund Krefeld-Viersen (Nabu) ist sich sicher: „Jeder Deutsche benutzt im Jahr durchschnittlich mehr als 130 solcher Becher.“ Und so manches dieser Gefäße werde achtlos weggeworfen: „Man sieht, wie viele Coffee-to-go-Becher etwa an Straßenrändern oder auf Parkplätzen rumliegen und zu Todesfallen für Mäuse, Füchse oder eben Igel werden können.“

Becher hier, Glas da — Flaschen und andere gläserne Behälter sind eine Gefahrenquelle sondergleichen: „Auch hier können Tiere reinkriechen und nicht wieder rauskommen, bei Sonneneinstrahlung kann Glas Brände auslösen, an Scherben können sich Tiere schneiden und verbluten“, zählt Grafke auf. Wenn Tiere Plastikteile oder Zigarettenkippen essen, sterben sie qualvoll. Folien, die von vielen Vögeln in Nestern verbaut werden, lassen Regenwasser nicht durchsickern — Jungvögel ertrinken im Nest. Plastiktüten werden selbst Hirschen, wie die Ausstellung zeigt, zum Verhängnis, wenn sie sich mit dem Kopf und Geweih darin verfangen.

Anschaulich hat Grafke solche Vorfälle mit Tierpräparaten aus dem Naturschutzhof und Müllteilen in der Ausstellung dokumentiert. Da ist ein Reiher, der wohl beim Beutefang in einen Gummiring gepickt und sich dabei das Teil über den Schnabel geschoben hat — der Vogel muss verhungern. Kurios mutet zunächst ein Ball mit vier Beinen an, tatsächlich hat da ein Fuchs wohl zu heftig in einen Ball gebissen und ihn sich dabei über den Kopf gestülpt — keine Chance, das Ding wieder abzubekommen.

Alle Darstellungen und Szenen wurden tatsächlichen Vorfällen in der Natur nachempfunden. „Zu sehen sind auch Fotodokumentationen“, sagt die Nabu-Naturtrainerin. „Die schlimmsten Beispiele allerdings zeigen wir nicht. Die sind vor allem Kindern nicht zuzumuten.“ Mit den Kleinen nämlich arbeitet die Naturtrainerin hauptsächlich, hat mit Zweitklässlern der Astrid-Lindgren-Grundschule in Schiefbahn im Projekt „Naturdetektive“ die Ausstellung entwickelt. Noch bis zum 17. August ist sie auf dem Naturschutzhof im Sassenfeld zu sehen. Nach den Ferien zieht sie mit dem Projekt weiter an die Kolpingschule nach Willich.

Wie wichtig beim Thema Müll in der Natur Aufklärung ist, bestätigen andere Experten. Ansgar Reichmann von der Biologischen Station Krickenbecker Seen, die Schutzgebiete im Kreis Viersen betreut: „Leider finden wir draußen immer wieder Abfälle, so mussten wir einen Silberreiher befreien, der sich in einer vergessenen oder weggeworfenen Angelschnur verheddert hat, ebenso einen Abendsegler.“

Beispiele kennt auch Förster Thomas Gieselmann, „etwa Tauben, die sich in Stricken verfangen oder Käfer und andere Insekten, die aus Pappbechern oder Getränkedosen nicht mehr rauskommen.“

Grafke appelliert deshalb an die Vernunft: „Ich glaube nicht, dass Menschen, die Müll in der Natur wegwerfen, Tieren schaden wollen.“ Umso wichtiger sei es, „dass jeder seinen Müll ordentlich entsorgt“. Damit nicht achtlos weggeworfener Abfall für Tiere zur tödlichen Falle wird.