Prognosen Kempen 2019 - Das sind die Herausforderungen des Jahres
Kempen · Die Stadt Kempen startet ins neue Jahr. In ein Jahr mit großen Herausforderungen. Exemplarisch haben wir uns vier bedeutende Projekte angeschaut.
Rund um den Jahreswechsel war es ruhig und auch recht dunkel im Kempener Rathaus. Der Grund ist ganz einfach: „Zwischen den Jahren“ hatte die Verwaltung zu – und auch in der vergangenen Woche waren noch viele Mitarbeiter im Urlaub. Mit dem Montag dürfte aber in den meisten Büros das Licht wieder angehen. Die Stadt Kempen startet ins neue Jahr. In ein Jahr mit großen Herausforderungen. In ein Jahr, in dem der politische Druck, diese Herausforderungen zu meistern, groß ist: 2020 ist Kommunalwahl – und auf den Wahlkampfflyern der Parteien sollte sicher das eine oder andere Projekt mit einem grünen Häkchen versehen sein.
Exemplarisch hat sich die WZ vier bedeutende Projekte für dieses Jahr angeschaut. Und wie schon in den vergangenen Jahren ordnet die Redaktion die Projekte und deren Chancen zur Umsetzung ein. Es ist eine Art Blick in die Glaskugel – es sind die Prognosen der WZ für 2019.
Im Kempener Westen wird es keine Umgehungsstraße geben
Beginnen wir im Kempener Westen. In den kommenden Monaten wird es in Politik und Verwaltung darum gehen, wie das gleichnamige Wohngebiet in Richtung Grefrath aussehen soll. Wie viele Wohneinheiten soll es geben? Welchen Anteil bekommt der dringend benötigte Geschosswohnungsbau? Wie wird eine neue Kita eingebunden? Gibt es Platz für ein Seniorenheim? Was ist mit der FDP-Idee eines Campingplatzes? Und: Wie soll das Gebiet er- bzw. umschlossen werden?
Der große Traum des Verkehrskonzeptes ist eine Umgehungsstraße – die Fortsetzung und damit Schließung des Kempener Außenrings. Das sehen zum einen die Anwohner von Oedter Straße, Birken- und Berliner Allee so. Entsprechende Stimmen gibt es aber auch in Kommunal- und Landespolitik. Es sei die letzte Chance für Kempen, den sogenannten Ringschluss zu vollziehen, heißt es vonseiten einiger einflussreicher Politiker. Insofern ist der Wille für die große Lösung bei vielen Beteiligten vorhanden. Das Fleisch wird aber trotzdem schwach sein. Zu groß wäre der finanzielle und planerische Aufwand, den nur Land und Bund gemeinsam stemmen könnten. Und auf diesen Ebenen gibt es weitaus wichtigere Verkehrsprojekte als die Erweiterung der Bundesstraße 509 im Kreis Viersen. Deshalb gilt folgende WZ-Prognose: „Die Wahrscheinlichkeit, dass Kempen im Westen den Ringschluss realisiert, liegt bei fünf Prozent.“
Schulcampus: Bis Ende
2019 sollte ein Konzept stehen
Großer politischer Druck dürfte beim Thema Schulcampus herrschen. Eltern, Lehrer, Schulleiter und vor allem Schüler haben schon seit langem die Nase voll: zu wenig Klassenräume, marode Gebäude, veraltete Technik. Deshalb bastelt die Stadt am großen Wurf: Im Rahmen des Projektes Schulcampus soll ein bauliches und pädagogisches Konzept zur Neuausrichtung der weiterführenden Schulen aufgestellt werden. Letztlich geht es – je nach Sichtweise – um ein Investitionsvolumen zwischen 50 und 80 Millionen Euro. Zur Ausgabe des letztgenannten Höchstbetrags dürfte in der Stadt Kempen keiner der Verantwortlichen bereit sein. Bei aller Wichtigkeit der Bildungseinrichtungen gibt es auch noch andere teure Baustellen.
Nichtsdestotrotz wird die Politik den Druck auf die Verwaltung erhöhen, damit überhaupt etwas Zählbares in den Überlegungen herauskommt. Schon in den nächsten Wochen sollen erste Zahlen aus den beauftragten Gutachten vorliegen. Anhand dieser Fakten wird sich ein sogenannter Lenkungskreis um die Aufstellung eines Konzeptes kümmern. Im Herbst 2018 hatte Bürgermeister Volker Rübo das Projekt zur Chefsache erklärt. Nun muss er in diesem Bereich auch liefern. Darauf wird auch „seine“ CDU-Fraktion im Laufe des Jahres achten. Deshalb folgende WZ-Prognose: „Die Wahrscheinlichkeit, dass bis Ende 2019 ein Konzept für den Schulcampus vorliegt, beträgt 80 Prozent.“
Gute Signale für den neuen Kunstrasen in St. Hubert
Im schon erwähnten Kampf um Stimmen für die Kommunalwahl 2020 spielen die Wahlberechtigten in St. Hubert eine große Rolle. Und ein großer Teil davon hat ein Interesse daran, dass St. Hubert endlich den versprochenen und schon beschlossenen Kunstrasen bekommt. Die Umsetzung ist bislang daran gescheitert, dass noch keine Einigung mit dem Eigentümer des vorgesehenen Grundstücks erzielt werden konnte. Der Landwirt, dem das Fleckchen Erde an der T-Kreuzung Kempener Landstraße/Tönisberger Straße gehört, würde wohl verkaufen. Allerdings nicht gegen Bares, sondern gegen Grundstücke im neuen Baugebiet „Auf dem Zanger“.
Dieses Projekt wiederum befindet sich in der Umsetzung – die Erschließung des ersten Teilstücks läuft. Und wie man aus dem Rathaus hört, besteht zum Eigentümer ein guter Kontakt. Insofern sind dem Projekt Kunstrasen für St. Hubert im laufenden Jahr keine schlechten Chancen einzuräumen. Zumindest die letzten planerischen Hindernisse sollten aus dem Weg geräumt werden können. Das führt zur folgenden WZ-Prognose: „Dafür, dass die Stadt bis Ende 2019 ein geeignetes Grundstück für einen neuen Kunstrasen in St. Hubert hat, liegt die Wahrscheinlichkeit bei 70 Prozent.“
Begegnungszentrum: Geringe Chancen auf Fördermittel
Bei folgendem Thema hat die Redaktion lange überlegt, ob es noch einmal ins Prognosen-Kleeblatt kommt. Zu oft ist an ähnlicher Stelle in den vergangenen Jahren über das Begegnungszentrum für St. Hubert philosophiert worden. Wir machen es trotzdem mal. Schließlich passt das Thema mit Blick auf die Zeitschiene in dieses Format wie kein zweites: Denn bis Ende 2019 muss das Projekt abgeschlossen sein, damit die Stadt Kempen rund 400 000 Euro der Gesamtkosten (730 000 Euro) vom Land erstattet bekommt. Diese Frist ist bereits verlängert worden. Eigentlich hätte alles schon 2018 fertig sein müssen. Das hatte nicht geklappt, weshalb die Bezirksregierung in Düsseldorf eine Verlängerung genehmigt hat.
Doch ob es bis zur Weihnachtszeit in diesem Jahr hinhaut, steht in den Sternen. Zu wenig an Konzept liegt auf dem Tisch, zu viele offene Fragen sind noch da. Und zu zurückhaltend waren die Aussagen der verantwortlichen Dezernenten Michael Klee und Marcus Beyer in der letzten Ratssitzung 2018. Irgendwie fehlt die letzte Überzeugung für das Projekt. Allerdings gibt es einen Beschluss, dass das Zentrum für Integrationsarbeit und Vereine in jedem Fall in der ehemaligen Hubertusschule entstehen soll – auch ohne Landesmittel. Dennoch führt der realistische Blick auf den Faktor Zeit zu dieser WZ-Prognose: „Die Wahrscheinlichkeit, dass die Stadt Kempen das Geld vom Land bekommt, liegt bei 20 Prozent.“
Vielleicht ist diese eher negative Aussage ja auch ein Ansporn für die Verwaltung. Spätestens in einem Jahr werden wir es sehen, wenn die WZ ihre eigenen Prognosen für das dann alte Jahr auf den Prüfstand stellt.