Das neue Jahr Geldsorgen, Wahlkampf und viele Aufgaben – Prognosen für Kempen
Kempen · Die WZ blickt auf das, was 2020 in Kempen entschieden und umgesetzt werden soll. Neue Rathäuser, Schulcampus, Seniorenheim-Bau und ein Burg-Konzept - wie stehen die Chancen für diese vier wichtigen Projekte?
2019 war aus Sicht von Politik und Verwaltung ein schwieriges Jahr. Geprägt von Problemen in der personellen Struktur war es für die Verwaltung schwierig, konkrete Projekte umzusetzen. Unser Rückblick auf die WZ-Prognosen verdeutlichte jüngst, dass es an einigen Stellen gehakt hat. 2020 muss also einiges besser werden. Unter dem Einfluss des Wahlkampfes stehen für Kempen wegweisende Projekte und Entscheidungen an. Und dann hängt über allem auch noch das viel zitierte „Damoklesschwert“ eines möglichen Haushaltssicherungskonzeptes. Wie auch immer: Blicken Sie mit der WZ-Redaktion auf 2020 – blicken Sie auf vier Projekte und ihre Chancen zur Umsetzung.
Neue Rathäuser sollen
alsbald bezogen werden
Beginnen wir mit einem Thema, das auf den ersten Blick eigentlich ganz rosig ausschaut. Denn der Bau der drei neuen Verwaltungsgebäude zwischen Finanzamt und Bahnhof ist weitgehend abgeschlossen. Die Firma Hout Consens als Bauträger ist so gut wie durch. Aus dem Rathaus am Buttermarkt heißt es, dass die Stadt Kempen als Käuferin im Laufe des Januars die Schlüssel für die drei sogenannten Kopfhäuser bekommen soll. Jedenfalls könnte es erst dann einen Rundgang-Termin mit der Presse geben, hieß es auf mehrere Anfragen der WZ Ende des Jahres 2019.
Bis zum Frühjahr sollen die Mitarbeiter in die neuen Gebäude einziehen. Vorgesehen ist, dass der neue Standort eine Art „Soziales Rathaus“ wird. Die Ämter des Dezernates B (Schule, Soziales, Senioren und Jugend) sind für die Neubauten vorgesehen. Wie das konkret ablaufen soll und welche Ämter noch für einen zügigen Umzug infrage kommen, dazu hat die Stadt Kempen sich bislang öffentlich nicht geäußert. Unterm Strich sollen die etwa zehn Millionen Euro teuren Bauten ja dazu dienen, die bisherigen Außenstellen aufzugeben. Dabei reden wir vom Jugendamt in St. Hubert sowie vom Gebäude am Acker in Kempen mit Grünflächen- und Rechnungsprüfungsamt. Außerdem von Standes- und Ordnungsamt an der Neustraße.
Wer auch immer in den neuen Rathäusern arbeiten wird, im Frühjahr jedenfalls sollen die Umzugskartons gepackt sein. Stellt sich die Frage, ob dieses Projekt bei der Fülle an anderen Aufgaben im Rathaus tatsächlich im Zeitplan umgesetzt werden kann.
Die WZ-Prognose: „Die Wahrscheinlichkeit, dass der Umzug in die neuen Verwaltungsgebäude bis zur politischen Sommerpause über die Bühne gegangen ist, liegt bei 20 Prozent.“
Kempen braucht ein neues Altenheim – wann kommt es?
Ein wichtiges Thema seit vielen Jahren ist die Struktur der Pflegeplätze in Kempen. Nach langem Hin und Her steht fest, dass das Von-Broichhausen-Stift aufgegeben wird. Dafür will die Stiftung Hospital zum Heiligen Geist als Trägerin zwei neue Seniorenheim-Einheiten am Schmeddersweg bauen. Die Gebäude mit jeweils maximal 80 Pflegeplätzen sind für den ersten Bauabschnitt des „Kempener Westens“ vorgesehen. Dafür hat die Stadt Kempen kurz vor Weihnachten die erste Bedingung erfüllt: Eine Änderung des Flächennutzungsplans wurde auf den Weg gebracht.
Nun müssen aber weitere behördliche Schritte folgen, die schon per Gesetz ihre Zeit brauchen werden. Denn nach dem Flächennutzungsplanverfahren folgt noch das Thema Bebauungsplan. Und zumindest in der Öffentlichkeit ist noch völlig unklar, wie denn die konkreten Baupläne vom Stiftung und Stadt aussehen. Den Beteiligten ist klar, dass das Projekt, das seit Jahren überfällig ist, in diesem Jahr festgezurrt werden muss. Eigentlich soll sogar schon dieses Jahr mit dem Bau begonnen werden. Das hatte Bürgermeister Volker Rübo im Laufe von 2019 immer wieder als Argument ins Feld geführt, um an den Grundstücken am Schmeddersweg festzuhalten. Bekanntlich waren im Frühjahr 2019 schon andere Pläne durch die Politik gegeistert. So hatte die CDU ihre Bedenken am Standort Schmeddersweg angemeldet und stattdessen eine Fläche des Cambridgeshire-Parks an der Vorster Straße ins Spiel gebracht. Nun ist der Schmeddersweg aber fix – und alle warten auf Vollzug.
Die WZ-Prognose: „Wegen des behördlichen Verfahrens liegt die Wahrscheinlichkeit, dass am Schmeddersweg noch in diesem Jahr mit dem Bau begonnen wird, bei zehn Prozent.“
Das Projekt Schulcampus
als Chefsache von Rübo
Beim Projekt Schulcampus zurückzublicken, dürfte ganz schön viel Verwirrung stiften. Zu viel ist beim Projekt, die weiterführenden Schulen baulich und pädagogisch für die Zukunft fit zu machen, schief gelaufen. Nun blicken die Beteiligten in Politik und Verwaltung nach vorn. Ebenso die Vertreter der Schulen. Aus vorliegenden Raumprogrammen sollen Konzepte werden und daraus ein Rahmenplan für die Modernisierung der Gebäude in den nächsten Jahren. Ebenfalls wieder heißer diskutiert wird ein Neubau für die Gesamtschule. Inzwischen sind einige Fraktionen der Meinung, dass dies sogar sinnvoller und günstiger sein könnte als eine Altbau-Sanierung – insbesondere der mit Asbest belasteten Hauptschule.
Trotz der immer wieder auftretenden Unwägbarkeiten – zum Beispiel bei der Interimslösung für die Gesamtschul-Oberstufe – zeigten sich die Schulleiter in der Vergangenheit immer wieder zuversichtlich, dass das tatsächliche Großprojekt unter einem guten Stern steht. Die Konzeptentwicklung mit einem neuen externen Büro unter Beteiligung von Bürgermeister Rübo sei auf einem guten Weg. So hieß es sowohl aus dem Büro des Bürgermeisters, der den Schulcampus zur Chefsache erklärt hatte, als auch aus den Rektoren-Zimmern in Thomaeum, LvD und Gesamtschule. Und eben weil es die Chefsache des im Herbst scheidenden Bürgermeisters ist, dürfte ihm daran gelegen sein, ein bestelltes Feld zu hinterlassen.
Die WZ-Prognose: „Die Wahrscheinlichkeit, dass bis zum Herbst ein konkretes Konzept für das Projekt Schulcampus steht, liegt bei 85 Prozent.“
Burg: Zügige Umsetzung
wird es keinesfalls geben
Zum Schluss widmen wir uns dem liebsten Kind Kempens – neben Karl-Heinz Hermans natürlich: Es geht um die Zukunft der Burg. Im Laufe des Jahres wird klar sein, wann das Kreisarchiv Kempen in Richtung Dülkener Neubau verlässt. Geplant ist ein Zeitpunkt in 2021. Dann wird die Stadt über das Denkmal im Herzen Kempens verfügen können. Und dann oder auch schon vorher könnte man Ideen für das historische Gemäuer entwickeln. Standesamt? Gastronomie? Ankermieter VHS? Womöglich kommen im Wahlkampf noch ein paar heimelige Wünsche hinzu. So hatte Bürgermeisterkandidat Christoph Dellmans schon im Oktober bei seiner Nominierung vor SPD und Grünen erwähnt, dass man die Burg doch komplett leerziehen könnte, indem die VHS im Franziskanerkloster untergebracht wird.
Welche Ideen auch immer noch auftauchen, die Zukunft der Burg ist Zukunftsmusik. Angesichts der anstehenden Aufgaben in den Bereichen Schule, Kitas und Sport sind sich die Fraktionen bewusst, dass die kurkölnische Festung in der Altstadt nicht ganz oben auf der Prioritätenliste steht. Dieser Eindruck bleibt auch nach der letzten Ratssitzung 2019, als um die Haushaltsposten und die steigenden Kosten gerungen wurde.
Die WZ-Prognose: „Die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Stadt Kempen in diesem Jahr ernsthaft mit einem Konzept für die Burg befasst, liegt bei einem Prozent.“